Hans Martin Galliker startet durch. Mit mehreren Öko-Unternehmen setzt er sich für mehr Umweltschutz in China ein. Die Beijing Rundschau hat sich zu einem Interview mit dem ambitionierten Schweizer getroffen, um mehr über ihn zu erfahren.
Seit der Öffnung haben sich immer mehr ausländische Investoren und tüchtige Geschäftsleute nach China begeben, um ein Stück vom großen Kuchen zu ergattern. Das riesige Land mit dem größten Markt und den meisten potenziellen Abnehmern gleicht einem Schlaraffenland für Geschäftsleute, die sich wirtschaftlichen Erfolg und schnelles Geld erhoffen. Doch der Traum vom großen Geld ist nicht ganz so einfach wie er zu sein scheint.
Hans Martin Galliker ist einer von vielen ausländischen Jungunternehmern, die ihr Glück in China versuchen wollen. Doch was ihn besonders macht, ist seine Vision und seine Ausdauer. Sein Traum ist es, Chinas Landwirtschaft nachhaltig zu verbessern und die Entwicklung Chinas auf lange Sicht zu unterstützen. Er lebt nun seit vier Jahren in China und arbeitet tagtäglich daran, seinen Traum zu verwirklichen.
Vom Landburschen zum Unternehmer
Galliker hatte einen weiten Weg hinter sich. Er nutzte seinen landwirtschaftlichen Hintergrund, um sein Wissen in China zu Geld zu machen.
Hans Martin Galliker wurde 1980 in Beromünster, einem Dorf mit 2000 Einwohnern, geboren. Als Ältester von drei Kindern wuchs er auf dem elterlichen Bauernhof auf, wo er von klein auf mit harter Arbeit und einem starken Bewusstsein für die Natur und Umwelt in Berührung kam. Auf dem Bauernhof lernte Hans Galliker bereits in sehr jungen Jahren die wichtigsten Prinzipien des Ackerbaus, Waldbaus und der Vieh- und Milchwirtschaft kennen. Mit 15 Jahren beendete er die Schule und machte eine dreijährige Lehre zum Landwirt. Doch Galliker träumte von einem anderen Leben, als den Hof des Vaters zu übernehmen. Er interessierte sich zunehmend für das moderne Stadtleben und beschloss mit 20 Jahren, nach Zürich zu ziehen. Dort machte er sein Hobby zum Beruf und fing an, Computer zu verkaufen. Nebenbei hat er sich an der Abendschule weitergebildet und eine Ausbildung zum MCSE (Microsoft Certified System Engineer) gemacht. Die Erziehung auf dem Bauernhof und seine langjährige Erfahrung als Landwirt hatten ihmharte Arbeit und starkes Verantwortungsbewusstsein gelehrt. Dieses Arbeitsethos wurde sehr geschätzt und bereits nach einem Jahr wurde er mit der Leitung von sechs Filialen anvertraut.
Aufgrund gesundheitlicher Probleme seines Vaters kehrte Galliker nach drei Jahren wieder zum elterlichen Hof zurück und übernahm dort die Umstrukturierung des Bauernhofs. 2005, nach knapp einem Jahr, kehrte er dem Bauernhof jedoch wieder den Rücken und zog nach Gland, einem Teil der französischen Schweiz. Dort arbeitete er zunächst als Landschaftsgärtner. Später wurde er als Account Manager für IBM angestellt. 2006 begann er ein Studium an der Hochschule für Wirtschaft Zürich (HWZ) und schloss das Studium 2010 mit einem Bachelor of Science in Business-Kommunikation ab.
Erste Reise ins Land der Mitte
Während seines Studiums machte er 2008 ein Auslandssemester in China und lernte das Land zum ersten Mal kennen. Das Interesse an China stieg und er entschied sich im Frühjahr 2009 zu einer siebenwöchigen Erkundungstour durch China. Zusammen mit seinem Freund und Geschäftspartner Greg Lepkoff besichtigte er ländliche Gebiete des Riesenlandes. Die Rundum-Tour umfasste 17 Provinzen und führte durch diverse Dörfer und Städte. Diese Reise war der Ausgangspunkt seines China-Unternehmens.
Auf der Reise konnte er sich ein umfassendes Bild von Chinas Landwirtschaft machen. Er besuchte Universitäten mit Agronomie-Lehrstühlen, Maschinenfabriken, Nahrungsmittelhandelsstätte, Bauernhöfe und sprach mit einheimischen Bauern. Diese Recherche brachte ihm viel Wissenswertes über China ein. Er sah die Schwächen der chinesischen Landwirtschaft: Bodenübernutzung, Überdüngung, Wasserverschmutzung, illegale Entsorgung von Abfällen, Untermechanisierung und wenige Anreize zum qualitätsorientierten Anbau. Diese Probleme gaben ihm zu denken. Er fasste den Entschluss, Chinas Landwirtschaft mithilfe seines Fachwissens zu verbessern. Daraufhin gründete er das Unternehmen agrachina.com. Diese Internetplattform unterstützt und initiert Projekte zur nachhaltigen Entwicklung der chinesischen Landwirtschaft.
Reise mit Hindernissen, hilfsbereite Chinesen
Die Reise war ein echtes Abenteuer. So wurden sie ausgeraubt und hatten mit platten Reifen zu kämpfen. Es war nicht immer leicht; manche Vorurteile über die Gefahren, die in den ärmeren ländlichen Gebieten Chinas lauern, hatten sich als wahr erwiesen. Doch die Menschen waren ebenso freundlich und hilfsbereit, wenn sie in Not steckten und auf Hilfe angewiesen waren. So fühlte sich z.B. der Hotelbesitzer, nachdem Gallikers Wagen vor dem Hotel aufgebrochen und ausgeraubt worden war, so schuldig, dass er ihn zum Essen einlud und buchstäblich mit Geschenken überhäufte. Auch der Autovermieter war sehr zuvorkommend. Er vermietete den Wagen zu einem sehr niedrigen Preis und übernahm alle Reparaturkosten am Wagen.
Auch in den Jahren darauf, in denen er in China tätig war, konnte er auf die Unterstützung von hilfsbereiten Chinesen zählen. „Das liegt vor allem daran, dass Ausländer einen gewissen Bonus und Exotenstatus genießen und man ihnen mehr Aufmerksamkeit schenkt", meint Galliker. Er weiß es einerseits sehr zu schätzen, andererseits hält er es aber nicht für richtig.
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