15-01-2014
Historische Berichte
Ministerpräsident Zhao Ziyang besucht Frankreich

Ministerpräsident Zhao Ziyang spricht vor der französischen Nationalversammlung.

 

Vom 30. Mai bis 3. Juni stattete der chinesische Ministerpräsident Zhao Ziyang Frankreich — die erste Station seiner Reise durch sechs westeuropäische Länder — einen Besuch ab. Sein Frankreichbesuch verwirklichte das Ziel, nach dem Frieden, der Freundschaft und Zusammenarbeit zu suchen.

In Frankreich traf er mit Präsident Francois Mitterrand und anderen Führern zusammen und hat eine Reihe von Gesprächen mit ihnen geführt, u.a. mit Ministerpräsident Pierre Mauroy. Außenminister Claude Cheysson, mit dem Präsidenten des Senats Alain Poher, dem Präsidenten der Nationalversammlung Louis Mermaz und mit dem Pariser Oberbürgermeister Mayor Jacques. Ministerpräsident Zhao kam ferner mit Persönlichkeiten aus französischen Unternehmen und Kulturkreisen zusammen.

Bei den Gesprächen kamen die beiden Seiten darin überein, daß China und Frankreich die nationale Unabhängigkeit und die staatliche Souveränität schätzen, den Hegemonismus bekämpfen und für den Weltfrieden sorgen. Die Gesprächspartner hofften, daß China und Frankreich sich darum bemühen sollten, diese ähnlichen Standpunkte und Ansichten weiterhin zu vereinheitlichen und dies mit allen Mitteln auf andere Bereiche auszudehnen. Die Führer der beiden Länder diskutierten die Möglichkeiten der Verstärkung bilateraler Zusammenarbeit in den Bereichen Wirtschaft und Handel und unterzeichneten das Abkommen über den Schutz der Investitionen und das Abkommen über die Vermeidung der Doppel-Besteuerung.

Während seines Aufenthalts in Frankreich absolvierte Zhao Ziyang viele Besichtigungen und Besuche. Er fuhr mit einem Hochgeschwindigkeitszug nach Lyon und informierte sich über die Technik dieses modernen Verkehrsmittels. Er besichtigte das im Bau befindliche St.-Alban-St-Maurice-Atomkraftwerk südlich von Lyon und flog mit einem von sechs westeuropäischen Ländern kooperativ produzierten Airbus nach Paris zurück. In der nordfranzösischen Industriestadt Lille besuchte er ein Kommandozentrum der automatischen Leichtbau-U-Bahn, die erste vollautomatische U-Bahn dieser Art in der Welt, und eine Werkhalle für die Reparatur von Waggons dieser Bahn.

Bei den Besichtigungen stellte Ministerpräsident Zhao mit großem Interesse verschiedene Fragen. In Lyon sprach Zhao mit Korrespondenten über seinen Besuch in Frankreich, Großbritannien und der Schweiz 1979, den er in seiner Eigenschaft als Verantwortlicher der Provinz Sichuan machte. Er sagte, durch jenen Besuch habe er seine Auffassung geändert, daß je größer der Umfang der landwirtschaftlichen Bewirtschaftung ist, Resultat desto besser sei. Während seiner Reise habe er gesehen, daß die gemeinsame Bewirtschaftung und Verarbeitung in einigen kleineren Farmen doch bessere wirtschaftliche Resultate gezeigt hätten. Hinsichtlich der Reform der Landwirtschaft, die in diesen Jahren in China stattfinde, habe China von den Erfahrungen dieser Länder gelernt und sie auf Chinas Bedingungen übertragen.

Am 30. Mai, gleich nach der Ankunft in Paris, hielt Ministerpräsident Zhao in der französischen Nationalversammlung eine Rede vor den Abgeordneten des Senats und des Repräsentantenhauses und erklärte Chinas Außenpolitik der Unabhängigkeit und Selbständigkeit und des Friedens. (siehe den Wortlaut in der nächsten Ausgabe der BR).

Auf die Lage in Europa eingehend sagte er, die grundlegende Ursache für die gegenwärtig zunehmend angespannte Lage in Europa bestehe im Wettrüsten der Supermächte in diesem Gebiet, besonders der Eskalation des Kernwaffen-Wettrüstens.

Er sagte, China würdige die gemeinsamen Anstrengungen der westeuropäischen Länder um den Schutz ihrer Unabhängigkeit und Souveränität, unterstütze die Entspannung der Beziehungen zwischen ost- und westeuropäischen Ländern und würde gern die Entspannung der Beziehungen zwischen den USA und der Sowjetunion sehen. China bedauere die Unterbrechung der Genfer Gespräche über die Mittelstrecken-Raketen zwischen der Sowjetunion und den USA.

Über die Beziehungen zwischen China und Westeuropa sagte er, Chinas Beachtung der Entwicklung seiner Beziehungen mit Westeuropa sei keinesfalls eine provisorische Maßnahme, sie hänge vielmehr vom Wert dieser Beziehungen selbst ab. Chinas Beziehungen zu Westeuropa habe eine solide Grundlage. China wolle Erleichterung und Vergünstigung im Interesse der Einführung von Technologien und Kapital aus Westeuropa gewähren und erwarte auch die Bemühungen der westeuropäischen Länder. Er stellte fest, daß die Bedingungen für die Entwicklung der langfristig stabilen und allseitigen freundschaftlichen Beziehungen und der Zusammenarbeit zwischen China und Westeuropa bereits vorhanden seien.

Bei seiner Begegnung mit französischen Unternehmern am 2. Juni sagte Ministerpräsident Zhao, es sei ein gemeinsames Anliegen, daß die wirtschaftlich-technischen Beziehungen beider Länder deren guten politischen Beziehungen entsprechen sollten. Die beiden Seiten hätten ihre eigenen Vorteile und ihre eigenen Bedürfnisse, sie könnten einander vortrefflich ergänzen. Es gebe große Perspektiven für die wirtschaftliche Zusammenarbeit und die Handelsbeziehungen zwischen China und Frankreich. Er sagte ferner, eine Ursache für die Hemmung der Entwicklung der wirtschaftlichen Beziehungen zwischen den beiden Ländern möge der Mangel an gegenseitigem Verständnis sein. Er hoffte, daß beide Seiten weitsichtiger sein mögen.

In Frankreich erwarb Zhao Ziyang eine Silber-Medaille der Pariser Universität, die Medaille höchster Klasse dieser Universität. In Lille wurde ihm die Medaille der Stadt und der Titel ,,Ehrenbürger" verliehen. (Quelle: Beijing Rundschau, Nr. 20, 1984)