05-06-2009 Beijing Rundschau
60 Jahre Eisenbahn in der Volksrepublik China
von Yu Shujun und Lan Xinzhen

Eisenbahnen sind nicht nur Pulsadern der wirtschaftlichen Entwicklung, sondern bilden in einem so weiträumigen Land wie China auch das wichtigste Transportmittel. Die Inbetriebnahme einer neuen Hauptstrecke und die Einführung von Hochgeschwindigkeitszügen wird von der Bevölkerung stets mit Begeisterung aufgenommen. Vor dem Hintergrund der weltweiten Rezession ist der Betrieb der Eisenbahnen in China ein Katalysator für wachsende Zuversicht in eine wirtschaftliche Erholung.

Laut neuesten Statistiken des Eisenbahnministeriums beliefen sich die Investitionen im Eisenbahnbau von Januar bis April auf 103,23 Milliarden Yuan, was eine erstaunliche Zunahme von 170,5 Prozent im Jahresvergleich bedeutet. Der beispiellose Investitionsboom in Sachen Bahn ist dem Konjunkturpaket der chinesischen Regierung in Höhe von vier Billionen Yuan zu verdanken, das im November letzten Jahres geschnürt wurde. Von den 230 Milliarden Yuan, die von der Zentralregierung bereits verteilt wurden, hat der Eisenbahnsektor mit einem Anteil von 13 Prozent bzw. 30 Milliarden Yuan den größten Einzelposten abbekommen. Der Eisenbahnministerium plant, in den Jahren 2009 und 2010 jeweils 600 Milliarden Yuan zu investieren, doppelt so viel wie im vergangenen Jahr. Man schätzt, dass diese Investitionen in die Bahn das BIP-Wachstum um 1,5 Prozent erhöhen und sechs Millionen neue Arbeitsstellen schaffen kann.

Die chinesische Eisenbahn hat sich aus einer beklagenswert rückständigen Position heraus entwickelt: bei der Gründung der Volksrepublik China im Jahr 1949 betrug die Länge der Eisenbahn landesweit nur 21 800 km. Ende 2008 umfasste das Streckennetz jedoch 79 000 km und nahm den dritten Platz in der Welt ein. In den vergangenen sechs Jahrzehnten, besonders aber seit Beginn der Reform- und Öffnungspolitik im Jahr 1978 ist der Eisenbahnbau gemeinsam mit der allgemeinen Entwicklung Chinas in vollem Gange. Lu Changqing, der Generalsekretär der China Railway Society, ein Zusammenschluss von technischen Beratern im Eisenbahnwesen, sagt: „Die rasche Entwicklung der chinesischen Wirtschaft hat auch den Ausbau der Eisenbahn beschleunigt. In den letzten 60 Jahren hat sich das Streckennetz vervierfacht, und die Eisenbahn wird immer schneller, günstiger und komfortabler."

Wu Weiping, Wissenschaftler am Forschungsinstituts für Streckenplanung beim Eisenbahnministerium, erklärt, China habe nicht nur Binnenstrecken gebaut, es gebe jetzt zudem zahlreiche Verbindungen in die Nachbarländer. Zur Zeit verfügt China über zehn Eisenbahnstrecken, die eine Verbindung mit dem Ausland herstellen: drei nach Russland, drei nach Nordkorea, eine in die Mongolei, zwei nach Vietnam und eine nach Kasachstan.

Von 1950 bis 1981 musste China in großem Umfang Eisenbahnstrecken bauen, um die Wirtschaft zu entwickeln. Nach der Reform und Öffnung wird der Ausbau der Eisenbahn hingegen von der Wirtschaftsentwicklung vorangetrieben.

„Nach der Reform und Öffnung hat sich die Volkswirtschaft schnell entwickelt, das Volumen der Personen- bzw. Güterbeförderung ist rasch angestiegen. Die Beförderungskapazität war in jeder Hinsicht ausgereizt, deshalb musste die Regierung in großem Maßstab die Eisenbahn ausbauen", sagt Xiang Chun, der Proffesor des Forschungszentrums für Streckenplanung beim Eisenbahnministerium.

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