13-12-2013
Aktuelles
Chinas ehrgeiziges Mondprogramm
von Yuan Yuan

China wird das dritte Land sein, das erfolgreich eine Mondlandung absolviert. Seit fast 40 Jahren hat dies keine Nation mehr geschafft.

Start: Die Mondsonde Chang'e-3 hebt am 2. Dezember mit einer Rakete des Typs Langer Marsch 3B vom Satellitenstartzentrum Xichang in der südwestlichen Provinz Sichuan ins All  ab. (Li Gang)

 

Nach zehn Jahren der Weltraumerforschung realisiert China seine erste Mondmission.

Am 2. Dezember startete Chinas dritte Mondsonde, die Chang'e-3, auf einer Rakete vom Typ Langer Marsch 3B vom Satellitenstartzentrum Xichang in der südwestlichen Provinz Sichuan ins All.  Die Sonde wird voraussichtlich Mitte Dezember auf dem Mond landen. Das letzte Mal gelang dies der ehemaligen Sowjetunion 1976 mit Luna 24.

Chang'e-3 besteht aus einem Landefahrzeug und einem sechsrädrigen Mondrover, der mit vier Kameras und zwei mechanischen Armen ausgerüstet ist, die Bodenproben aufnehmen können. Während seiner dreimonatigen Lebensdauer soll das Fahrzeug mit dem Namen Yutu (Jadehase, weißer Hase) auf der Suche nach Bodenschätzen die geologischen Strukturen auf dem Mond und seine Oberflächenzusammensetzung untersuchen.  Der Legende nach lebt die Mondgöttin Chang'e auf dem Mond, ihr einziger Begleiter ist ein weißer Hase. 

„Wenn die Mission erfolgreich verläuft, wird Chang'e-3 China befähigen, einen außerirdischen Planeten an Ort und Stelle zu erforschen", erklärte Sun Huixian, stellvertretender Chefingenieur und Verantwortlicher für die zweite Phase des Mondprogramms.

 

Ein Meilenstein-Mission

„Dies wird der Durchbruch für China bei der Durchführung von Beobachtungen und Untersuchungen auf der Mondoberfläche sein", erklärte Wu Weiren, Planungsleiter für das Mondprogramm. „Mehr als 80 Prozent der Technologien und Produkte für die Mission sind dafür extra neu entwickelt worden."

Nach Eintritt in die Mondumlaufbahn soll Chang'e-3 sechs Phasen der Verlangsamung durchlaufen und aus 15 Kilometern Höhe auf der Mondoberfläche landen, meldete die Nachrichtenagentur Xinhua am 29. November.

Die unbemannten Raumschiffe der USA und Sowjetunion aus den 1970er Jahren waren bei der Landung nicht in der Lage, Hindernisse zu überfliegen oder ihnen auszuweichen. Chang'e-3 könne dagegen seinen Landeplatz genau überprüfen und den sichersten Ort dafür auswählen, so Sun.

Um rasch landen zu können, ist die Sonde mit schnell reagierenden Präzisionssensoren ausgestattet, die seine Bewegung und die Umgebung analysieren. Das variable Schubtriebwerk für die Chang'e-3 wurde von chinesischen Wissenschaftlern entwickelt und in China produziert. Es kann eine Schubkraft von bis zu 7500 Newton erzeugen.

Während der Mission soll erstmals in der Geschichte ein Teleskop auf dem Mond platziert werden, das die inneren Bereiche der Magnetosphäre der Erde beobachten soll. Dort ist das Magnetfeld noch stark genug, um geladene Teilchen zu beeinflussen. Der Mondrover wird außerdem die Mondoberfläche per Radar erkunden.

Die Chang'e-3 sei Teil der zweiten Phase von Chinas Mondprogramm, das den Flug durch die Umlaufbahn, die Mondlandung und die Rückkehr zur Erde umfasse, so Wu.

In der dritten Phase wird Chinas unbemannte Sonde mit Boden und Gesteinsproben zur Erde zurückkehren. Der genaue Zeitplan dafür steht noch nicht fest, frühere Berichte legen aber nahe, dass dies schon 2020 der Fall sein könnte.

