01-11-2013
Politik
Chinas Führungsspitze als Zeichentrickfiguren
von Bai Shi, Zhao Bingbing

Video mit Xi Jinping ist ein Hit im Internet
 

Screenshot des Videos "Wie Führungsspitze gemacht wird". Chinas Staatspräsident Xi Jinping tritt dort als Zeichentrickfigur auf (FILE)

In einem fünfminütigen Online-Video ist der chinesische Staatspräsident Xi Jinping zum ersten Mal als Zeichentrickfigur zu sehen. Der Film mit dem Titel „Wie Führungsspitze gemacht wird" zeigt Xis Aufstieg an die politische Spitze Chinas.

Das Video gibt es in einer chinesischen und englischen Version. Seit seiner Veröffentlichung bei Youku am 14. Oktober wurde es über 2,4 Millionen Mal gesehen.

Der Film macht Anspielungen auf die Regierungssysteme in China, den USA und Großbritannien. Der Weg in Chinas Präsidentenamt sei mit dem „Training eines Kungfu-Meisters" zu vergleichen, heißt es in der englischen Version. 

Xis Aufstieg zum Staatspräsidenten begann in den 1970er Jahren als Beamter auf Kommunalebene in der Provinz Shaanxi. Der Weg von kommunalen und provinziellen Führungspositionen bis hin zur Aussicht auf das Präsidentenamt schloss „16 wichtige Versetzungen und das  Leiten der 150 Millionen zählenden Menschen in mehr als 40 Jahren ein." 

Das Video zeigt außerdem sechs weitere Mitglieder aus Chinas Führungsriege, die „Schritt für Schritt einen ähnlichen Weg zurückgelegt haben".

Auch in den USA und England ist der Weg in die politische Führung offenbar nicht leicht, wie das Video zeigt. Ein Präsidentschaftskandidat muss ein Wahlkampfteam aufbauen, Reden halten und so viel Geld wie möglich auftreiben. US-Präsident zu werden sei härter als „American Idol" zu gewinnen, lautet ein Vergleich, die der Kommentator im Film benutzt.

 Wer in England Premierminister werden will, muss es erst an die Spitze der eigenen Partei schaffen, um dann die Mehrheit im Parlament perfekt zu machen, so zeigt es das Video. "David Camerons Chance auf den Sieg war viel geringer als Susan Boyles Aussicht, "Britain's Got Talent" zu gewinnen, lautet der Kommentar.

Vom Macher des erfolgreichen Videos ist nur sein Online-Name "Workshop on Fuxing Road" bekannt, übersetzt bedeutet das „Werkstatt der Erneuerung". Viele nehmen, an, dass das Video von der Regierung stammt. Nichtsdestotrotz wird es von der Öffentlichkeit geschätzt.

"Chinas politisches System gilt allgemein als trocken und langweilig. Das Video macht Politik unterhaltsamer und bringt sie den Leuten näher", meint ein Weibo-Nutzer. Außerhalb Chinas hat das Video die Aufmerksamkeit vieler internationaler Medien erregt. Die englischsprachige Version wurde nach Angaben von AFP vom 18. Oktober 27.000 Mal angeklickt. 

Der Fernsehsender News Asia in Singapur sieht in dem Film einen Hinweis auf eine leichte Veränderung in Chinas Öffentlichkeitsarbeit, nach Angaben des Nachrichtenportals Business Insider ist das Video auf ein breiteres internationales Publikum ausgerichtet.

 

Team Player: Sechs weitere Mitglieder von Chinas Führungsspitze als Zeichentrickfiguren ( FILE)

Alle Wege führen nach Rom

von Zhao Bingbing

In jedem Land gibt es ganz besondere Bedingungen, jedes Land hat seine eigene Geschichte. In jedem Land haben die Menschen daher die für sie am besten geeigneten Systeme gewählt, um ihre Bedürfnisse nach Wachstum zu erfüllen. 

Die politischen Systeme verschiedener Länder sind oft an die heimische Situation angepasst. In Disneyland macht ein geschwungener Pfad einen Aussichtspunkt attraktiver, im Stadtzentrum dagegen sorgen breite Alleen für einen effizienteren Verkehr. Ungeachtet aller Differenzen führen aber sämtliche Wege die Menschen zu ihren Zielen.   

Ein mehr als 2 Millionen Mal geklicktes Online-Video mit dem Titel "Wie Führer gemacht werden" zeigt, dass der Weg zur Führungsspitze in China sich deutlich von dem in westlichen Ländern unterscheidet. Lange hat China politisches System im Westen unter Vorurteilen gelitten.

Jedes System hat seinen Sinn. China ist das bevölkerungsreichste Land der Welt, die Entwicklung der einzelnen Regionen variiert stark. Ein so kompliziertes Land zu regieren und das Wohlergehen seiner Bevölkerung sicherzustellen, erfordert ein starkes System und eine effizientere Regierung. China ist mittlerweile zur zweitstärksten Wirtschaftsmacht der Welt geworden. Mit den großen Erfolgen der vergangenen Jahrzehnte hat China bewiesen, dass sein System stabil und dynamisch ist. Auf der anderen Seite sind sich die Chinesen der Herausforderungen, vor denen sie stehen, und der Tatsache, dass Reformen von äußerster Wichtigkeit sind, bewusst.

Angesichts so zahlreicher und unterschiedlicher Zivilisationen -- wie kann die Welt da ausschließlich von einer Demokratie in westlichem Stil regiert werden? 

In der Tat hat die Demokratie in vielen afrikanischen und arabischen Ländern mit eingeschränkter Freiheit und wachsenden Konflikten versagt. Im Gegensatz dazu hat das chinesische Modell viel Lob aus Entwicklungsländern erhalten. 

Es gibt ein altes englisches Sprichwort: "Alle Wege führen nach Rom." In ähnlicher Weise haben auch die Konfuzianer immer die Idee der Harmonie in der Vielfalt befürwortet. Jedes Land hat das Recht, einen zu einem Entwicklungsstand passenden Weg zu wählen. Egal, welches System gewählt wird, das Ziel bleibt bestehen, Menschen ein besseres Leben zu ermöglichen, und gleichzeitig Sicherheit, Gleichheit und Gerechtigkeit zu erhalten. China respektiert die Wege, die andere Länder gewählt haben, es wird aber auch immer an seinem eigenen Weg beim Streben nach Glück und Wohlstand festhalten.

Der Autor Zhao Bingbing ist Wissenschaftler am Chahar Institute, einer NGO und einem Think Tank zu Chinas internationale Beziehungen.