Wiederherstellung des lokalen Ökosystems
Mit vollem Einsatz: Yang Shanzhou (2. r.) und sein Team bei der Kultivierung des Landes.
Unter Yangs Leitung wurden Wälder mit vielfältigen Baumarten auf einer Gesamtfläche von rund 3735 Hektar aufgeforstet. Heute erstrahlen gut 90 Prozent der Bergfläche des Daliang wieder in frischem Grün. Durch die Diversifizierung der lokalen Flora blühte auch die Tierwelt des Gebiets wieder auf. Kleinere Tiere wie Affen, Vögel und Fasane sind hier beheimatet, aber auch große Raubtiere wie Bären und Leoparden fühlen sich von den saftigen Tälern und bewaldeten Hängen angezogen. Die wiederhergestellte Vegetation auf den einst verkarsteten Bergen produziert jedes Jahr eine große Menge an Laub und abgefallenem Geäst, das den lokalen Bauern reichlich Brennmaterial liefert. Und die Fülle an wilden Pilzen hat den Einheimischen eine weitere Einnahmequelle beschert.
Im Zuge des Projekts wurden auch 26 Kilometer neue Straßen gebaut und auf einer Länge von 15 Kilometern Hochspannungsleitungen verlegt. Darüber hinaus hat das Team der Forstplantage auch Bewässerungsanlagen und Anlagen zur Trinkwasserversorgung installiert, was zu einem deutlichen Anstieg der lokalen landwirtschaftlichen Erträge geführt hat. Der Ertrag pro Mu (1 Mu entspricht etwa 0,0667 Hektar) ist von 200 auf 450 Kilogramm gestiegen. Mehr als 100 Haushalten ist dank dieser Aufwertung der Sprung aus der Armut gelungen.
1990 stellte Yang Zhou Bo als Leiter der Forstplantage ein. Zhou hat die großen Veränderungen durch die Aufforstung in den letzten 20 Jahren selbst mitverfolgen können. 2010 wurde die Stadt Baoshan von einer verheerenden Dürre heimgesucht. Den Berg Daliang traf die Katastrophe allerdings weniger hart, da der üppige Bewuchs dafür gesorgt hatte, das große Vorräte an Grundwasser gespeichert wurden. Dieses Wasser lieferte den Bewohnern während der Dürreperiode noch lange Trinkwasser und diente zur Bewässerung der Felder.
Dank der großen Bemühungen von Yang und seinen Mitarbeitern hat sich die Forstplantage in den letzten zwei Jahrzehnten rasch entwickelt. Das hat auch den wirtschaftlichen Wert des Geländes erheblich gehoben. Heute zählt die Plantage schätzungsweise 11,2 Millionen Bäume. Selbst nach einer konservativen Schätzung von 30 Yuan pro Baum (rund 3,80 Euro), hat sie damit heute einen Wert von rund 300 Millionen Yuan, umgerechnet etwa 38,3 Millionen Euro. Geld, das nicht einfach in privaten Taschen landet, sondern der ganzen Region zugute kommt. Bereits im April 2009 übergab Yang das Management und die Geschäftsführung der Plantage der Behörde für Forstwirtschaft des Kreises Shidian.
Nach seinem Tod wird Yang zum nationalen Helden
Mit seinem großen Engagement für den Umweltschutz und die Linderung der Armut hat es Yang Shanzhou in seiner Heimat zu großer Berühmtheit gebracht und er wurde mehrfach ausgezeichnet. Landesweit allerdings wurde seine Geschichte erst nach seinem Tode im Jahr 2010 bekannt. 2012 wurde er als eine der zehn Personen gewählt, die China im vergangenen Jahr tief berührt hatten. Menschen aus ganz China pilgern seither zu seinem Hof, um ihm ihren Respekt zu erweisen.
Yangs Familie, darunter auch seine drei Töchter, öffnen ihre Tür für alle Besucher. Yangs älteste Tochter, Yang Huiju, Jahrgang 1951, betreut die 84-jährige Mutter im Alltag. Sie und ihr Mann bestellen etwa 0,7 Hektar Ackerland, auf dem sie Tabak, Tee und Mais anbauen. Dadurch verdienen sie 30 000 bis 50 000 Yuan pro Jahr (3800 bis 6400 Euro). Yang Huiju hat zwei Söhne. Der Ältere arbeitet seit seinem Studienabschluss im Büro für Seismologie des Kreises, der Jüngere ist Landwirt. In seiner Freizeit vermittelt er den Dorfbewohnern freiwillig Kenntnisse über den Beschnitt und die Pfropfung von Obstbäumen. Wissen, das ihm sein Großvater vermacht hat.
Doch Yangs großes Engagement hatte auch seinen Preis. Für die Familie blieb dem Tausendsassa nur wenig Zeit. Weil er den Großteil der Zeit nach seiner Pensionierung auf der Forstplantage verbrachte, wusste seine Tochter Yang Huiju vieles über ihren eigenen Vater nur aus Erzählungen und nicht aus erster Hand. Vieles erfuhr sie eher über die Mitarbeiter ihres Vaters als über ihn selbst. Und die Familie zog auch keine Vorteile aus Yangs offiziellem Posten. „Mein älterer Sohn ist der einzige der Familie, der von meinem Vater persönlich betreut wurde. Als er die Mittelschule besuchte, lebte er einige Jahre bei seinem Großvater", erzählt Yang Huiju, und drückt trotzdem große Dankbarkeit gegenüber ihrem Vater aus. Aber letztlich habe Yang stets fast nur Augen für die Plantage gehabt. Auch die Pflege des Enkels habe sich meist nur auf dessen Alltags- und Studienleben bezogen, erinnern sich Yangs Mitarbeiter.
Nachdem Yangs Geschichte die Aufmerksamkeit der Öffentlichkeit auf sich gezogen hatte, kamen auch viele Investoren in das abgelegene Berggebiet. Eine zehn Kilometer lange Schotterpiste war bisher die einzige Verbindung zwischen der Forstplantage und der Kreisstadt Shidian. Jetzt wurde mit dem Bau einer asphaltierten Straße begonnen.
Derzeit verhandele die Plantage mit einem Investor aus der Provinz Guangdong über den Anbau wirtschaftlicher Kulturpflanzen zwischen den Bäumen, sagt Zhou Bo, der die Forstplantage seit Yangs Tod leitet. „Eine diversifizierte Wirtschaft zu entwickeln und den Einwohnern so die Chance auf ein höheres Einkommen zu geben, steht ganz im Einklang mit Yang Shanzhous Vision", sagt der 39-Jährige. Eine Vision, die, genauso wie die unzähligen Bäume, die Yang gepflanzt hat, weiterleben wird, auch nach seinem Tod, davon ist Zhou überzeugt.
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