02-10-2013
Chinas Traum und die Welt
Vertrauensvolle Zusammenarbeit vereinbart
von Ding Ying

Wie stets wird China die Bemühungen der Europäer um die Lösung der Schuldenkrise unterstützen und dabei Kommunikation und Zusammenarbeit mit EU-Einrichtungen, der Europäischen Zentralbank (EZB) und dem Internationalen Währungsfonds verstärken. Während seines Besuchs hob dies Wen Jiabao erneut hervor. China werde nach wie vor dabei helfen, Europas Finanzmiesere in den Griff zu bekommen, wozu nicht nur eine Aufstockung der Zahlungen für den IWF erfolgen solle, sondern erstmals auch der Erwerb von europäischen Schuldverschreibungen, so genannten Euro-Bonds. Zudem sollen chinesische Direktinvestitionen verstärkt in der Eurozone zur Geltung gebracht werden. Wen ermunterte europäische Unternehmen dazu, den Renminbi als Verrechnungswährung im grenzüberschreitenden Handel einzusetzen. Man sei zu einer verstärkten Kooperation im Bankensektor bereit.

"Offengestanden ist die finanzielle Lage alles andere als optimistisch", meint Liu. „Sie wird zusätzlich erschwert durch die Uneinigkeit der EU-Mitgliedsstaaten über den richtigen Weg zur Lösung des Problems." Auch wird der wünschenswerte

 Umfang der chinesischen Hilfsleistungen kontrovers diskutiert. Während südeuropäische Staaten wie Griechenland, Spanien und Portugal durchaus bereit wären, umfangreichere Hilfen aus China zu akzeptieren, um dadurch Zeit zur Einführung von Wirtschafts- und Steuerreformen zu gewinnen, befürchten Länder wie Deutschland, Finnland und die Niederlande, dass das Eingreifen Chinas das Reformtempo in den Kristenstaaten drosseln könnte. 

"Die nördlichen EU-Länder vertreten die Meinung, dass es nun an der Zeit ist, die überschuldeten Staaten dazu zu zwingen, ebenso schmerzhafte wie grundlegende Reformen durchzuführen, um das Problem endgültig in den Griff zu bekommen", sagt Liu. Deutschlands Haltung in dieser Sache sei zuletzt angesichts der Schwere der Krise etwas aufgeweicht worden.

 

Fortschritt gemeinsam gehen

Engere Handelsbeziehungen haben zu wachsenden Handelsstreitigkeiten geführt. Beobachter gehen davon aus, dass die aktuellen Streitigkeiten ebenso kontrollierbar wie unvermeidlich sind. Sich dem Wettbewerb mit einer positiven Grundhaltung auszusetzen, könnte den wissenschaftlichen Fortschritt in Europa fördern, deren Länder stets in Spitzenpositionen in Sachen Hi-Tech zu finden sind.

Anfang September leitete die EU ein Anti-Dumping-Verfahren gegen chinesische Solarprodukte ein. Mit einem Gesamtumfang von 130 Milliarden Yuan handelt es sich dabei um den teuersten Handelsstreit in der Welt.

Nach Cai habe die Geschichte der Zusammenarbeit zwischen China und der EU gezeigt, dass Dialog und Fähigkeit zum Kompromiss –- und nicht Protektionismus –- über Potential zur Problemlösung verfügt.  

Der China-EU-Gipfel bot eine gute Ausgangsposition für einen solchen Kompromiss. Während Wens Besuch hoben beide Seiten wiederholt hervor, dass Handelsprotektionismus zurückgewiesen werden sollte. Bundeskanzlerin Angela Merkel hatte bereits zuvor auf ihrer Chinareise alle EU-Mitgliedsstaaten dazu aufgefordert, die Solarfrage auf dem Verhandlungsweg zu lösen.  

„Chinas wachsende Wirtschaftskraft bleibt nicht ohne Folgen für die Volkswirtschaften der EU", meint Liu. Das Land erlebe gegenwärtig eine Umwandlung von einer arbeitsintensiven Wirtschaft hin zu einer Wirtschaft, die sich mehr auf Hi-Tech konzentriert.

„Der Wettbewerb zwischen China und der EU ist stärker als zuvor, was nicht weiter verwunderlich ist", erklärt Liu. „Für eine große Volkswirtschaft wie die chinesische ist es nicht möglich, auf Dauer eine Wirtschaft zu bleiben, die auf billigen Arbeitskräften gründet. Hinzu kommt, dass die Globalisierung internationalen Wettbwerb unvermeidlich macht."

Liu verweist darauf, dass eine gesunde Einstellung die Grundlage zur Lösung von Handelskonflikten sei. Die EU-Staaten haben noch immer die Führungsposition auf dem Gebiet der Hochtechnologie inne. Sie sollten sich darum bemühen, ihre Wettbewerbsfähigkeit zu verbessern. „Antilopen laufen schneller, wenn der Löwe hinter ihnen her ist", meint Liu. „Globalisierung stachelt den Wettbewerber zu immer höheren innovativen Leistungen an."


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