27-09-2009 Beijing Rundschau
Xiamens Sun Yat-sen-Straße: Alter Glanz und vage Zukunft
von Wang Wenjie

 

Zaghafte Versuche

Sowohl die Einwohner als die Regierung, sowohl die Medien als auch die Geschäftsleute hegen den Wunsch, die Sun Yat-sen-Straße wieder attraktiver zu machen. Als Sehenswürdigkeit für in- und ausländische Touristen und als traditionsreiche Straße, die tief im Herzen der Menschen aus Xiamen verwurzelt ist, steht die Sanierung der Sun Yat-sen-Straße immer im Mittelpunkt der Aufmerksamkeit.

1997 wurde der erste Bauabschnitt des Huahui-Kaufhauses in Betrieb genommen. Dieses Kaufhaus befindet sich in Bestlage und ist das erste große Kaufhaus in der Straße.

Man will mehr Leute anziehen. Daher dachte man auch an den Bau einer Shopping-Mall. Angesichts der angespannten Verkehrslage in der Gegend hat man sich jedoch erst einmal auf eine halbe Shopping-Mall beschränkt. Im Oktober 2004 begann man mit dem Rückbau der Fahrradfahrspur. Im November wird die Halb-Shopping-Mall fertiggestellt. Schon nach einem Monat tauchten die ersten Probleme auf: Verkehrsstaus in der Umgebung, Beeinträchtigung der Fußgängerzone sowie Ärger mit den Parkplätzen, die erst abgeschafft werden sollten, letztendlich aber doch beibehalten wurden und nun die Fußgänger behindern.

2005 hat man einen neuen Anlauf genommen und eine Nacht-Shopping-Mall eingerichtet. Während der Investitions- und Handelsmesse in Xiamen, die alljährlich am 8. September stattfindet, leuchtete die auf 750 Meter beleuchtete Straße zum ersten Mal. Die Qilou-Gebäude wirkten höchst edel im Schein der Lichter.

Am 24. Januar 2006 erfolgte dann die feierliche Eröffnung der Nacht-Shopping-Mall. Läden mit Getränken, Spezialitäten, Kuchen und Souvenirs und Kunsthandwerk sind hier lokalisiert. Beim Eingang zur Jukou-Straße führt man regelmäßig lokale Opern auf.

 

Die Einheimischen sind geteilter Meinung

In welche Richtung soll sich die Sun Yat-sen-Straße entwickeln? Da sind die Einheimischen geteilter Meinung. Manche sagen, dass man sie einfach so lassen soll. Manche wollen sie vollständig in eine Fußgängerzone verwandeln. Andere sind gegen eine Fußgängerzone, aber für eine "Traditionsstraße". Im Großen und Ganzen sind aber fast alle der Meinung, dass die Sun Yat-sen-Straße ihre Besonderheiten bewahren soll, um nach einer Synthese von Tourismus, Kultur und Einkaufsmöglichkeiten zu streben. Nur so könne die Sun Yat-sen-Straße wieder lebendiger werden.

Wu Feng, Barkeeper in einem Café in Xiamen, sagt, dass er die Sun Yat-sen-Straße für eine Durchgangsstraße hält, auf der Gemütlichkeit eigentlich nichts verloren habe: "Ich finde, dass die heutige Sun Yat-sen-Straße gar keine richtige Vergnügungsmeile ist. Es gibt dort keine Cafés oder Kneipen, wo man sich mal gemütlich hinsetzen und entspannt den Leuten zuschauen kann. In der Sun Yat-sen-Straße kann ich nur im Stehen etwas zu mir nehmen. Es gibt nicht einmal Sitzgelegenheiten auf der Straße."

Ning, Taxifahrer aus der Provinz Heilongjiang, lebt seit mehreren Jahren in Xiamen. Er spricht von "Durcheinander", wenn wir über die Veränderungen in der Sun Yat-sen-Straße reden. "Ständig was anderes! Mal dies, mal jenes. Ein völliges Durcheinander. Wenn ich es vermeiden kann, fahre ich da gar nicht mehr rein. Außerdem werden die Gebäude an der Straße entweder umgebaut oder anders angestrichen. Sie sind nicht mehr so faszinierend wie früher."

Durch die Sanierung möchte man eigentlich die frühere Pracht der Sun Yat-sen-wieder herstellen. Beim Umbau der Altstadt gerät man wie bei der Entwicklung vieler anderer Altstädte in den Widerstreit von Denkmalschutz und Modernisierung. Es ist bedauerlich, dass schon viel historische Bausubstanz den Planierraupen zum Opfer gefallen ist. Die Sun Yat-sen-Straße ist mit ihrem besonderen Charme einer ganz eigenen Kultur und Geschäftsstruktur verpflichtet. Gäbe es die alten Gebäude nicht mehr, wäre die Sun Yat-sen-Straße nur noch eine leere Hülle ohne jegliche Substanz.

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