21-09-2012
Provinz- und Städtepartnerschaften
Partnerschaft mit Zhejiang zahlt sich aus

 

Eine kontinuierliche und langfristig angelegte Partnerschaft zahlt sich im Geschäft mit Asien zumeist aus. Dies zeigen die Beziehungen zwischen Schleswig-Holstein und China. Das kleine norddeutsche Bundesland unterhält bereits seit 1986 partnerschaftliche Beziehungen zu der chinesischen Provinz Zhejiang. Seit August 1999 betreibt die Wirtschaftsförderung Schleswig-Holstein ein Firmen-Gemeinschaftsbüro in der Provinzhauptstadt Hangzhou.

Das Büro bietet Unterstützung bei allen Fragen der Marktsondierung, bei Geschäftsbesuchen und im Vorfeld der Eröffnung einer eigenen Niederlassung. Für etwa zehn Unternehmen besteht damit eine effiziente und günstige Vertretungsmöglichkeit in China. Nach diesen Einstiegsarbeiten können die meisten Firmen eigene Niederlassungen in China gründen. Daher gibt es immer wieder freie Plätze im Vertretungsbüro. Maschinenbau, Medizintechnik, Energie- und Umwelttechnik sind die Schwerpunktbranchen des Vertretungsbüros.

Die Politik des Landes unterstützt die Außenwirtschaft und hilft vor Ort als „Türöffner". „Hier in China unterstützen wir vor allen Dingen zukunftsträchtige Industrien, welche auch bei uns Zuhause im Lande einen großen Stellenwert haben. Damit ist es uns in wirtschaftlich schwierigen Zeiten gelungen, unsere Exportquote zu erhöhen und damit heimische Arbeitsplätze zu sichern", erklärte Ministerpräsidentin Simonis während ihrer letzten Chinareise im November 2002 in Hangzhou. Die Exportquote Schleswig-Holsteins stieg von 20,6 Prozent 1991 auf 31,8 Prozent im Jahr 2001.

Die Ministerpräsidentin wurde von einer Wirtschafts- und Wissenschaftsdelegation begleitet. Das Vertretungsbüro in Hangzhou organisierte verschiedene Kooperationsbörsen. „Die effiziente Vorbereitung der Delegationsreise und die gute Auswahl der Gesprächspartner der Kooperationsbörsen sind die Früchte der kontinuierlichen und guten Arbeit des Vertretungsbüros", erklärte die Ministerpräsidentin. Insbesondere bei der Medizintechnik zahle sich die intensive Wissenschaftskooperation in wirtschaftlichen Projekten aus.

Während der Reise nahm die Ministerpräsidentin an der Unterzeichnung eines Kooperationsvertrags zwischen dem Pharmaunternehmen Pohl-Boskamp und Shanghai Yanan Wanxing teil. Das Hohenlockstedter Unternehmen ist weltweit einer der größten Hersteller von Bronchialspray. China entwickelte sich zu einem der wichtigsten Absatzmärkte von Pohl-Boskamp. „Mit diesem Joint-Venture möchten wir unsere Marktstellung auf diesem Zukunftsmarkt sichern und ausbauen", erklärte die Marketingleiterin Gisela Brinkmann bei der Vertragsunterzeichnung. Das chinesische Unternehmen stellt jetzt Verpackungen für die Arzneien der Hohenlockstedter her. Damit erhofft sich das Unternehmen die Erschließung neuer Vertriebswege. „Ich wünsche vielen Chinesen einen harmlosen Schnupfen und eine gute Heilung mit den Mitteln von Pohl-Boskamp", sagte Simonis bei der Vertragsunterzeichnung.

Ministerpräsidentin Heide Simonis unterzeichnete zum Abschluss ihrer Chinareise in Hangzhou ein Kooperationsabkommen mit der Provinzregierung Zhejiang zum Ausbau der Zusammenarbeit im Bereich Medizintechnik. „Beim Thema Medizin bestehen für uns besondere Möglichkeiten für Kooperationen mit China", erklärte Simonis in Hangzhou. Die bereits seit 1987 in Schleswig-Holstein veranstalteten Seminare für chinesische Fach- und Führungskräfte behandelten in 2002 das Thema Krankenhausplanung.

