27-10-2009 Beijing Rundschau Qinhuai-Fluss: Von der Kloake zum begehrten Reiseziel von Xu Bei
Stadt und Fluss haben stets eine enge Beziehung. Die meisten weltberühmten Städte liegen an einem Fluss. Den Nanjingern gilt der Qinhuai-Fluss als Mutter ihrer Stadt. Seit vielen hundert Jahren begleitet er durch den Wandel aller Zeiten hindurch die Geschichte Nanjings.
Tausendjährige Geschichte Der Qinhuai-Fluss ist ein Nebenfluss des Jangtse-Flusses und liegt im Südwesten der chinesischen Provinz Jiangsu. Er hat eine Gesamtlänge von 110 km und ein Einzugsgebiet von 2631 Quadratkilometern. Er hat zwei Quellflüsse: der östliche entspringt im Baohua-Berg im Kreis Jurong, der südliche im Donglu-Berg im Kreis Lishui. Beide fließen am Fuß des Fangshan-Berg im Nanjinger Stadtbezirk Jiangning zusammen und münden nach mehr als 110 km in den Jangtse. Der durch Nanjing fließende kurze Teil wird Innerer Qinhuai-Fluss genannt. Die Gesamtlänge des Inneren Qinhuai-Flusses beträgt nur fünf Kilometer. Der bekannteste Abschnitt ist das Gebiet rund um den Konfuzius-Tempel in Nanjing. In den traditionsreichen Gassen wie Wuyixiang, Zhuquejie oder an der Taoyedu Anlegestelle hatten damals die Adelsfamilien ihre Wohnsitze. Da in der Ming-Dynastie die kaiserliche Prüfung im Konfuzius-Tempel veranstaltet wurde, strömten seinerzeit die Prüflingen aus dem ganzen Land herbei. Dadurch wurden die Gastwirtschaften, Teehäuser und Bordelle zu beiden Ufern des Qinhuai-Flusses enorm belebt. Der Fluß war auch ein begehrtes Thema von Dichtern und Malern geworden.
Opfer der extensiven Wirtschaft „In den 50er Jahren konnte man mit dem Wasser des Qinhuai-Flusses Gemüse waschen, in den 60ern Wäsche sauber bekommen und Felder bewässern, in den 70er Jahren war es mit der Wasserqualität schlimm geworden, in den 80ern starben die Fische aus, in den 90er Jahren trug man vom Baden im Fluss körperliche und seelische Schäden davon", so heißt es in einem makabren Gedicht über den Fluss, das jeder Nanjinger kennt. Es führt drastisch die Veränderungen vor Augen, denen der Fluss in den letzten 50 Jahren ausgesetzt war. „In meiner Kindheit war der Qinhuai-Fluss so klar, dass man bis auf den Grund sehen konnte. Als ich in die Schule ging, konnte ich immer sehen, dass die Leute entlang des Flusses ihre Wäsche wuschen. Während der Hundstage schwamm ich mit meinen Nachbarn im Qinhuai-Fluss. Seit den 70er Jahren aber war der Fluss stark verschmutzt. Nach der Geburt meiner Tochter wurde die Situation immer schlimmer: Jedes Mal wenn wir am Fluss vorbeikamen, mussten wir uns die Nase zuhalten und unsere Schritte beschleunigen", sagt die 50-jährige Chen Hua. Laut Statistiken der Stadtverwaltung gab es um 1983 am fünf Kilometer langen Inneren Qinhuai-Fluss über 220 Fabriken. Das Abwasser dieser Fabriken wurde ungeklärt direkt in den Fluss eingeleitet. Das Biotop des Qinhuai-Flusses wurde schwer geschädigt. „Im Fieber der Industrialisierung wurden von uns die Riesenprobleme im Gefolge der Flussverschmutzung einfach ignoriert", sagt Dr. Zhou Xiaohong, Professor der Soziologie an der Nanjing Universität. „Der Fluss war immer schmutziger geworden und stank immer mehr. Im Sommer fürchteten wir, an der Flussseite die Fenster zu öffnen. Sogar im Oktober mussten wir Räucherspiralen anzünden, um Mücken zu vertreiben, sonst wären wir regelrecht von ihnen aufgefressen worden! Damals hatte ich nur einen einzigen Wunsch: aus dieser Umgebung fortzuziehen, je früh, desto besser! "erinnert sich Liu Yongzhu. Liu hat mit seiner Familie 60 Jahre lang in einer Wohnung am Ufer des Qinhuai-Flusses gewohnt.
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