15-01-2014
Historische Berichte
China und Frankreich erschließen Kooperationspotential

Der kürzliche Besuch des neuen chinesischen Ministerpräsidenten Zhu Rongji in Paris war von beispielloser Bedeutung für die sino-französischen Beziehungen. Seine Gespräche mit französischen Staatsführern förderten in großem Ausmaß die traditionelle Freundschaft und die politischen und wirtschaftlichen Beziehungen zwischen den beiden Ländern.

In der Tat hat sich die Kooperation zwischen China und Frankreich in Handel und Wirtschaft in den letzten Jahren beträchtlich entwickelt. Ein Sprecher des französischen Außenministeriums sagte, daß das Handelsvolumen zwischen beiden Ländern 1997 59 Mrd. Francs betrug, was dreimal so viel wie 1990 war. Französische Direktinvestitionen in China haben ebenfalls zugenommen. Die beiden Seiten haben entschieden, daß die Priorität der Zusammenarbeit in der Luftfahrt, der Kernkraft, der Nahrungsmittelindustrie, im Dienstleistungsbereich und im Bodentransportwesen liegt.

Bevor Zhu in Paris ankam, stattete der französische Außenhandelsminister Jacques Dondoux China einen Besuch ab, der China nach Diskussionen mit hochrangigen Funktionären mit vielen Zusagen für Handels- und Wirtschaftskooperationen in verschiedenen Bereichen wieder verließ.

Kernkrafterzeugung ist ein traditionelles Gebiet der sino-französischen Kooperation. Die Anlagen und Technologien, die in Chinas Daya Bay Kernkraftwerk benutzt werden, wurden hauptsächlich von Frankreich geliefert. Ende letzten Jahres ging von französischer Seite wieder ein kooperatives Projekt, sechs komplette Kernkraftanlagen verbunden mit untergeordnetem Technologietransfer zu liefern, in Planung. Detaillierte Diskussionen sind nun am Laufen. Darüber hinaus ist Frankreich bereit, China mit einem Typ umweltfreundlicher Stromerzeugungsanlagen für Kohle zu versorgen und Chinas Küstenregionen mit Petroleum-Gas zu beliefern.

Die in der Provinz Hubei stationierte Dongfeng-Citroen Automobil GmbH ist ein weiteres wichtiges Kooperationsprojekt zwischen den beiden Ländern. Die französische Seite hatte sich mehr Errungenschaften aus diesem Projekt versprochen, doch dieses Ziel wurde durch einen Mangel an Devisen beeinträchtigt. Wu Yi, ehemalige Ministerin für Außenhandel und Wirtschaftszusammenarbeit und jetzt Staatsratsmitglied, versprach der Firma ausreichend Devisen zur Verfügung zu stellen.

Frankreich brennt darauf, an der Linie 3 der Shanghaier Untergrundbahn, einem großangelegten Infrastrukturbauprojekt, welches weltweit ausgeschrieben ist, mitzuarbeiten. Jacques Dondoux sagte, daß, falls Frankreich gewinnen würde, es im wesentlichen von China produzierte Anlagen verwenden und für Anlagen, die von China importiert werden müßten, Vorzugspreise nehmen würde.

Die Öffnung des chinesischen Finanzmarktes steht ebenfalls im Interesse Frankreichs und anderer europäischer Länder. Sie war ebenfalls eines der wichtigsten Punkte auf Zhu Rongjis Agenda während seines Besuchs Großbritanniens. Er versprach der Imperial und Sun Alliance-Versicherungsfirma eine

Geschäftslizenz und sagte, daß Finanzinstituten anderer Länder ebenfalls Genehmigungen erteilt werden würden. Hiervon ermutigt, bewerben sich momentan gerade vier französische Banken, den chinesischen Markt betreten zu dürfen, die, falls sie akzeptiert werden, die Zahl der französischen Banken in China auf fünf ansteigen läßt.

Darüber hinaus verfügt Frankreich über weltweit fortschrittliche Technologie zur Wasserbehandlung. China, dessen Wasserresourcen sehr begrenzt sind, hat großes Interesse an dieser Technologie. Beide Seiten suchen jetzt geeignete Kooperationswege. Frankreich verfügt ebenfalls über ein großes Potential an landwirtschaftlichen Produkten und deren Verarbeitung. Es wird davon ausgegangen, daß die Kooperation in diesem Bereich ebenfalls zunehmen wird. Die Kooperation in der Zivilluftfahrt zwischen beiden Ländern blüht. Das Abkommen, daß sie bei der Herstellung von 100 mittelgroßen Zivilluftfahrsflugzeugen kooperieren werden, wird reibungslos durchgeführt. Frankreich ist bereit, China zu unterstützen, nach der amerikanischen Boeing- und der europäischen Airbusindustrie die Nr. 3 in der Flugzeugherstellung zu werden. Außerdem hat Frankreich stets Chinas Beitritt zur WTO unterstützt und ist zuversichtlich, daß dieses Ziel bald erreicht sein wird.

Laut Dondoux wird Frankreich eine Gruppe Minister, zuständig für Wirtschaft, nach China schicken und der französische Premierminister Lionel Jospin wird im Herbst Beijing einen offiziellen Staatsbesuch abstatten. Dondoux ist davon überzeugt, daß die Stärkung der Handels- und Wirtschaftsbeziehungen zwischen beiden Ländern die bisherige umfassende, mit Blick aufs 21. Jahrhundert geschlossene Partnerschaft wirksam in eine neue Phase eintreten lassen wird. (Quelle: Beijing Runschau, Nr. 17, 1998)