Der chinesische Staatskommissar und Außenminister Qian Qichen und der französische Außenminister Roland Dumas erklärten in Beijing, daß sich die chinesisch-französischen Beziehungen bereits normalisiert hätten.
Auf Einladung von Qian traf Dumas am 29. April zu einem offiziellen Besuch in China ein.
Hinsichtlich der bilateralen Beziehungen sagte Dumas, daß zwischen Frankreich und China besondere freundschaftliche Beziehungen existierten und sie gleiche oder ähnliche Ansichten in bezug auf eine Anzahl von internationalen Fragen verträten.
Als Ständige Mitglieder des UNO-Sicherheitsrates sollten beide Länder eine große Verantwortung in der Welt auf sich nehmen. Es sei für beide Länder sehr wichtig, enge politische Bindungen aufrechtzuerhalten.
Dumas zufolge hätten Schwierigkeiten nach dem Jahr 1989 die chinesisch-französischen Beziehungen belastet. Aber nach seinem China-Besuch wären sie wieder normal.
Qian machte darauf aufmerksam, daß Frankreich als erste Großmacht aus dem Westen diplomatische Beziehungen mit China (vor 27 Jahren) aufgenommen hat. Trotz einiger Schwierigkeiten in den letzten zwei Jahren führte er aus, haben sich die Beziehungen wieder normalisiert.
Angesichts der heutigen raschen Veränderungen in der internationalen Situation sei es für beide Länder ja viel ratsamer, Ansichten auszutauschen, so Qian.
Hinsichtlich der bilateralen Wirtschafts- und Außenhandelsbeziehungen betrug im letzten Jahr das Volumen des Handels zwischen China und Frankreich 2,3 Milliarden US-Dollar. Frankreich ist nun unter den EG-Mitgliedern Chinas Handelspartner Nr. 2, sagte er. Er hoffte, daß die Wirtschafts- und Handelsbeziehungen zwischen beiden Ländern intensiviert werden könnten.
Qian unterbreitete den Vorschlag, beide Länder sollten den Austausch in Wissenschaft und Technik, Kultur und Bildung verstärken. Dumas stimmte damit überein.
Am 30. April empfing der KP-Generalsekretär Jiang Zemin Außenminister Dumas und dessen Begleitung. Jiang betonte, China und Frankreich hätten eine Tradition der freundschaftlichen Beziehungen, und beide sollten ihre Kontakte festigen und das gegenseitige Verständnis verstärken.
Am selben Tag informierte Ministerpräsident Li Peng seine französischen Gäste über die wirtschaftliche Situation Chinas. Er hob hervor, daß China durch die Verbesserung der wirtschaftlichen Rahmenbedingungen und die Beseitigung der wirtschaftlichen Unordnung die Inflation wirksam eingedämmt habe.
Die Marktflaute werde überwunden. Als Ergebnis wäre im ersten Quartal ein Wirtschaftswachstum von 13 Prozent zu verzeichnen gewesen und sei für das zweite Quartal ein Wachstum von 10 Prozent zu erwarten.
Chinas Wirtschaftsentwicklung für das nächste Jahrzehnt konzentriert sich auf das Verkehrs- und Kommunikationswesen, die Energiewirtschaft, die Eisen- und Stahlproduktion sowie die petrochemische Industrie, erklärte der Ministerpräsident. China undFrankreich hätten eine gute Perspektive für die Kooperation in diesen Bereichen.
Auf einer Pressekonferenz, die am 1. Mai in Beijing stattfand, teilte Dumas mit, daß Frankreich und China gleiche oder ähnliche Ansichten über viele internationale Fragen teilten. Beide Länder sind der Überzeugung, daß die Welt nicht von einer oder zwei Supermächten dominiert sein dürfe, sondern multipolar gestaltet werden müsse.
Beide Länder betrachteten ferner die Vereinten Nationen als eine sehr wichtige internationale Organisation, deren Rolle, nicht zuletzt die des Sicherheitsrates, verstärkt und ausgedehnt werden sollte.
Der französische Außenminister bemerkte, daß die Vereinten Nationen in der Golfkrise eine wichtige Rolle gespielt hätten.
Er verwies auch auf die entscheidende Stellung Chinas als eines der fünf Ständigen Mitglieder des UNO-Sicherheitsrates in den Weltangelegenheiten sowie dessen Bedeutung für die Regelung von Angelegenheiten in Asien und der übrigen Welt.
Qian und Dumas unterzeichneten am 29. April eine Note über die Gründung von Generalkonsulaten jeweils in China undFrankreich.(Quelle: Beijing Rundschau, Nr. 19, 1991)
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