19-03-2010 Beijing Rundschau Auf der Suche nach einem CO2-armen Alltagsleben von Huang Wei
Die Journalistin Zeng Wenhui erhält den Auftrag, für ein Interview vom Redaktionssitz der Beijing Rundschau in der Baiwanzhuanglu 24 im Xicheng-Distrikt zur Bosch Thermotechnology (Beijing) Co., Ltd zu fahren, die in der Beijing Development Area im Daxing-Distrikt, South Yongchang Road No. 6 liegt. Die Entfernung ist rund 36 Kilometer. Es gibt zwei Möglichkeiten: 1.) Mit einem Auto mit kleinem Hubraum (deren Benzinverbrauch unter acht Litern/100 km liegt) beträgt die CO2-Emission 5,62 Kilogramm (ohne Berücksichtigung einer gesteigerten Emission wegen Verkehrstaus). Die Fahrt dauert eine Stunde, falls man nicht in ungewöhnlich lange Staus gerät. 2.) Nimmt man den Bus, summiert sich die CO2-Emission auf 1,3 kg. Die Fahrt dauert aber zweieinhalb Stunden. Resultat: Die umweltbewusste Journalistin wählt die zweite Möglichkeit. Mit einer vom Beijinger Arbeitsbüro für Forstwirtschaft entwickelten Software kann sich jedermann ausrechnen, wie hoch sein individueller Beitrag zur CO2-Emission ist. Aus der überschlägigen Berechnung der Werte lassen sich zum Beispiel bei der Wahl des Fortbewegungsmittels Alternativen miteinander vergleichen. Zeng Wenhui kam im vorliegenden Fall zu dem Schluss, lieber die CO2-Emission zu verringern und dafür eine längere Anfahrtszeit in Kauf zu nehmen. Ende 2009, die Kopenhagener Klimakonferenz war gerade mit magerem Ergebnis zu Ende gegangen, begannen die Redakteure der mehrsprachigen Webseiten der Beijing Review mit der Planung einer Interviewreihe zur Reduzierung der CO2-Emissionen. Die Journalisten wollten herausfinden, ob die Chinesen bereit sind zu einem CO2-armen Lebensstil. Sie selbst legten sich die Verpflichtung auf, die Interviews unter der Bedingung einer möglichst ausgeglichenen Ökobilanz durchzuführen. Zeng Wenhui hat das erste Interview geführt. Fest entschlossen, einen niedrigen CO2-Emisionswert einzufahren, schleppt sie sich mit ihrer Reportertasche ab, zwängt sich in Bus und U-Bahn. Nach einer fünfstündigen Reise kreuz und quer durch Beijing, ist sie schließlich wieder in die Redaktion zurückgekehrt. Ihr Interview ist gemacht, ihr Wunsch nach einer Reduzierung der Treibhausgase in Erfüllung gegangen. Allerdings hat sie dafür sehr viel Zeit investiert. Seit dem Jahr 2009 wird das Thema CO2-Ausstoß und die damit zusammenhängende Erderwärmung immer kontroverser diskutiert. Es kam zu einem Schlagabtausch zwischen Politikern, Wissenschaftlern und Medien, zu Kraftproben zwischen verschiedenen Staaten, internationalen Organisationen und großen Unternehmensgruppen. Verantwortungsbewusste Medien propagieren eine CO2-arme Lebenshaltung und werben für die Software, mit der man ausrechnen kann, in welchem Umfang man selbst zu den CO2-Emissionen beiträgt. Vor allem aber berichten sie umfassend über Nichtregierungsorganisationen und Einzelpersönlichkeiten, die sich um Energieeinsparung, Emissionsreduzierung und Umweltschutz bemühen. Historiker sagen, Gedanken verändern die Weltgeschichte. Umweltschützer denken, Engagement rettet die Erde. „CO2-arm" wird vielleicht zur allgemein akzeptierten Lebensweise werden. Aus dem Internet können wir zahlreiche Tipps für einen CO2-armen Alltag beziehen: unsere Arbeit sollten wir möglichst tagsüber verrichten, damit wir elektrischen Strom sparen, wir sollten mehr Bus und weniger Auto fahren, um Schadstoffemissionen zu reduzieren. Sogar die Unverheirateten können über ihren eigenen Beitrag zum Klimaschutz nachdenken, denn es hat sich herausgestellt, dass ein Mensch nach der Trennung von seinem Partner, also bei seiner Rückkehr in den Status eines Single, um 42 bis 61 Prozent mehr Strom verbraucht als vor der Scheidung. Die Beijing Rundschau wird im Jahr 2010 an 365 Tagen die Geschichten ganz normaler Chinesen erzählen, die es sich in den Kopf gesetzt haben, zu einem CO2-armen Leben zu finden. Vielleicht kann man durch kleine Geschichten große Geschichte machen.
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