20-05-2013
Der Traum Chinas
Investor Lei Jun über Jungunternehmer und Start-ups in China
von Zeng Wenhui

Der Business Angel sprach auf der "Global Mobile Internet Conference" über die Schwierigkeiten bei Unternehmungsgründungen.

 

Zum fünften Mal war Beijing vom 7. bis 8. Mai Schauplatz der "Global Mobile Internet Conference", Asiens wichtigster Tagung zum mobilen Internet. Bei der vom Great Wall Club organisierten Konferenz sprach Lei Jun, der Gründer des Smartphone-Unternehmens Xiaomi Corp., mit der Beijing Rundschau über Jungunternehmer und Start-ups in China.

Als Business Angel für Start-ups hat Lei schon in viele kreative Unternehmen wie YY.com (Software für Voice-Chat), UCWEB (Browser für mobiles Internet) und VANCL (Online-Shop für Mode) investiert.

In den Medien kursierten immer wieder Gerüchte, er unterstütze nur Unternehmer, die mindestens 35 Jahre alt sind. Das sei ein Missverständnis, erklärte Lei nun gegenüber der Beijing Rundschau. Das Alter spiele für ihn keine Rolle. Dennoch sind die von ihm geförderten Unternehmer im Schnitt 35 Jahre alt. "Aber liegt daran, dass ich nur Menschen mit Erfahrungen unterstütze", erläutert er.

Er selbst hatte schon als Student sein eigenes Start-up. Dennoch ist er weder ein ausgesprochener Befürworter noch Gegner von studentischen Unternehmensgründungen. "Es ist zwar schon sehr viele Jahre her, aber Start-ups von Studenten sind selten erfolgreich. Der Grund dafür liegt in unserem Bildungssystem."

Das Problem könne durch die Aneignung von Kompetenzen allein nicht gelöst werden, meint Lei. Den Studenten werde nicht beigebracht, wie man effektiv lernt, wie man arbeitet und mit anderen umgeht. Die Ausbildung sei daher für erfolgreiche und innovative Start-ups nicht ausreichend.

Lei rät Studenten, nach ihrem Abschluss erst einmal drei bis fünf Jahre in einem Unternehmen zu arbeiten und dann über eine Unternehmensgründung nachzudenken. "Beneiden Sie nicht Menschen wie Bill Gates oder Steve Jobs. Es ist nie zu früh oder spät, ein Unternehmen zu gründen. Auch ein alter Mann wie ich hat noch Chance. Studenten sollten weder voreilig handeln noch denken, dass sie keine Chance mehr haben, wenn sie nicht heute noch ein Unternehmen gründen", sagt er.

In den nächsten 10 bis 20 Jahren stünden China goldene Zeiten bevor. "Alle haben eine Chance", meint Lei. In seinem ersten Unternehmen Kingsoft Corporation habe er seinen Angestellten eingebläut, dass sie nicht für das Unternehmen oder den Chef arbeiten würden, sondern für sich selbst. Jeder Arbeitstag sei eine Gelegenheit, die eigenen Fähigkeiten zu verbessern, persönliche Beziehungen zu erweitern und neue Erfahrungen zu sammeln. "Wenn du so denkst, bist du nach drei bis fünf Jahren imstande, ein Unternehmen zu gründen."

Oft gehe es dabei aber nur ums Geldverdienen, bedauert Lei, denn viele haben sich für die Unternehmensgründung verschuldet. Wegen der schlechten Vorbereitung an der Uni stoßen Studenten dann auf eine Menge Probleme. Große Schulden könnten sie möglicherweise zu Betrügereien verleiten. "Das ist der Grund, dass ich dagegen bin".

90 Prozent der Unternehmensgründer haben keinen Erfolg, sagt Lei. Nur wenige hätten Glück. Es sei aber unwichtig, ob ein Unternehmen scheitere, wichtiger sei es vielmehr, sich einen guten Ruf zu erarbeiten, der die Chance auf einen zweiten Versuch ermöglicht. In Leis Investitionsprogrammen wird die Hälfte der Fördergelder an solche gescheiterten Unternehmer verteilt.

Auf der Suche nach Investoren seien persönliche Beziehungen sehr wichtig, erklärt Lei. Es sei nutzlos, bei einer Konferenz sein Start-up zu präsentieren. Das werde keinen Investor aufmerksam machen. Die beste Möglichkeit, nach Kapitalgebern zu suchen, seien Freunde, Kollegen oder der eigene Chef. "Ich investiere nur in Bekannte oder Bekannte von Bekannten. Du hast nur eine Chance bei mir, wenn einer deiner Freunde mein Vertrauen hat. Ich brauche die Garantie dieses Bekannten. Und falls du mit dem Geld verschwindest, kann ich dich durch deine Freunde finden."