09-10-2013
Kultur
Museum zeigt spektakuläres Schiffswrack
Von Yu Yan

In Beijing wurde das Wrack der gesunkenen Huaguangjiao 1 enthüllt, ein Triumph für Chinas Schutzprogramme für Kulturdenkmäler unter Wasser.

 

 

Eine Ausstellung, die die Überreste eines historischen Schiffswracks zeigt, hat bei ihrer Eröffnung am 22. August in Beijing für Furore gesorgt. Die Geheimnisse der Huaguangjiao 1 faszinierten die Hauptstadt. Fast 800 Jahre lang hatte sie unberührt unter Wasser gelegen. Das Schiff wurde nun bis zum 7. Oktober im Capital Museum gezeigt.

Die Huaguangjiao 1 wurde erstmals 1996 von einem Fischer auf dem Grund des Südchinesischen Meeres entdeckt. Es ist das erste historische Schiff, das in der Nähe der Xisha-Inseln im Südchinesischen Meer gefunden wurde. Das Handelsschiff war mit wertvollen Waren beladen, darunter Porzellan, Bronzeobjekte und Steinwerkzeuge. Die Huaguangjiao 1 wurde ursprünglich in der südostchinesischen Provinz Fujian während der Südlichen Song-Dynastie (1127-1279) gebaut. Als sie an den Xisha-Inseln in der Nähe von Hainan vorbeisegelte, kollidierte sie mit einem Riff namens Huaguangjiao und sank. Dieses Riff gab dem Schiff dann seinen Namen.   

Das gesunkene Schiff hat große archäologische Bedeutung. Experten zufolge ist es ein historisches Zeugnis des freundschaftlichen Austauschs des alten Chinas mit den Nachbarländern und zeigt außerdem seine weltweit führenden Seefahrerfertigkeiten in dieser Epoche.

 

 

Lebendige Ausstellung

"Die Ausstellung ist großartig! Sie ist so lebendig und real. Ich kann mir lebhaft vorstellen, wie das Schiff die Segel setzt, dann unglücklicherweise sinkt und am Ende geborgen wird", sagt Wei Luxi, ein zehnjähriger Grundschüler, der die Ausstellung mit seinen Eltern besuchte.

„Ich bin mit einem guten Freund hergekommen. Wir interessieren uns beide sehr für die Seefahrt und begeistern uns für Schiffsmodelle", erzählt Han Bingzhi, ein 14-jähriger Mittelschüler. Die Jungen verbrachten den ganzen Morgen im Museum und schwelgten in der Ausstellung.

Da die Schau während der Sommerferien geöffnet war, kamen viele Eltern mit ihren Kindern, um ihnen eine Lehrstunde in der Geschichte der Seefahrt zu bieten und historische Kulturdenkmäler zu besichtigen.

Die Ausstellung besteht aus fünf Teilen, die alle zusammen die Geschichte des Schiffs erzählen. Sie zeigt, wie das Schiff beim Segelsetzen aussah, wie es dazu kam, dass es sank und welche archäologischen Arbeiten unter Wasser durchgeführt wurden, um es zu bergen. In der Halle gibt es zwei speziell entwickelte Sandgruben. Alle Kulturschätze, die aus dem Schiff geborgen wurden, wurden auf dem weißen Sand drapiert, um denselben Effekt zu kreieren, als würde man sie auf dem Meeresgrund betrachten, wo sie gefunden wurden.

Bei dem weißen Sand handelt es sich nicht um gewöhnlichen Sand. Nach Angaben eines Museumsaufsehers wurde weißer Korallensand aus Hainan, wo das Schiff entdeckt wurde, benutzt.  

Die Hauptattraktion unter den insgesamt mehr als 280 Exponaten waren die wertvollen Antiquitäten, die im Inneren des gesunkenen Schiffes gefunden wurden. Dazu zählen Porzellan, Bronzeobjekte, alte Münzen und Steinwerkzeuge. Sie sind erlesene und ausgezeichnete Beispiele für Waren aus dem China jener Epoche.

