11-03-2010 von Beijing Rundschau
Wang Fengying: „ made in China “soll Kennzeichen für hohe Qualität werden

Wang Fengying, 40, ist Geschäftsführerin des ersten chinesischen Autoherstellers, der die Genehmigung erhalten hat, seine Fahrzeuge in ganz Europa in den Verkauf zu bringen.

Mit der Verlagerung des Zentrums der Automobilindustrie Richtung Osten - im Jahr 2009 war China erstmals der größte Automarkt der Welt - wird man mit dieser Frau rechnen müssen, und das in einer Industrie, die von Männern dominiert wird.

Ihr Unternehmen, die Great Wall Motor Company, ist einer der führenden Hersteller von Sport Utility Vehicles (SUVs), eigentlich ein Spielzeug für Jungs: Great Wall hat davon letztes Jahr in China mehr Exemplare verkauft als jede andere Marke.

Im Jahr 2008 hat Great Wall nahezu die Hälfte seiner Produktion im Ausland abgesetzt (wegen der Wirtschaftskrise brachte es das Unternehmen letztes Jahr nur auf einen Auslandsanteil von 30 Prozent). Im Auslandsgeschäft zielt Wang im Jahr 2015 bei einer Gesamtproduktion von 1,8 Millionen Fahrzeugen auf einen Jahresabsatz von 600 000 Fahrzeugen. Die Produktion wurde bereits von SUVs auf Kleinwagen erweitert.

Die westliche Autoindustrie, deren Zuversicht durch die Weltwirtschaftskrise erschüttert ist, beobachtet Firmen wie Great Wall sehr genau.

Chinesische Autobauer hinken immer noch eine Generation hinter dem Standard des Westens her, aber sie holen rasch auf. Fachleute sind der Meinung, dass das Aufkommen alternativer Antriebstechnik es den Chinesen erlauben könnte, die eigene Entwicklung von Verbrennungsmotoren einfach zu überspringen.

Welches chinesisches Unternehmen wird als erstes unter den wichtigsten Automarken der Welt rangieren?

Geely, der private Hersteller, der in Kürze Volvo von Ford übernehmen wird? BYD, der von Warren Buffett mitfinanzierte Autobauer, der in diesem Jahr Elektroautos in die USA exportieren will? SAIC, das Riesenunternehmen in Staatsbesitz? Oder könnte es Great Wall sein, der still und leise die Grundlage für seinen Marktauftritt in Europa geschaffen hat?

Frau Wang hält sehr viel davon, vor dem Verkauf von Kraftfahrzeugen den Beweis dafür anzutreten, das sie es Wert sind, gekauft zu werden. Deshalb hat sie sich auch auf den langwierigen Prozess konzentriert, den man beschreiten muss, wenn man eine allgemeine Importerlaubnis für den europäischen Markt bekommen will. Bei vier Modellen aus der Produktion ihres Hauses ist dies nun endlich der Fall.

Allerdings geht sie nicht davon aus, dass dieses Qualitätsbescheinigung allein schon ausreicht, um das Mißtrauen der Verbraucher zu überwinden.

"Viele Konsumenten in Europa haben Vorbehalte gegenüber Produkten, die aus China stammen", sagt sie mit einer Offenheit, die ihre Geschäftspartner und ausländischen Mitbewerber beeindruckt.

Zulieferer sagen von ihr, dass sie die Rechnungen fristgerecht bezahlt, eine Tugend, die nicht von allen Unternehmen der Branche praktiziert wird. Insider loben, dass Frau Wang nicht zur Prahlerei neigt.

Great Wall "zielt vor dem Schuss", sagt Bill Russo, Chef der Beratungsfirma Synergistics und ehemals Chef von Chrysler in China: "Viele chinesische Autohersteller träumen weit über ihre Verhältnisse hinaus, und das hat durchaus etwas für sich ... Great Wall aber ist anders: wenn die über etwas reden, dann haben sie es bereits in die Tat umgesetzt."

Frau Wang, die unter den Delegierten des in dieser Woche tagenden Nationalen Volkskongresses ist, spricht sich für die Hilfe des Staates zur Überwindung des Handikaps aus, unter dem chinesische Markenartikel leiden. Es müsse Mindeststandards für das Label "Made in China" geben. Der Aufkleber soll ein Kennzeichen für hohe Qualität werden.

"Die Leute wissen, das die Schweiz berühmt ist für ihre Uhrenindustrie und Japan für seine Herstellungsindustrie. China sollte damit beginnen, Markenbewusstsein in seiner Autoindustrie zu schaffen," sagt sie. Frau Wang hegt allerdings keine Illusionen über die Geschwindigkeit einer solchen Entwicklung. Auch Great Wall wird es in Europa nicht leicht haben: "Chinesische Autos sind in diesen Ländern einfach nicht etabliert. Für ein Produkt ohne Markenpolitik wird es allenfalls langfristig Fortschritte geben."

In einem Moment, da manche Wirtschaftsleute sich sicher sind, dass China nahezu unbeschadet durch die Krise gegangen ist, hört man von Wang Fengying keineswegs, dass China in absehbarer Zeit den weltweiten Automobilmarkt übernehmen wird: "Um auf dem Weltmarkt eine bedeutende Rolle zu spielen, werden chinesische Autos noch mindestens zwanzig Jahre brauchen."

Chinas Autobauer werden vielleicht nicht so lange wie Toyota brauchen - und sie werden die Fehler der Japaner in der gegenwärtigen Rückrufwelle sehr genau studieren -, dennoch wird die „Schaffung einer Autoindustrie von internationaler Bedeutung länger dauern als die Außenwelt denkt." (Quelle: wsj.com)

 
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