21-09-2012
Provinz- und Städtepartnerschaften
Beijing und Berlin

„Wenn Freunde aus der Ferne kommen, ist das etwa kein Anlass zur Freude?" Dieser Ausspruch von Konfuzius gibt wieder, was die Städtepartnerschaft Berlin-Beijing inzwischen ausmacht: viele gemeinsame Projekte, gegenseitige Delegationsbesuche auf politischer und Arbeitsebene sowie persönliche Kontakte in unterschiedlichen Bereichen haben im Lauf der Jahre zu vielen langfristigen Kooperationen und tiefen persönlichen Freundschaften geführt.

Die Partnerschaft mit Beijing ist eine der aktivsten Städtepartnerschaften des Landes Berlin. Bereits am 5. Mai 1988 wurde zwischen dem Magistrat von Berlin und der Stadtregierung Beijing eine Vereinbarung über eine freundschaftliche Zusammenarbeit geschlossen. Im April 1994 wurde die Beziehung zwischen den beiden Hauptstädten durch eine Gemeinsame Erklärung und ein Memorandum über Austauschprogramme bekräftigt.

Der Austausch zwischen den beiden Hauptstädten wird von einer Vielzahl an Berliner Akteuren und Institutionen getragen, gelebt und weiter entwickelt. Ihr derzeitiger Schwerpunkt liegt in den Bereichen Justiz, öffentliche Sicherheit, Kultur und Schüleraustausch. Die Kooperation im Bereich Justiz ist in den deutsch-chinesischen Rechtsstaatsdialog auf Bundesebene eingebettet.

Obwohl die Städte in ihrer Größe und Ausdehnung extrem unterschiedlich sind, kann Berlin auch in den Bereichen Stadtentwicklung und Wirtschaft wichtige Impulse geben. Umgekehrt haben besonders im kulturellen Bereich zahlreiche Projekte dazu geführt, das Verständnis der chinesischen Kultur in Deutschland zu verbessern. Beijing ist eine rasant wachsende Weltmetropole, die in allen Bereichen mit ihrer eigenen Entwicklung Schritt halten und sie gestalten muss. Viele Berliner Unternehmen haben ein großes Interesse daran, von diesem Wachstumsprozess zu profitieren. Es ist deshalb für Berlin ein großer Vorteil, dass die Stadt in den Bereichen Verkehr, Energie/Energieeffizienz und Kulturwirtschaft ein gefragter Partner für Beijing ist.

Einige aktuelle Beispiele der Zusammenarbeit: Seit 2002 und zuletzt im Januar 2011 haben jeweils 14tägige Seminare und Fortbildungsprogramme für hochrangige Pekinger Richter und Beamte zum Verwaltungsrecht, Justizvollzug, Handels- und Zivilrecht, zur Staatsanwaltschaft, zum Notariatswesen; im Bereich Öffentliche Sicherheit zu den Themen Terrorismusbekämpfung und Bekämpfung der Schwerstkriminalität in Berlin stattgefunden. Die Implementierung von europäischen - idealerweise deutschen - Standards in das chinesische Rechtssystem ist von großem Interesse für die deutsche Wirtschaft - man denke nur an das Urheberrecht - und verdeutlicht exemplarisch das Interesse der deutschen Seite an dieser Zusammenarbeit. Vor den Olympischen Spielen in Beijing 2008 gab es zudem einen umfangreichen Erfahrungsaustausch zur Planung und Durchführung von Großveranstaltungen.

Besonders stolz sind Berlin und Beijing auf ihre gemeinsame Nachwuchsarbeit: Es gibt inzwischen 18 Schulpartnerschaften zwischen den beiden Hauptstädten. Allein diese Schulpartnerschaften haben dazu geführt, dass an inzwischen zehn Berliner Schulen Chinesisch als Wahlpflichtfach (dritte Fremdsprache), an einer sogar als zweite Fremdsprache mit beachtlichen Zuwachszahlen unterrichtet wird. Auch die Zusammenarbeit im Bereich der beruflichen Bildung und Fortbildung ist intensiv: erst im Juni 2009 haben die Senatsverwaltung für Bildung, Wissenschaft und Forschung und das Erziehungskomitee der Stadt Beijing ein Memorandum zur Zusammenarbeit im Bereich der beruflichen Bildung unterzeichnet, das die bereits sehr regen Aktivitäten in diesem Bereich weiter stützt. Zahlreiche Wissenschaftskooperationen im universitären und anwendungsorientierten Bereich sorgen dafür, dass der Wissenstransfer in beide Richtungen funktioniert.

Eine Intensivierung der Zusammenarbeit in den Bereichen Tourismus, Klimaschutz/Umweltschutz, Gesundheit und Verwaltungszusammenarbeit ist in Planung.