19-10-2009 Beijing Rundschau Ein Gespräch mit Solohornisten Han Xiaoming von Rebecca Sumy Roth
Beijing Rundschau: Herr Han, Sie sind ja mit einem deutschen Orchester unterwegs. Wie ist das für Sie, deutsche Kultur hier in China zu repräsentieren?
Han Xiaoming: Diese Reise ist für mich etwas Besonderes. Für die deutsche Radiophilharmonie ist es die erste Reise nach China. Und mit dem eigenen Orchester im eigenen Land zu spielen ist für mich immer etwas Besonderes und immer aufregend. Denn die Leute haben viele Erwartungen. Und unser Orchester trägt einen wahnsinnig gewichtigen Namen: Deutsche Radiophilharmonie. Das heißt, man vertritt quasi das Land. Und das ist unser Glück.
Beijing Rundschau: Zumindest waren die beiden ersten Konzerte in Beijing ja nahezu ausverkauft.
Han Xiaoming: Ich glaube es sieht momentan für die gesamte Reise sehr gut aus. Die Konzerte in Suzhou, Shanghai, Macao sind fast zu 90% ausverkauft. In Peking und Shanghai gibt es gerade Festivals. Das heißt, es gibt viel Konkurrenz. Zum Beispiel das Gewandhausorchester aus Leipzig, die Sydney Symphony unter Vladimir Ashkenazy, die berühmte Geigerin Midori oder das Orchester St. Martin’s in the Fields. Es sind viele berühmte Orchester hier auf Tour. Aber unser Orchester war gut ausverkauft und wir haben uns gut geschlagen. Man merkt, das Publikum bleibt und geht nicht einfach weg. Wir haben sogar noch vier Zugaben gespielt.
Beijing Rundschau: Und wie ist das für Sie persönlich hier in China auf Konzertreise zu sein?
Han Xiaoming: Natürlich tue ich mittlerweile sehr viel, oder sagen wir: Ich versuche, eine Kulturbrücke zu sein. Ich bin seit 24 Jahren beim Saarländischen Rundfunk in Saarbrücken. Und natürlich möchte ich, dass die klassische Musik auch in meinem Land genauso so wird, wie in Deutschland. Wirtschaftlich brummt das Land ja schon sehr. Aber im Bereich der klassischen Musik gibt es noch viel nachzuholen.
Beijing Rundschau: Sie meinen, obwohl China so große Musiker wie zum Beispiel Lang Lang hat, sehen Sie im Bereich der klassischen Musik noch Vermittlungsbedarf?
Han Xiaoming: Viele Leute lernen Musik, das muss man schon sagen. Es gibt 5 Millionen Klavierstudenten, aber ich glaube: Mozart gibt es seit 250 Jahren und Bach seit 300 Jahren, und man kann diese 300 Jahre nicht einfach in 20 Jahre nachholen. In China wird ja erst seit den 80ern wieder klassische Musik gespielt.
Beijing Rundschau: Klavier lernen hier ja sehr viele, Horn vielleicht nicht unbedingt. Tun sie etwas dafür, das Horn hier bekannter zu machen?
Han Xiaoming: Ich glaube, dafür muss man nichts machen, denn in China gibt es ja momentan wie gesagt viele Pianisten, aber es gibt auch viele Hornisten. Allein in Peking gibt es 300 Blasorchester und in jedem Blasorchester und in den Musikhochschulen gibt es ein paar Hornisten. Und ich habe auch viele Studenten nach Deutschland zum Horn-Studium vermittelt. Und mittlerweile, nach vier Jahren, habe ich drei Schüler, die in Deutschland eine Stelle bekommen haben. Darauf bin ich sehr stolz. Das habe ich überhaupt nicht erwartet, dass die nach vier Jahren Studium eine Solohornstelle oder eine Tuttihornstelle in Deutschland bekommen. Das ist ja für einen Deutschen schon schwer heutzutage überhaupt eine Stelle zu bekommen.
Beijing Rundschau: Zurück zur Konzertreise der Deutschen Radiophilharmonie. Worauf darf sich das Publikum hier in China besonders freuen?
Han Xiaoming: Ja, das will natürlich das echte, deutsche Orchester hören. Diesen Klang - und wie die diese Musik machen. Denn sie wissen, ein deutsches Orchester oder ein österreichisches Orchester - das ist das Original.
Beijing Rundschau: Und was für Stücke haben sie sich für die China-Tournee ausgewählt?
Han Xiaoming: Alle Mozartkonzerte sind meine Lieblingskonzerte. Für diese Tournee habe ich Mozarts Hornkonzert Nr. 4 ausgesucht. Es ist für ein Konzert sehr geeignet, denn es ist sehr brillant. Das zweite Stück von Benjamin Britten ist ein eher selten gespieltes Stück und das ist auch sehr interessante Musik und die Kombination von Horn und Tenor ist auch sehr interessant. Mal sehen, wie es hier wirkt.
Beijing Rundschau: Viel Erfolg! Und herzlichen Dank für das Gespräch!
Han Xiaomingwurde 1963 in Shanghai/China geboren. Er erhielt den ersten Unterricht von seinem Vater und studierte dann an den Konservatorien von Shanghai und Peking. Eine Empfehlung Seiji Ozawas ermöglichte Han ein weiterführendes Studium in den USA am New England Conservatory bei Richard Mackey und Charles Kavalovski. Von 1985 bis 2007 war er Solohornist des Rundfunk-Sinfonieorchesters Saarbrücken. Als Kammermusiker spielt Han Xiaoming in verschiedenen Ensembles, u.a. im German Horn Ensemble. Seit 1992 unterrichtet er als Professor an der Musikhochschule des Saarlandes die Fächer Horn und Kammermusik.
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