Im Juni 2011 veröffentlichte die Chinesische Akademie der Wissenschaften einen Entwicklungsplan für den Wissenschaftssektor des Landes. Demzufolge wird China schätzungsweise um 2030 in der Lage sein, ein bemanntes Raumschiff zum Mond zu schicken und dort eine Mondbasis zu errichten. Um 2050 sollen von dort aus bemannte Raumschiffe starten können.

 

Erfolge der Vergangenheit

Chinas Regierung bewilligte das Mondprogramm im Januar 2004, drei Monate, nachdem China seinen ersten Astronauten ins All geschickt hatte und so nach Russland und den USA das dritte Land wurde, das eine unabhängige bemannte Weltraummission realisieren konnte.

China begann sein Weltraumprogramm später als andere Länder, seine Forschungsmissionen sollten daher nicht bereits bekannten Wegen folgen, sondern mit neuen Strategien und einer langfristigen Konzeption voranpreschen, meinen Wissenschaftler.  

Chang'e-3 blickt auf zwei erfolgreiche Vorgänger, die Chang'e-1 und die Chang'e-2, zurück, die am 24. Oktober 2007 bzw. 1. Oktober 2010 ins All geschickt wurden.

Chang'e-1 übermittelte 1,37 Terabytes Daten zur Erde und erstellte nach 494 Tagen im Orbit  Chinas erste vollständige Mondaufnahme. Am 12. November 2008 veröffentlichte China das erste Mond-Hologramm mit einer Auflösung von 7 Metern, das auf den von der Sonde gesammelten Daten beruhte.

Am 1. März 2009 landete die Sonde auf der Mondoberfläche und leitete damit für China ein neues Zeitalter der Weltraumforschung ein.

Die Chang'e-2 testete  einen Teil der für die Chang'e-3-Mission wesentlichen Technologie  und kundschaftete  vorab ihr Landeareal aus. Außerdem produzierte sie das Bild mit der bis dahin wohl  höchsten Auflösung -- nämlich sieben Meter -- von der Mondoberfläche.

Zurzeit fliegt die Chang'e-2 in mehr als 60 Millionen Kilometern Entfernung von der Erde durch das All und ist Chinas erster Asteroid aus Menschenhand. Sie ist dabei, in die Tiefen des Weltraums vorzustoßen und soll sich 300 Millionen Kilometer von der Erde entfernen. Das stellt die längste Reise eines chinesischen Raumschiffs dar.

 

Erforschung des Weltraums

„Jeder weiß, dass fossile Brennstoffe wie Gas und Kohle eines Tages aufgebraucht sein werden, aber auf dem Mond gibt es mindestens 1 Million Tonne Helium-3", erklärte Ouyang Ziyuan, leitender Wissenschaftler bei Chinas Mondprogramm.

Helium-3 gilt unter vielen Wissenschaftlern als nahezu perfekte Energiequelle, die für die Kernschmelze genutzt werden könnte. Es könnte Öl und Gas ersetzen, da es die Umwelt nicht belastet und keine radioaktiven Nebenprodukte hat. Auf der Erde ist Helium-3 sehr selten zu finden, auf dem Mond werden jedoch größere Vorräte vermutet.

„Wenn Bergwerke auf dem Mond eines Tages tatsächlich die Gewinnung von Atomkraft ermöglichen, könnten die Rohstoffe auf dem Mond mehr als 10.000 Jahre für die Energieerzeugung genutzt werden", so Quyang.

China beabsichtige, den Mond als „Sprungbrett" für die weitere Weltraumerforschung zu nutzen, erklärte Luan Enjie, leitender Berater bei Chinas Mondprogramm.

„In den nächsten zehn Jahren wollen wir den Weltraum erforschen, und es liegt noch ein langer Weg vor uns", sagt Luan, ehemaliger Direktor der China National Space Administration. „Zahlreiche Wissenschaftler erforschen zurzeit den Mars und wie chinesische Astronauten dort landen könnten".