Im Vergleich zu Investitionen und Verbrauch könnte der Außenhandel eine größere Rolle für ein stabiles Wirtschaftswachstum in China spielen.
Bereit zur Auslieferung: Container stapeln sich im Hafen von Lianyungang in der ostchinesischen Provinz Jiangsu (Wang Chun)
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Auf Chinas E-Commerce kommen Veränderungen zu. Sie betreffen den Bereich des Außenhandels.
Unter Federführung des Handelsministeriums (MOFCOM) konzipieren das Hauptzollamt (GAC), das Finanzministerium und das Ministerium für Industrie und Informatik eine Politik, die die Entwicklung des Außenhandels mit Hilfe des E-Commerce fördern soll.
E-Commerce ist zu einem wichtigen Kanal für den Inlandsverbrauch geworden, sein Anteil an den Gesamtumsätzen bei Verbrauchsgütern steigt. Im Bereich des Außenhandels geht die Entwicklung allerdings nur langsam voran.
Laut GAC wuchs Chinas Außenhandel im Juli im Vergleich zum Vorjahr um 7,8 Prozent. Auch wenn sich das monatliche Wachstum erholte, beträgt es weiterhin nur ein Drittel des Wachstums vom Jahresbeginn. Im Januar hatte der Außenhandel noch um 26,7 Prozent zugelegt.
E-Commerce sei ein Vertriebskanal und eine Handelsform, die sich noch entwickelten. Er durchbreche die Beschränkungen traditioneller Außenhandelsumsätze und sei zur Verkürzung von Handelsketten, zum Aufbau unabhängiger Marketingkanäle und zur Förderung neuer Wachstumspunkte im Außenhandel geeignet, hieß es in einer Stellungnahme des MOFCOM.
Die chinesische Regierung unterstützt den Außenhandel nicht nur mittels E-Commerce, sondern auf jede nur erdenkliche Weise, dazu zählen auch Befreiungen von Quarantänegebühren sowie eine vereinfachte Zollabfertigung.
Am 15. August verkündeten das Amt für Qualitätskontrolle und –überprüfung und epidemiologische Kontrolle sowie die GAC Quarantäne-Ausnahmen für 1507 Produkte. Nach Einschätzung der GAC machen sie 70,43 Prozent aller quarantänepflichtigen Waren aus und haben einen Wert von 44,64 Millionen Dollar.
Chinas Außenhandel hat in diesem Jahr nachgelassen, das Handelsvolumen nahm im Juni sogar um 2 Prozent ab. Die Befürchtungen, das angestrebte 8-Prozent-Wachstum im Außenhandel nicht erreichen zu können, haben sich verstärkt. Der träge Handel hatte außerdem einen negativen Einfluss auf die Wirtschaft. Der exportorientierte Wirtschaftsweg, den China seit seiner Reform und Öffnung vor 30 Jahren verfolgt, scheint zu Ende zu gehen. Für andere stabile Wachstumsinstrumente zu sorgen, ist ein schwieriges Thema für Chinas oberste Entscheidungsträger.
Chinas langsames Wachstum – auch wenn es den Regierungsplänen zur Regulierung der Wirtschaftstruktur entspricht – ist unbestreitbar. Im zweiten Quartal lag es im Vergleich zum Vorjahr bei 7,5 Prozent, 0,2 Prozent niedriger als im ersten Quartal. Das entsprach dem Mindestwachstumsziel, das sich die Regierung Anfang des Jahres gesetzt hatte.
China verabschiede sich von der Ära zweistelliger Wachstumsraten, erklärt Wang Yiming, amtierender Vizepräsident der Akademie für Makroökonomische Forschungen bei der Staatlichen Kommission für Entwicklung und Reform.
Der Außenhandel, bis dato eine wichtige Antriebskraft für Chinas Wirtschaft, hält nun das Wachstum auf, was wirklich erstaunlich und beunruhigend ist. Wenn Investitionen schon vorher bereits stark zum Wachstum beitrugen, reiche die bloße Stimulation des Binnenverbrauchs nicht aus, behauptet Wang. Die Regierung sollte die Wiederbelebung des Außenhandels zum wichtigsten Mittel zur Sicherung eines stabilen Wachstums machen, da er größeren Spielraum für einen Aufschwung als Konsum und Investitionen biete.
Keine einfache Aufgabe
Die Förderung des Außenhandels ist keine leichte Aufgabe. Die größte Herausforderung für China sei dabei die schwache Auslandsnachfrage, die die Exporte beeinträchtigt, erklärte Zheng Yuesheng, Sprecher der GAC. In ihrer Weltwirtschaftsprognose vom Juni senkte die Weltbank ihre Wachstumserwartungen für 2013 von 2,4 auf 2,2 Prozent. Man rechnet damit, dass das Wachstum in den Industrieländern von 1,3 auf 1,2 Prozent und in den Entwicklungsländern von 5,5 auf 5,1 Prozent sinken wird. „Die träge Auslandsnachfrage hat unmittelbar zu einem Auftragseinbruch für chinesische Exporteure geführt und das Wachstum beeinträchtigt", so Zheng.