Die Christian-Albrecht- Universität in Kiel hat seit 1986 eine Partnerschaft mit Hangzhou. Jedes Jahr studieren und forschen in Kiel sechs bis acht Mediziner aus China. Die Kooperation im Bereich Chirurgie ist besonders eng. Die erste Lebertransplantation in China unternahm ein in Kiel ausgebildeter chinesischer Arzt.

Auch die Lübecker Universität arbeitet eng mit Einrichtungen in Hangzhou zusammen. Das Dräger Forum führt zusammen mit dem Universitätsklinikum Kiel und einer ganzen Reihe weiterer Projektpartner ein umfassendes Projektprogramm „Fünf Schritte in die Provinz Zhejiang" durch. Beratung, Konzeptentwicklung, Training, Projektunterstützung und Ergebnisüberprüfung bauen dabei aufeinander auf.

Mit seinem Ausbildungsprogramm Betriebswirt/in im Gesundheitswesen schuf Dräger ein Pilotprojekt zur Übertragung des deutschen Dualen Ausbildungssystems nach China. Das Programm startete Ende 2002 mit 25 chinesischen Abiturienten. Zunächst erwerben die Teilnehmer Sprach- und Kulturkompetenz. Nach einem Jahr findet die erste Abschlussprüfung statt, welche die Voraussetzung für die weitere Teilnahme an den Fachkursen ist.

Ende 2002 begann Dräger in Hangzhou ein einjähriges Qualifizierungsprogramm für Fachkräfte der Krankenhaus- und der Gesundheitsverwaltung zum Projektmanagement im Gesundheitswesen. Die theoretische Ausbildung erfolgt in China, die praktische am Universitätskrankenhaus Kiel.

Geplant ist auch eine Ausbildung für Chinesen als Krankenschwester oder Krankenpfleger. Die Dräger AG hat auch eine Niederlassung in Shanghai und ist am Schleswig-Holsteinischen Gemeinschaftsbüro in Hangzhou beteiligt.

Auch bei dem Joint Venture von Sauer Danfoss, welches die Delegation in Shanghai besichtigte, war zu sehen, dass diese Unternehmen mit ihrem Chinaengagement Arbeitsplätze in Schleswig-Holstein sichern. Der weltgrößte Hersteller von kompletten Antriebssystemen für Bau- und Landmaschinen hat in Asien erst einen Marktanteil von 5 Prozent. Mit dem Gemeinschaftsunternehmen möchte es seinen Anteil in zehn Jahren auf 20 Prozent erhöhen. Für die Produktion in Shanghai importiert Sauer Danfoss etwa 25 Prozent der Teile aus Deutschland. „Wir werden auch weiterhin die Schlüsseltechnologie importieren und nicht in China produzieren, sagte Stephan König, Generalmanager der Shanghainiederlassung. „Dadurch schützen wir uns davor, das unsere Produkte hier kopiert werden."

„Die politische Unterstützung und wissenschaftliche Kooperationen sind wichtig für den Zugang zum chinesischen Markt", sagte Helmut Pampor Bereichsleiter Asien-Pazifik bei der Wirtschaftsförderung Schleswig-Holstein. Während der Chinareise von Simonis konnte Holz ConZert aus Norderstedt einen Vertag abschließen. Das Marketingunternehmen vertritt jetzt in Europa die Internationale Forstmesse Foresty EXPO, die regelmäßig in Beijing stattfindet. Auch die anderen in der Delegation von Simonis mitreisenden Unternehmer brachten überwiegend gute Ergebnisse mit nach Hause.

Die intensive Zusammenarbeit und das gut funktionierende Vertretungsbüro in Hangzhou wirken jetzt auch in umgekehrter Richtung, stellt Helmuth Pampor fest. Alleine letztes Jahr eröffneten bereits sechs Unternehmen aus China eine Niederlassung in Schleswig-Holstein. Gerade jetzt nach dem WTO-Beitritt müssen sich viele chinesische Unternehmen internationalisieren und sind dabei gezwungen ins Ausland zu gehen.

Ein Beispiel dafür ist China Supply Network CSN, das in Neumünster ein Handels- und Logistikzentrum aufbaut. Von hier aus möchte das Unternehmen seine Waren in ganz Europa vertreiben. Gleichzeitig sondiert CNS bereits, von hier aus deutsche Produkte nach China zu exportieren. (Quelle: Wirtschaftsförderung Schleswig-Holstein GmbH)