20-03-2013
Der Traum Chinas
Landwirtschaft: China fördert große Familienbetriebe
von Hou Weili

 

 

Landwirtschaftlicher Familienbetrieb in Tianchang (Provinz Anhui).

 

 

Jedes Jahr im April beginnt Shen Wanying mit den Vorbereitungen für das Pflügen. Shen (37) lebt im Dorf Jinsheng im Kreis Shihudang in der regierungsunmittelbaren Stadt Shanghai. 2008 kündigte sie ihren Job als Managerin einer Elektronikfabrik und kehrte aus der Stadt nach Jinsheng zurück, um mit ihrem Vater auf dem familieneigenen Bauernhof zu arbeiten. Vor zwei Jahren übernahm sie die gesamte Leitung des Hofes und konnte ihn seitdem auf sehr produktive 7,7 Hektar vergrößern.

"Die Leute dachten, ich wäre verrückt, das bequeme Stadtleben gegen die harte Landarbeit einzutauschen", erinnert sie sich. „Aber ich glaube, es war eine einmalige Chance. Mit Regierungssubventionen und harter Arbeit bietet mir mein Großbetrieb eine vielversprechende Zukunft", erklärt sie.

Nach Jahren sorgfältiger Bodenbestellung kann Shens Betrieb nun hohe Ernten einfahren, ihre Einnahmen beliefen sich 2012 auf 160.000 Yuan (197.000 Euro).

 

Landwirtschaft in großem Maßstab

Der Bezirk Songjiang, in dem Shens Hof liegt, ist die Heimat weiterer erfolgreicher großer Familienbetriebe und Teil eines neuen Landwirtschaftsmodells. Das erste der jährlichen politischen Dokumente des Zentralkomitees, auch „Erstes Zentraldokument" genannt, gilt als Hinweis auf die politischen Prioritäten des Landes. 2013 beinhaltete es eine Subventionszusage für Landbesitzer, bäuerliche Familienbetriebe und landwirtschaftliche Kooperativen. Die Fördergelder sollen den Aufbau einer großflächigen und spezialisierten Landwirtschaft begünstigen. In dem Dokument tauchte auch zum ersten Mal der Begriff „familienbetriebener Großbauernhof" auf.

Songjiang ist Vorreiter bei der Einführung und Förderung der familienbetriebenen Landwirtschaft. Bauern übertragen ihre Grundstücksrechte freiwillig an die Dorfbehörden, die die Flächen dann zusammenlegen, eine bessere landwirtschaftliche Infrastruktur fördern und die Bauern entschädigen. Wer einen Hof betreiben will, kann das Land inklusive guter technischer Ausstattung pachten und sich dann ganz auf die Bewirtschaftung des Landes konzentrieren. Ende 2012 gab es insgesamt 1206 familienbetriebene Höfe mit einer durchschnittlichen Fläche von 7,5 Hektar in Songjiang. Sie machen gegenwärtig 80 Prozent der gesamten Landfläche des Bezirks aus und erwirtschaften jährlich im Schnitt 100.000 Yuan (12.300 Euro).

Neben Songjing haben auch Wuhan (Provinz Hubei), Yanbian (Provinz Jilin), Ningbo (Provinz Zhejiang) und Langxi (Provinz Anhui) Initiativen zur Förderung der familienbasierten Landwirtschaft gestartet. Nach offiziellen Angaben des Landwirtschaftsministeriums gibt es zurzeit mehr als 6670 bäuerliche Familienbetriebe in den insgesamt 33 Regionen, in denen das Pilotprojekt der Übertragung der Grundstücksrechte durchgeführt wird.

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