15-01-2014
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Neuer Anfang in den chinesisch-französischen Beziehungen

Die Regierungen Chinas und Frankreichs haben die Wiederaufnahme ihrer traditionellen Freundschafts- und Kooperationsbeziehungen bekanntgegeben und damit ein neues Kapitel der chinesisch-französischen Beziehungen eröffnet.

In einem gemeinsamen Kommunique der beiden Regierungen erkennt Frankreich die Regierung der Volksrepublik China als die einzig legitime Regierung Chinas an, und daß Taiwan ein unabtrennbarer Teil des chinesischen Territoriums ist. Die französische Regierung sagte außerdem zu, keine Waffenlieferungen französischer Firmen an Taiwan mehr zuzulassen.

Das Kommunique enthält auch die Ankündigung eines offiziellen Chinabesuchs des französischen Ministerpräsidenten Edouard Balladur in naher Zukunft.

Das gemeinsame Kommunique bedeutet mithin eine Wende zum Besseren in den chinesischfranzösischen Beziehungen nach einer Periode größerer Schwierigkeiten.

Die frühere französische Regierung unter Führung der Sozialisten hatte, trotz heftiger Proteste der chinesischen Regierung, der Lieferung von 60 Mi-rage-2000-Kampfflugzeugen an Taiwan im November 1992 zugestimmt und so den freundschaftlichen Beziehungen zwischen beiden Ländern erheblichen Schaden zugefügt.

Bald nach Amtsantritt der Regierung Balladur riefen französische Unternehmen die neue Regierung dazu auf, den ersten politischen Schritt zu machen, um die Beziehungen zwischen China und Frankreich wieder in Gang zu bringen.

Politiker wie der frühere Präsident Valery Giscard D'estaing und der vormalige Ministerpräsident Jacques Chirac forderten darauf hin die Regierung zur Verbesserung ihrer China-Beziehungen auf. Außenminister Alain Juppe bekundete ebenfalls während der vergangenen zwei Monate wiederholt seine Hoffnung auf eine Normalisierung der Beziehungen mit Beijing.

Die Reaktion der chinesischen Regierung auf diese Entwicklung war positiv. Ein Sonderbotschafter des französischen Ministerpräsidenten kam im Juli und im Dezember vergangenen Jahres nach Beijing, um über die Normalisierung der bilateralen Beziehungen zu verhandeln. Diese Besuche führten schließlich zur Veröffentlichung des gemeinsamen Kommuniques am 12. Januar. Erklärt wurde darin die Wiederaufnahme der traditionellen Freundschafts- und Kooperationsbeziehungen.

Viele Faktoren hatten diesen Schritt ermöglicht. Zunächst einmal ist ein angespanntes Verhältnis zwischen den beiden Ländern nicht im langfristigen Interesse der französischen Regierung.

Kernpunkt der chinesischfranzösischen Zusammenarbeit sind Nuklear-, Energie- und Kommunikationsprojekte. Aus französischen Statistiken geht hervor, daß Frankreich allein durch die Unterbrechung der Geschäftsbeziehungen mit chinesischen Unternehmen Verluste von 6 Milliarden Franc (1,02 Milliarden US-Dollar) hinnehmen mußte. Hätten sich die Beziehungen weiter verschlechtert, wären diese Verluste bald auf 30 Milliarden Franc angewachsen. Allein darum drängen französische Firmen auf ein besseres Verhältnis zwischen China und Frankreich.

Zudem ist Ostasien mittlerweile die wirtschaftlich stärkste Region weltweit. Augenfällig ist besonders Chinas anhaltend hohes Wachstum seit Einführung seiner Wirtschaftsreformen und der Öffnung nach außen in den späten 70er Jahren. Der gegenwärtige Boom in Asien steht in scharfem Kontrast zur Wirtschaftsstagnation des Westens. Die westlichen Staaten, einschließlich der USA, wenden sich daher auf der Suche nach neuen Märkten verstärkt Asien zu.

Innerhalb der EG hat in dieser Hinsicht Deutschland, das seine Exporte von High-Tech-Produkten nach China in der ersten Hälfte des vergangenen Jahres verdoppelte, den Weg vorgegeben.

Frankreichs Technologieexporte jedoch litten unter den angespannten politischen Beziehungen zu China. Hinzu kommt, daß Frankreich und China als ständige Mitglieder des UNO-Sicherheitsrates und Nuklearmächte ihre bilateralen Konsultationen und Kooperation intensivieren müssen, um so entscheidend zu Frieden und Stabilität in der Welt beitragen zu können.

Das chinesisch-amerikanische Gipfeltreffen im letzten November in Seattle hatte Frankreich zwar überrascht, diente jedoch auch als Anstoß zu neuen Bemühungen. Frankreich, das eine unabhängige Außenpolitik verfolgt, sah die Notwendigkeit zur Koordinierung mit China in wichtigen internationalen Angelegenheiten, beispielsweise dem Verbot von Nuklearversuchen und der Rüstungskontrolle.

In diesem Jahr steht der 30. Jahrestag der Aufnahme diplomatischer Beziehungen zwischen Frankreich und China an, die 1964 unter der Führung des französischen Präsidenten General Charles De Gaulle, des Vorsitzenden der KPCh Mao Ze-dong und des Ministerpräsidenten Chinas Zhou Enlai etabliert worden waren.

Damit war Frankreich das erste bedeutende westliche Land, das diplomatische Beziehungen mit China aufnahm. Ein Umstand, der zu dieser Zeit weltweit größte Beachtung in den Medien fand.

Obwohl Erfolge sich nicht leicht einstellten, entwickelten sich die chinesisch-französischen Beziehungen im Verlauf der letzten 30 Jahre kontinuierlich. Die Basis zur Zusammenarbeit zwischen den beiden Ländern ist nun solide. Aufgrund des riesigen Marktpotentials Chinas und des hohen Niveaus französischer Technologie können sich ihre Ökonomien gegenseitig nützen.

Solange beide Seiten sich an die grundlegenden Prinzipien ihrer Beziehungen und jene des jetzt veröffentlichten gemeinsamen Kommuniques halten, werden sich die Beziehungen zwischen China und Frankreich weiter vertiefen und entwickeln.(Quelle: Beijing Rundschau, Nr. 4, 1994)