27-10-2009 Beijing Rundschau Stadtchronik von Xi'an: Blüte und Untergang in raschem Wechsel
Städtische Ansiedelungen im Gebiet des heutigen Xi'an sind bereits für das 12. Jahrhundert v. Chr. nachgewiesen. Man kann also sagen, dass die Stadt auf eine mehr als 3000-jährige ununterbrochene Siedlungsgeschichte zurückblickt. Die Regenten von insgesamt 21 Dynastien wie Zhou, Qin, Han und Tang errichteten hier ihre Residenzen. Aber auch als Handelsstadt verfügt Xi'an über eine reiche Tradition. Die allgemein als „Seidenstraßen" bekannten Fernhandelswege nahmen alle von Xi'an ihren Ausgang. Am 20. Mai 1949 erlebte die alte Hauptstadt, in der sich zahlreiche Baudenkmäler und Kulturschätze befanden, ihre friedliche Befreiung, was Xi'an weitgehend vor Kriegsschäden bewahrt hat. Über die großen Veränderungen von denen die Stadt nicht nur in den letzten sechzig Jahren seit Gründung der Volksrepublik ergriffen wurde, informiert uns Sun Yawei, der Stadtchronist von Xi'an, in seinem Büro im hochmodernen Rathaus: „Um 1900 hatte Xi'an im Vergleich zu anderen chinesischen Metropolen die schwächsten wirtschaftlichen Grundlagen und eine katastrophale Infrastruktur. Öffentliche Einrichtungen, Kultur- und Bildungsinstitutionen waren praktisch nicht vorhanden. Als Ende 1934 die Longhai-Eisenbahnlinie nach Xi'an gebaut wurde, verbesserten sich die Verkehrsbedingungen, wodurch sich auch die Industrie allmählich entwickeln konnte. In gewissem Sinne profitierte die Stadt vom chinesisch-japanischen Krieg, denn ab dem Jahre 1937 strömten Kapital und Arbeitskräfte aus den von Japan eroberten Gebieten nach Xi'an. Es bildet sich ein Zentrum der Leichtindustrie, hauptsächlich Betriebe der Textil- und Nahrungsmittelindustrie siedelten sich an. Aber im Großen und Ganzen war Xi'an noch weit rückständiger als andere chinesische Städte gleicher Größenordnung."
Die Schwalben kehren zurück Die frühen Jahre der Volksrepublik bringen auch keine Verbesserung. Wegen der schwachen Wirtschaftsstruktur der Stadt ist die Sehnsucht seiner Bewohner nach besseren Lebensbedingungen umso heftiger. Aber ohne das richtige Konzept führt der Enthusiasmus der Menschen direkt in die Katastrophe. Die 83-jährige He Yulan erinnert sich: „Im Zuge der Politik des ‚Großen Sprungs nach vorn' wurden 1958 im ganzen Land Stahl und Eisen geschmolzen, viele Leute trugen ihre Möbel aus dem Haus, zerschlugen sie und machten Brennholz aus ihnen. Die ganze Stadt war in schwarze Rauchschwaden gehüllt. Niemand achtete damals auf den Schutz von Ressourcen und der Natur, geschweige denn kümmerte sich jemand um Aufforstung." Wegen des unrealistischen Strebens nach Wohlstand sah die Zukunft der alten Stadt ganz trübe aus. Erst als man im Frühjahr keine Schwalben mehr umherfliegen sah, ist den Menschen bewusst geworden, dass Wirtschaftsentwicklung nicht auf Kosten der Umwelt gehen darf. Die Schäden durch Smog und sauren Regen, die Stadtmauer und andere Bauwerke Xi'ans erlitten haben, sind irreparabel.
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