27-04-2009 Beijing Rundschau Markt, Moral und Leistung von Matthias Mersch
Den öffentlichen Protesten gegen hohe Managergehälter folgen nun Gesetzesinitiativen der Regierungen. In den USA dürfen Banken und Unternehmen, die staatliche Hilfsgelder in Anspruch nehmen, im Jahr nicht mehr als 500 000 Dollar für einen Spitzenmanager ausgeben. In Deutschland soll die Einkommensgrenze bei 500 000 Euro liegen. Der SPD-Vorsitzende Franz Müntefering sparte Ende Januar in einem Zeitungsinterview nicht mit Kritik an Managern: „Die meisten sind tüchtig und verantwortungsvoll; aber: Es gibt dort auch Halbstarke, die selbst gar nicht kapiert haben, was sie eigentlich anrichten. Pyromanen, die Spaß daran haben, das Ganze abzubrennen. Aber auch Gangster, die sich mit krimineller Energie das Geld anderer Leute besorgen." 2009 ist Wahljahr, da empfiehlt es sich für gestresste Politiker, Worte in den Mund zu nehmen, die beim Wähler gut ankommen. Dem will auch die CDU/CSU-Fraktion im Bundestag nicht nachstehen und präsentiert nun einen Gesetzesvorschlag, der eine Begrenzung der Boni-Zahlungen vorsieht. Durch eine Zeitverzögerung bei der Ausschüttung der Boni sollen die Unternehmensvorstände dazu angehalten werden, sich der Entwicklung ihres Unternehmens langfristiger zu widmen. Angesichts einer längst weit verbreiteten Praxis der gestaffelten Ausschüttung halten Kritiker diesen Vorschlag jedoch für reine Augenwischerei. Schon seit mehr als zwei Jahren - also lange bevor sich die Kreditkrise des amerikanischen Immobilienmarktes zur weltweiten Wirtschaftskrise ausgewachsen hatte - wird das Thema Managergehälter in Deutschland heiß diskutiert. Und das, obwohl damals von staatlichen Hilfsleistungen für den gebeutelten Bankensektor noch gar keine Rede war. Alles dreht sich um Zahlen: große Zahlen, wenn wir die Verluste der Banken und die Höhe der Bezüge ihrer Manager betrachten, kleine Zahlen, wenn wir den Kreis der Personen ins Auge fassen, die zu den Beziehern dieser Gehälter in märchenhafter Höhe gehören, die jetzt ins Kreuzfeuer der Kritik geraten sind. In der deutschen Kreditwirtschaft sind etwa 1000 Vorstandsmitglieder beschäftigt. Die Personalberatungsfirma Kienbaum hat in einer Studie ermittelt, dass in den Jahren 2004 bis 2007 gut 200 dieser Personen ein fixes Jahresgehalt von mehr als 500 000 Euro bezogen hätten. Rechnet man die erfolgsabhängigen Vergütungen, also zumeist Boni, hinzu, so kommen 400 Manager auf ein Jahresgehalt von mehr als 500 000 Euro. Zweiundfünfzig der Vorstände schaffen es sogar, mehr als eine Million zu verdienen. Ob sie sich diese Summe aber auch wirklich verdient haben, darüber wird nun heftig diskutiert, zumal sich unter der schlichten Formel „mehr als eine Million Euro" überaus variable Zahlen verbergen können. Josef Ackermann, Chef der Deutschen Bank, die bislang nicht auf Gelder aus dem staatlichen Hilfsfonds zurückgegriffen hat, verdiente im Jahr 2008 die ansehnliche Summe von 1,39 Millionen Euro. Aber dieses fürstliche Honorar bedeutet in Wahrheit eine schmerzliche Einbuße von 90 Prozent gegenüber seinem Verdienst des Jahres 2007, denn da warf der Geldmarkt noch 13,99 Millionen Euro für ihn ab! Im Jahresbericht schrieb der Direktor der Deutschen Bank folgerichtig, dass 2008 für den Bankensektor das schwierigste Jahr seit Jahrzehnten gewesen sei. Dafür aber war 2007 ein Rekordjahr, nicht nur für Ackermann, auch für andere Vorstände im DAX gelisteter Konzerne sah es nicht so schlecht aus: Daimler-Chef Dieter Zetsche verdiente 10,01 Millionen Euro, anstatt 4,5 Millionen im Jahre 2006, Linde-Vorstand Wolfgang Reitzle brachte seiner besseren Hälfte, der TV-Moderatorin Nina Ruge, 8,06 Millionen (5,9) nach Hause. Gemessen daran nehmen sich die Bezüge von Wolfgang Klein, dem Chef der Postbank, mit 1,5 Millionen ausgesprochen bescheiden aus, jedenfalls lagen sie deutlich unter dem von der Deutschen Schutzvereinigung für Wertpapierbesitz, einem wichtigen Interessenverband der Kleinaktionäre, ermittelten Durchschnittsverdienst der Vorstandschefs von DAX-Unternehmen: 3,8 Millionen Euro. Im internationalen Vergleich liegt das Durchschnittseinkommen des Chefs einer deutschen Firma über dem seiner Kollegen aus Frankreich (2,3 Mio.), der Schweiz (2,99 Mio.) und den USA (3,03 Mio.). Manager in der Schweiz und den USA gelangen jedoch leichter in den Genuss von Boni, die sich am Aktienkurs ihrer Unternehmen orientieren. Der Spitzenverdiener im Dow Jones Index, George David, der Chef von United Technologies, bezieht beispielsweise ein Jahresgehalt von 27,8 Millionen Euro. Allerdings heißt es von Wendelin Wiedeking, dem Porsche-Chef, er habe 2007 rund 60 Millionen Euro verdient, davon verdankt er 53 Millionen seiner Gewinnbeteiligung, denn in jenem Jahr hatte Porsche einen Rekordgewinn von 5,9 Milliarden Euro erzielt.
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