28-07-2010
Smogjäger sind Truckern auf den Fersen

 

Im zentralen Geschäftsviertel Hongkongs kann man oft Angestellte sehen, die für eine kurze Raucherpause das Büro verlassen. Ganz anders verhält es sich bei Lincoln Chan: er geht raus, um etwas über den Rauch in Erfahrung zu bringen -  die Art von Rauch, die von alten LKWs ausgestoßen wird.  

Herr Chan, ein 41-jähriger Geschäftsführer in der Bauindustrie, ist einer von mindestens 5000 ´Kraftfahrzeug-Aufpassern´ in Hongkong. Diese von der Regierung bestellten freiwilligen Helfer sind damit beauftragt, die Straßen von LKWs, Bussen und Lieferwägen zu befreien, deren Abgase aus veralteten oder falsch eingestellten Auspuffanlagen dazu beitragen, Hongkong zu einer der am stärksten unter Smog leidenden Städte der Welt zu machen. Seitdem Herr Chan seine Einweisung in den Kontrolldienst erhalten hat, verlässt er nun öfters sein Büro, um Smogsünder auszukundschaften.  

Er sei schon so gut, berichtet er stolz, dass er Fahrzeuge, welche die Umwelt verschmutzen, schon von weitem erkennen könne und bis zu zehn von ihnen in kaum einer halben Stunde zur Anzeige bringt. Mittlerweile nutzt er seine Mittagspausen, um aus einem gut getarnten Versteck die Hauptverkehrsader im zentralen Geschäftsviertel zu überwachen.

„Meinen genauen Standort verrate ich nicht, da die Fahrzeugführer sonst gewarnt wären, und mich auf Schleichwegen umfahren könnten", berichtet Herr Chan, dem sein Anliegen sehr wichtig ist, weil er selbst an Asthma leidet.  

Abgaskontrolleure wie Herr Chan erwischen jedes Jahr Tausende von Smogsündern. Verdächtige Fahrzeuge werden an speziellen Kontrollstellen auf den Prüfstand gestellt, dort werden dann Abgasmenge und –zusammensetzung gemessen. Überschreiten die Abgaswerte die staatlichen Richtwerte, verlieren die Fahrzeuglenker nicht nur ihre Fahrerlaubnis, sondern müssen das Fahrzeug verschrotten lassen, falls sie es nicht entsprechend nachrüsten. Erscheint man nicht zum Wiedervorführtermin, ist es vorbei mit der Fahrerlaubnis.  

Hongkong hat allen Grund, das Problem sehr ernst zu nehmen. Nach Angaben der Weltgesundheitsorganisation (WHO) ist die Luft in Hongkong dreimal so verschmutzt wie die New Yorks und doppelt so schlecht wie die Luft in London. Während dafür gemeinhin die Fabriken im benachbarten Südchina verantwortlich gemacht werden, sehen Umweltforscher auch in der lokalen Luftverschmutzung einen nicht unerheblichen Faktor. Eine Studie der Hongkonger „University of Science and Technology" aus dem Jahr 2007 zeigt, dass sogar überwiegend die „hausgemachte" Luftbelastung -  zum Beispiel durch den Kraftverkehr - zur dicken Luft über der Stadt beiträgt, damals lag der Anteil bei 53 Prozent.   

Die schlechte Luftqualität hat bereits etliche bedeutende Persönlichkeiten aus der Stadt vertrieben. Unter anderen den Dirigenten des Hongkonger Philharmonieorchesters, oder erst letzten Monat Anthony Hedley, 69, ein Wissenschaftler, der  im öffentlichen Gesundheitswesen tätig war. Hedley, der 22 Jahre in Hongkong gelebt hat, bezeichnete die verschmutzte Luft als „sein größtes Gesundheitsrisiko."  

Das sogenannte `Smoky Vehicle Control Program`, das vom Umweltamt der Stadt im Jahr 1988 eingeführt worden ist, ist eine der Maßnahmen aus dem Repertoire staatlicher Kontrollmittel. Es folgt dem Vorbild San Franciscos aus den 1970er Jahren, wo ein kleiner Trupp von Autos, bekannt als die `Air Pollution Patrol`, auf der Jagd nach umweltschädigenden Fahrzeugen die Straßen rauf und runter fuhr.

Hongkongs unbezahlte `Smog Spotter`, bemühen sich redlich, mit den rund 588 000 in der Sonderverwaltungszone angemeldeten Kraftfahrzeugen klar zu kommen. In den ersten fünf Monaten des Jahres 2010 wurden allein 1945 Wagen kontrolliert, bei einem Drittel von ihnen wurden Mängel festgestellt. 

Bei den LKW-Fahrern sind die Kontrolleure verhasst. Leung Kun vom Verband der Kowlooner Fuhrunternehmer seufzt, als er nach den Abgaskontrolleuren gefragt wird. Er sagt, dass er Umweltschutz durchaus befürworte, sich allerdings frage, ob es sinnvoll sei, die Existenz der Trucker in die Hände von anderen zu legen.  „Es gibt nichts, was wir wirklich tun könnten", sagt der 74-jährige Leung resigniert, der seit beinahe vierzig Jahren Lastwagen fährt.   

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