 

 

Fortschritte in der Unterwasserarchäologie

Das geborgene Wrack der Huaguangjiao 1 hat eine lange Geschichte. Erstmals wurde es 1996 von einem Fischer entdeckt. 1998 wurde eine vorläufige Bergung durchgeführt, dabei wurden 1800 Gegenstände aus dem Wrack geborgen. Die offiziellen archäologischen Arbeiten begannen allerdings erst 2007, als das Nationalmuseum und das Department of Culture Radio Television Publication and Sports der Provinz Hainan gemeinsam ein Archäologenteam auf die Beine stellten.

Es war Chinas erste nationale Erkundung eines Kulturdenkmals unter Wasser und daher ein Meilenstein für die chinesische Unterwasserarchäologie, mehr als 10.000 Porzellanobjekte wurden dabei gefunden.

Tatsächlich ist die Huaguangjiao 1 weder das erste, noch das einzige gesunkene Schiff, das in der Region gefunden wurde. Da es sich um eine der am stärksten befahrenen internationalen Seehandelsrouten der Geschichte handelt, auch als maritime Seidenstraße bekannt, über die chinesische Händler früher Porzellan, Seide und andere Rohstoffe ins Ausland transportierten, befinden sich Tausende historische Schiffswracks in der Gegend.

Der Schutz des Unterwasser-Kulturerbes hat bereits die Aufmerksamkeit der chinesischen Regierung erregt.

„Sein Schutz ist ein wichtiger Bestandteil von Chinas maritimer Strategie", erklärte Shan Jixiang, Direktor der Staatlichen Kulturerbe-Verwaltung.

In jüngster Vergangenheit haben Küstenstaaten in der ganzen Welt die Entwicklung von Methoden zur Nutzbarmachung maritimer Ressourcen beschleunigt. Der Schutz und die Nutzung des Unterwasser-Kulturerbes haben dadurch wiederum breite Aufmerksamkeit erzeugt, erklärte Shan.   

"Chinas Unterwasserarchäologie und der Schutz des Kulturerbes haben in den letzten zwanzig Jahren bedeutende Fortschritte gemacht", ergänzte er.

Chinas erste Organisation für Unterwasserarchäologie, das Forschungszentrum für Unterwasserarchäologie, wurde 1987 vom Chinesischen Nationalmuseum gegründet. Bis jetzt hat das Zentrum 80 Taucher ausgebildet.

Nach mehr als zwanzigjähriger Entwicklung nimmt Chinas Schutz submariner Kulturschätze Gestalt an. Er wurde von einer leitenden Behörde auf eine aktive Kooperation verschiedener Behörden erweitert. Von der reinen Unterwasser-Archäologie hat er sich zum umfassenden Schutz submariner Kulturschätze entwickelt.

"Trotz dieser Erfolge liegt angesichts der zahlreichen Kulturdenkmäler unter Wasser noch eine Menge Arbeit vor uns", erklärte Shan.

Wegen der potenziell großen Gewinne werden Unterwasser-Kulturdenkmäler häufig geplündert, vor allem in Guangdong und Fujian, wo viele Schiffswracks ausfindig gemacht wurden. Im Kampf gegen die illegale Bergung und den Verkauf der Kulturschätze haben die Grenzschützer von Fujian beispielsweise im Oktober 2006 45 Ermittlungen wegen Diebstahls durchgeführt und infolgedessen 7144 Kulturschätze zurückgefordert.

"Die Situation ist ernst", sagt Pu Gong, Vizedirektor des Instituts für Kulturdenkmäler und Archäologie in Guangdong. Er war für die archäologischen Expeditionen zu zwei gesunkenen Schiffen, der Nanhai 1 und der Nan'ao 1, in Guangdong verantwortlich.

Gegenwärtig kommen die Hinweise über Fundorte gesunkener Schiffe fast immer von Dieben. Die Bergung der Nanhai 1, die komplett und unbeschädigt gehoben werden konnte, und der Nan'ao 1 wurden schnell vorgenommen, um Dieben zuvorzukommen, so Pu.