Von 2000 Exportfirmen, die seit Beginn des Jahres monatlich befragt wurden, klagen 45 Prozent nach Angaben der GAC über gesunkene Exportaufträge in diesem Jahr. Laut Juni-Umfrage verzeichneten sogar 49,2 Prozent der Unternehmen weniger Aufträge.
Steigende Exportkosten aufgrund von Wechselkursen und Arbeitskosten haben die Situation außerdem verschlechtert. Nach Angaben der People's Bank of China, der Zentralbank des Landes, erhöhte sich der Kurs des Yuan gegenüber dem US-Dollar bis zum 8. August um 2 Prozent im Vergleich zum Jahresende 2012. Gleichzeitig steigen auch die Arbeitskosten in China. In der ersten Jahreshälfte erhöhten viele Provinzen, autonome Gebiete und Städte ihre Mindestlöhne. 70 Prozent der befragten 2000 Firmen berichten von wachsendem Kostendruck und weniger wettbewerbsfähigen Produkten.
Handelskonflikte haben zugenommen, Chinas Handelsumfeld hat sich dadurch verschlechtert. Die Zahlen des MOFCOM zeigen, dass im ersten Quartal 12 Länder insgesamt 22 Handelsuntersuchungen gegen China in die Wege leiteten. „Die Länder und die Produkte, die in diese Konflikte verwickelt sind, sind immer breiter gestreut, das hat gravierende Auswirkungen auf Chinas Exporte wettbewerbsfähiger Produkte", sagt Zheng.
Die sinkende heimische Industrieproduktion dämpft außerdem die Nachfrage nach Rohstoffimporten. Nach Angaben des Staatlichen Statistikbüros stieg der Mehrwert, den Industrieunternehmen mit Jahresumsätzen von mehr als 20 Millionen Yuan schufen, im Vergleich zum Vorjahr um 8,9 Prozent, 1 Prozentpunkt weniger als zu Jahresbeginn. Industrien mit überschüssigen Produktionskapazitäten wie die Stahl-, Zement-, Schiffbau- und Solarbranche, leiden weiter unter sinkenden Gewinnen.
"In der zweiten Jahreshälfte wird Chinas Außenhandel weiterhin unbeständig bleiben und vor vielen Schwierigkeiten und Herausforderungen stehen", meint Zheng. „China sollte daher die Veränderung seines Wachstumsmodells weiter vorantreiben, damit chinesische Produkte ihren Anteil am globalen Markt nicht verlieren."
Aufschwung zu erwarten
Die Ausarbeitung politischer Konzepte zur Einbeziehung von E-Commerce-Plattformen in den Außenhandel sollte darauf abzielen, Exportunternehmen den Umgang mit dem Zoll zu erleichtern, erklärte Nie Linhai, stellvertretender Direktor der Abteilung für E-Commerce und Informatisierung beim MOFOCM.
Die Führungsmitglieder des Staatsrats schlugen bei einem Treffen am 24. Juli sechs Maßnahmen zur Förderung des Außenhandels vor. Es sollen hauptsächlich kleine und mittlere Unternehmen unterstützt werden, da ihre Auftragszahl gering ist, traditionelle Wege der Dienstleistung hier wenig effizient sind und E-Commerce-Plattformen mehr Möglichkeiten bieten können.
Zurzeit gibt es in China fast 1000 E-Commerce-Websites im Bereich Außenhandel, aber weniger als zehn davon -- wie Dhgate und Alibabas Aliexpress – sind große Player. Nach Angaben von Dhgate erzeugten diese Websites 2012 Umsätze von fast 10 Milliarden Euro. Verglichen mit einem Außenhandelsgesamtvolumen von 3,8 Billionen Dollar ist das ein verschwindend geringer Anteil.
Dennoch bieten sich im Außenhandel gute Gelegenheiten für den E-Commerce. Auch ein gedrückter Außenhandelsmarkt beeinträchtigte Chinas international tätige E-Commerce-Unternehmen in der ersten Jahreshälfte nicht. Im Gegenteil, sie entwickelten sich stattdessen mit noch mehr Schwung.
Die aktuelle Außenhandelspolitik und die künftige Politik der Förderung des E-Commerce im Außenhandel zielten auf eine Kostenreduzierung und Verkürzung der Zollabfertigung ab, sagt Nie. Damit könne man Chinas Exporten den dringend benötigten Auftrieb verschaffen.
Die Veränderungen im Außenhandel könnten die Kosten für Exportunternehmen reduzieren und Exporte ankurbeln, erklärt Song Hong, Direktor der Abteilung für Internationalen Handel am Institut für Weltwirtschaft und –politik an der Chinesischen Akademie der Sozialwissenschaften. In den kommenden Monaten sei mit einem Aufschwung in Chinas Außenhandel zu rechnen.
Weil sich das äußere Umfeld allmählich verbessert, könnten sich Chinas Exporteure in der zweiten Jahreshälfte auf positive Nachrichten freuen, meint Song. Die US-Wirtschaft zeigt nämlich zurzeit Anzeichen einer Erholung.
Die Importe werden sich jedoch wegen der schwachen heimischen Nachfrage wohl nicht entscheidend verbessern.
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