29-09-2009 Beijing Rundschau Chinesische Bauern profitieren von der Verpachtung ihrer Böden
Die Bildung eines Marktes für Ackerböden macht es überhaupt erst möglich, diesen Flächen einen realen Wert beizumessen. Das RDI schätzt anhand des durchschnittlichen Pachtpreises der vergangenen 30 Jahre, dass der gesamte landwirtschaftlich nutzbare Grund der Volksrepublik China rund 1,2 Billionen US-Dollar wert sein könnte. Auf diesem Markt einzusteigen, könnte sich für die Bauern als eine Quelle des Wohlstands erweisen. Rund 15 Prozent aller Bauern, die an der Umfrage teilgenommen haben, verpachten ihr Land ganz oder teilweise. Die meisten Haushalte erwerben heute einen großen Teil ihres verfügbaren Einkommens ohne eigene landwirtschaftliche Tätigkeit. "Wenn wir unser Land verpachten, steigen unsere Wahlmöglichkeiten: wir können in die Fabrik arbeiten gehen, oder die Felder von anderen bestellen, um etwas dazuzuverdienen", sagt Zhang Deping, ein 48-jähriger Bauer aus Shaban in der Provinz Fujuan. Von September bis März vergibt er sein Land an einen Pächter, im Sommer baut er dort Reis für den Eigenbedarf an. "Es lohnt sich wirklich, die Felder für ein halbes Jahr zu verpachten", sagt Zhang. "Das bringt uns mehr Geld ein, als wenn wir auf unseren eigenen Feldern arbeiten würden." Dies bringt auch den Pächtern Vorteile, denn so können sie ihre Produktivität erhöhen: Laut der Umfrage des RDI sind 36 Prozent der Bauern, die als Pächter Ackerland unter den Pflug nehmen, zugleich Investoren. "Die Zahl ihrer Investitionen hat merklich zugenommen", sagt Prosterman. Shen Weifeng ist der Pächter nicht nur von Zhangs Land, sondern auch der Böden von weiteren rund 500 Familien der Gegend. Er baut hochwertiges Gemüse wie Kohlrabi, Tomaten oder grünen Pfeffer an. Den Ernteertrag exportiert er dann nach Russland oder in die Mongolei. Seit Mitte der 90er Jahre ist Shen im Geschäft, doch am Anfang zögerten viele Bauern, ihm ihr Land zu überlassen. "Aber die Zeiten haben sich geändert. Die meisten Menschen auf dem Land sind jetzt bereit, ihren Grund an mich zu vermieten. Manche haben sogar Angst, dass sie gar nicht alles verpachtet bekommen", sagt Shen. Aus anfänglich 16 Hektar wurden im Laufe der Jahre mehr als vierzig. Dass Shen überhaupt so viel pachten kann, hat er der sich stetig verbessernden Gesetzeslage zu verdanken. Das RDI hat in seiner Umfrage herausgefunden, dass 58 Prozent aller Bauern mittlerweile über einen formellen, schriftlichen Vertrag oder über ein Zertifikat zur Sicherung ihrer Bodenrechte verfügen. Die größte Gefahr droht diesen Rechtstiteln durch die willkürliche Umverteilung der Böden auf Anweisung der Dorfbürokratie. Aber das kommt heute längst nicht mehr so oft vor wie in früherer Zeit. Nur noch ein Prozent aller Befragten konnten von derartigen Vorfällen berichten, in früheren Umfragen waren es noch drei Prozent. Die Herausforderung, sagt Prosterman, liege jetzt darin, die Landrechte soweit auszubauen, dass bald alle der 200 Millionen ländlichen Haushalte in ihren Genuss kommen können.
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