28-04-2009 Beijing Rundschau
Nanluoguxiang- Neues Trendviertel in alten Mauern
von Sonja Broy

Spagat zwischen Kommerz und Abriss

Man muss nicht weit laufen, um nur noch die Trümmerhaufen anderer Hutongviertel vorzufinden.

In Beijing kann Historie über über Nacht verschwinden, genauso schnell wie Moderne entsteht.

Denn das alte Beijing ist vom Bagger bedroht. Nach Schätzungen des Beijing Cultural Heritage Protection Center (CHP) , einer Nichtregierungsorganisation, die sich für die Erhaltung lokaler Kultur einsetzt, sind bereits 2000 der charakteristischen Gassen abgerissen worden. Deren Bewohner leben nun in Hochhaussiedlungen am Rande der Stadt. 1000 sollen noch intakt sein.

Der Nanluoguxiang als Touristenmagnet wird der Bagger erspart bleiben, seit 1990 steht der Straßenzug wegen seiner langen Geschichte unter Denkmalschutz. Eine große Hinweistafel am Südende zeugt davon.

Trotzdem denkt Matthew Hu vom CHP mit gemischten Gefühlen an die Nanluoguxiang: „ Die Entwicklung dort greift auch auf die Seitenhutongs über, wo immer mehr kleine Ausstellungsräume in ehemaligen Wohnungen entstehen, ganz ohne zusammenhängendes Konzept. Wir würden uns für das weitere Wachstum der Straße striktere Regeln wünschen. Hinsichtlich des verwendeten Baumaterials bei der Restauration, wie auch anderer Beschränkugen. Nicht in jeder Ecke sollte ein neuer Shop entstehen dürfen."

Das die Stadt sehr wohl ein Auge auf die Nanluoguxiang wirft, weiß Sutyadi. „Wir dürfen zum Beispiel keine laute Musik spielen und keine Werbeschilder in der Straße aufstellen“. Das Negativ-Beispiel in Sachen Kommerzialisierung liegt in unmittelbarer Nachbarschaft: Am Houhai-See versucht Abend für Abend eine Schar von Barbesitzern, die umherflanierenden Besucher mithilfe von agressiver Werbung und dröhnender Musikboxen in die eigenen Läden zu locken. Diese sehen allesamt gleich aus und zeichnen sich vor allem durch eines aus, nämlich exorbitante Preise.

Hutongs repräsentieren das „arme Beijing"

Warum die Hutongs jenseits der Nanluoguxiang vom Abriss bedroht sind, dafür kennt Matthew Hu zwei Gründe: „Sie präsentieren das arme Beijing und sind daher nicht gut für das neue, moderne Image der Stadt. Außerdem lässt sich mit Hochhäusern die freigewordene Fläche besser ausnutzen.“ Für die alteingesessenen Bewohner ist die Situation insgesamt problematisch.

Das CHP hat in einer Umfrage in 2007 herausgefunden, dass ein Drittel die Hutongs, die verglichen mit modernen Apartments nur einen geringen Wohnstandard bieten, gerne verlassen würden, wenn sie es sich leisten könnten. Auch in der Nanluoguxiang fällt sofort aus, was das tägliche Leben in den Hutongs so beschwerlich macht: die Siheyuans verfügen über keine eigenen Badezimmer. Toiletten und Waschräume befinden sich am Rande der Seitengassen und werden gemeinschaftlich genutzt. Das gilt auch für die angesiedelten Restaurants in der Nanluoguxiang, deren Gäste nach einem kleinen Fußmarsch nicht selten in der Toilette auf die Großmutter von nebenan treffen. Weder Klimaanlage, noch Heizung und nicht in allen Fällen Elektrizität „Jeder weiß, dass das Leben dort nicht einfach ist", gibt auch Hu zu bedenken. Trotzdem möchte ein weiteres Drittel weiter in den einfachen Wohnungen leben und das letzte Drittel abwarten, welche Möglichkeiten sich auftun.

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