09-12-2013
"Der Chinesische Traum" im Dialog mit der Welt
Verständnis des chinesischen Traums aus der Perspektive der Zivilisation
Von Hou Ruili

Die Zivilisation der Menschheit, aus der letztlich auch erst Politik und Wirtschaft erwachsen sind, blickt auf einen fernen Ursprung zurück. Eine Betrachtung des chinesischen Traums aus der Perspektiv der Zivilisation erweitert den Verständnishorizont dieses Konzepts.

Der amerikanische Historiker Tan Zhong wurde in Malaysia geboren, die Vorfahren des 85-Jährigen stammen aus der Provinz Hunan. Promoviert hat Tan einst an der Universität Delhi, mehr als 50 Jahre lehrte er im Anschluss an indischen Universitäten. Er war Professor am Zentrum für China-Forschung der Nehru-Universtität und Gastforscher am Forschungszentrum für Ostasienkunde der Universität Chicago. Noch heute betreibt Tan tiefgründige Forschung im Bereich der neueren chinesischen Geschichte. Trotz seines hohen Alters reiste er eigens nach Shanghai, um am hochrangigen Symposium „Der Chinesische Traum im Dialog mit der Welt" teilzunehmen, an dessen Rande er sich Zeit für ein Interview mit „China Today" nahm.

Professor Tan versucht, die ununterbrochene und nachhaltige Entwicklung Chinas aus der Perspektive der geographischen Zivilisation zu erklären. „In der Welt gibt es zehn große Flüsse. Der drittlängste davon ist der Jangtse, der fünflängste der Gelbe Fluss und beide liegen auf dem Territorium der Volksrepublik", so Tan. „Der Jangtse und der Gelbe Fluss haben über Millionen von Jahren ihre weiten Einzugsgebiete auf dem Erdball geprägt. Aus der Verschmelzung tausender Siedlungen und Stämme ist eine Volksgemeinschaft entstanden, die sich bis heute Harmonie als Leitidee auf ihre Fahne geschrieben hat", so Tan weiter. „Die jahrtausendalte chinesische Zivilisation war schon immer eine durch große Harmonie geprägte Zivilisation. Sie weist eine hohe Toleranz und Inklusivität gegenüber fremden Zivilisationen auf. Die Mutter des berühmten Kaisers Taizong der Tang-Dynastie (618 – 907 n. Chr.) beispielsweie war keine Chinesin", so der Experte.

Aus Tans Sicht behalten letztlich nur diejenigen Zivilisationen ihre Lebenskraft, die nicht durch die Unterwerfung anderer Länder mit Waffengewalt zu einer Erstarkung gelangen. Das von Kaiser Qin Shihuang der Qin-Dynastie (221 v. Chr. – 206 n. Chr.) erschaffene Einheitssystem sei bis heute nicht restlos verschwunden. „Das ist eine Stärke des Landes", betont Tan. Die Volksrepublik China habe in jüngster Vergangenheit die stärkste Periode in der chinesischen Geschichte geschaffen. „In den mehr als 60 Jahren seit Gründung der Volksrepublik hat es in China keinen Krieg gegeben und der Lebensstandart des Volkes konnte erheblich erhöht werden."

Tan Zhong lebte auch insgesamt 14 Jahre in den USA. Seiner Auffassung nach resultiert der Amerikanische Traum vor allem aus den günstigen Gegebenheiten, über die das Land in der Vergangenheit verfügte. „Viele Ausländer betrachteten die USA damals als Paradies. Es war vor allem talentierten Auswärtigen vergönnt, in den USA ihr Glück zu finden und ihre Fähigkeiten zu entfalten, da die Vereinigten Staaten stets ein Einwanderungsland waren", so Tan. Heute bestünden diese günstigen Umstände allerdings kaum noch.

In China würden Ausländer dagegen bis heute mit großer Herzlichkeit aufgenommen, weshalb sie sich in der Volksrepublik rasch heimisch fühlten. In einem berühmten chinesischen Sinnspruch heißt es: „Freunde in der Ferne, die die Herzen ihres Gegenübers verstehen, lassen sich auch durch große Entfernung nicht trennen." Tan fügt hinzu: „Wenn man die internationalen Beziehungen in diesem Sinne gestaltet, sprich großen Wert auf das Konzept des gemeinsamen Gewinnes legt, werden auch in Zukunft viele Länder gerne einen freundschaftlichen Austausch mit der Volksrepublik pflegen."(Quelle: China Heute)