Eine Familienkooperative in Qinzhou (Autonomes Gebiet Guangxi der Zhuang-Nationalität)
Kein Bedarf an Arbeitskräften
Auf einem solchen Hof sind die Familienmitglieder die Hauptarbeitskräfte, die Landwirtschaft ist ihre Haupteinnahmequelle.
"Diese Familienbetriebe brauchen meiner Ansicht nach keine Lohnarbeiter. Bei der gegenwärtigen landwirtschaftlichen Entwicklung können die Mitglieder einer einzigen Familie die Produktion mit Unterstützung spezieller Sozialleistungen bewältigen", erklärte Chen Xiwen, Direktor des Amtes für Leitungsgruppe für landwirtschaftliche Arbeit beim ZK gegenüber ChinaAfrica.
China ist eine bevölkerungsreiche Agrarnation, die landwirtschaftlich nutzbare Landfläche aber hat in den jüngsten Jahren abgenommen. „Die Tatsache, dass China eine große Bevölkerung, aber begrenzte Agrarflächen hat, bedeutet, dass Familienbetriebe sehr viel kleiner sein werden als im Westen", sagt Liu Yongjun, außerordentlicher Professor an der Schule für Wirtschaft und Management an der Chinesischen Landwirtschaftsuniversität, in einem Interview mit ChinAfrica. Große Familienbetriebe würden gefördert, damit sie effektiver wirtschaften können, und um die landwirtschaftliche Modernisierung zu beschleunigen.
Belebung des ländlichen Raums
Die Landwirtschaft beruht in China traditionell auf kleinen, über das ganze Land verstreuten Höfen, die von einzelnen Haushalten bewirtschaftet werden. „Die Produktionskapazität dieses Systems ist niedrig, die Nutzung moderner Agrartechnologien begrenzt und die Produktion bleibt von der Nachfrage isoliert. Vor allem nutzbare Flächen werden kaum bestellt, da der intensive Urbanisierungsprozess die Bauern in Scharen in Städte treibt", so Lin. „Daher ist es notwendig, die Zusammenlegung von Grundstücken für eine großflächige Landwirtschaft zu erlauben", sagt er.
Das erste politische Dokument diesen Jahres ist das zehnte in Folge, das sich auf Agrarthemen konzentriert. Es zeigt dass, die chinesische Regierung entschlossen ist, die wirtschaftliche Situation auf dem Land zu verbessern. 2004 gab das Dokument eine zentrale Richtlinie für die Landwirtschaft bekannt. Das Motto: „Mehr geben, weniger nehmen, weniger kontrollieren". Das hieß: Mehr finanzielle Unterstützung für ländliche Regionen und die Agrarwirtschaft sowie weniger Steuern und Gebühren für Landwirte.
"Mit den jüngsten Wirtschaftsreformen auf dem Land wurden Anreize geschaffen und eine agrarfreundliche Politik mit dem Ziel finanziellen Inputs ins Leben gerufen. Die Förderung der familienbetriebenen Landwirtschaft ist ein neuer Schritt zur Lockerung der Kontrolle und wird die Vitalität von Chinas Landwirtschaft fördern", erklärte Lin.
Liu Yongjun ist optimistisch, dass familienbetriebene Großhöfe Bauern wieder zur Landarbeit zurückbringen können. „Durch die Großbetriebe kann die Landwirtschaft zu einer lukrativen Karriere werden und junge Landwirte, von denen viele wegen besser bezahlter Jobs in die Städte gegangen sind, dazu bringen, in ihre alte Arbeit zurückzukehren", meint er.
Behutsame Einführung
Trotz des vielversprechenden Potenzials der Familienbetriebe warnt Lin vor übertriebenem Aktionismus. Seinen Berechnungen zufolge sind in China mit seinen 120 Millionen Hektar landwirtschaftlich nutzbarer Fläche nur 18 Millionen solcher Betriebe möglich, vorausgesetzt, sie sind im Schnitt 6,7 Hektar groß. Stellt jeder Betrieb drei Lohnarbeiter ein, könnte dieses System 54 Millionen Menschen beschäftigen. Zurzeit leben 300 Millionen Menschen in China ausschließlich von der Landwirtschaft.
"Überzählige Landarbeiter müssen durch die Urbanisierung in die Gesellschaft reintegriert werden. Aber es wird 50 Jahre dauern, bis das gelingt. Denn zurzeit schreitet die Urbanisierung mit jährlich einem Prozent voran", erklärt Lin. "Daher denke ich, dass das Modell der Familienbetriebe in nächster Zukunft nicht in großem Stil umgesetzt werden sollte."
Auch seien nur bestimme Regionen für die Förderung der Familienhöfe geeignet, z.B. Gebiete, in denen Grundstücke leicht zusammengelegt werden können, wirtschaftlich gut entwickelte Regionen und Stadtrandgebiete mit genügend Jobangeboten außerhalb der Landwirtschaft. „Aber in Zentral- und Westchina, wo Industrialisierung und Urbanisierung hinterherhinken, wird das System nicht funktionieren", fügte Lin hinzu.
Langfristig werden kleine, von einzelnen Haushalten bewirtschaftete Höfe das gängige Modell in Chinas Landwirtschaft bleiben. Neue Trends wie der zum familiengeführten Großbetrieb seien als Ergänzung hilfreich, aber kein Ersatz für das Originalmodell, so Lin. „Zudem darf die landwirtschaftliche Modernisierung nicht getrennt von den Prozessen der Urbanisierung und Industrialisierung verlaufen, denn nur sie ermöglichen es den durch die Modernisierung freigesetzten Arbeitskräften, eine neue Stelle zu finden.
Eine wichtige Nebenwirkung der bäuerlichen Großbetriebe könnte außerdem eine Überbeanspruchung des Landes sein, warnte Liu Yongjun. „Organisationen auf Dorfebene können hier als Aufpasser fungieren", schlägt er vor.
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