Schüler beim Kalligraphie-Unterricht in einer Gemeindeschule in der Stadt Rizhao (Provinz Shandong) (Dong Naide)
Im digitalen Zeitalter könnten immer mehr Chinesen die Fähigkeit, mit der Hand zu schreiben, verlieren.
Chinesisch ist eine der ältesten existierenden Sprachen und wird von der größten Bevölkerung der Welt gesprochen. Die chinesischen Schriftzeichen (Hanzi) wurden aktuellen archäologischen Entdeckungen zufolge vor 6000 Jahren erfunden. Bis zur Shang-Dynastie (16. Jahrhundert v. Chr.) fand man sie meist in Form von Inschriften auf Schildkrötenpanzern oder Tierknochen vor.
Kostbares Fundstück: Ein Knochenfragment aus der Shang-Dynastie, gefunden in Anyang (Provinz Henan), wurde in der Nationalbibliothek in Beijing ausgestellt (Wan Xiang)
Über Tausende von Jahren haben Generationen von Chinesen handgeschriebene Schriftzeichen zur Kunst der Kalligraphie weiterentwickelt, mit der alte Weisheiten verbreitet wurden. Ein altes chinesisches Sprichwort lautet, dass die Persönlichkeit eines Menschen seiner Handschrift entspricht. In China glaubt man, dass sich die Haltung und der Geist einer Person in der Kalligraphie widerspiegeln, die wiederum eine Verkörperung traditioneller chinesischer Ästhetik ist.
Mit dem Einzug moderner Technologien verlieren die handgeschriebenen Schriftzeichen jedoch an Bedeutung, viele fürchten, dass sie möglicherweise ganz verschwinden werden.
Die Tastaturen von Computern und Mobiltelefonen, in die Schriftzeichen eingetippt werden, sind für die meisten zum wichtigsten Kommunikationsmittel geworden. Die Handschrift könnte möglicherweise überflüssig werden.
Um die Begeisterung für handgeschriebene Schriftzeichen zu steigern, hat Chinas Staatsfernsehen CCTV vor kurzem in der Hauptsendezeit den „Chinese Characters Dictation Contest" ins Leben gerufen. Der regionale Sender Henan TV bringt mit großem Erfolg eine ähnliche Show mit dem Titel „Hanzi Hero", in der Jugendliche zum Schreibwettbewerb antreten.
Trotz wachsender Bedenken sind andere davon überzeugt, dass das Schreiben mit der Hand nicht wirklich gefährdet ist.
Nicht nur in China werde weniger mit der Hand geschrieben, erklärt Li He, Philosoph und Wissenschaftler an der Chinesischen Akademie der Sozialwissenschaften, auch viele andere Sprachen, einschließlich Englisch, hätten mit ähnlichen Problemen zu kämpfen. Er sieht in der Förderung der Handschrift durch Ausbildungsprogramme eine mögliche Lösung.
Zhang Yiwu, Professor für chinesische Sprache und Literatur an der Peking University, glaubt dagegen, dass die Erfindung einer Technologie für die Eingabe handgeschriebener Schriftzeichen in Computer und Telefone für die Wiederbelebung der Schreibkunst auch in modernen Zeiten sorgen könnte.
Schriftzeichen sind ein essenzielles Element der chinesischen Zivilisation, diesbezügliche Probleme haben weltweit zu ähnlichen Fragen geführt. Das ist Teil des kontinuierlichen Schutzes der traditionellen Kultur.
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