Hu Yaobang, Generalsekretär des ZK der KP Chinas, erklärte am 13. Juni 1986 auf einer Pressekonferenz in Bonn: ,,Mein Besuch in der Bundesrepublik Deutschland ist zwar kurz, aber inhaltsreich und sehr fruchtbar. Es war nicht mein erstes Treffen mit Bundeskanzler Kohl und dem SPD-Vorsitzenden Brandt, sondern ein Wiedersehen mit alten Freunden. Meine Gespräche mit ihnen waren diesmal genauso harmonisch wie die früheren. Ich kann sagen, daß unsere Ansichten sowohl in bezug auf die Entwicklung der freundschaftlichen Zusammenarbeit zwischen China und der Bundesrepublik, als auch in den wichtigen aktuellen internationalen Fragen übereinstimmend oder ähnlich sind.. . Ich habe den starken Eindruck, daß die Freundschaft zwischen China und der Bundesrepublik schon tief in den Herzen der Menschen verwurzelt ist und daß alle Parteien Ihres Landes in der Frage der Freundschaft mit China übereinstimmen. Die auf der Grundlage, der gegenseitigen Achtung, der Gleichberechtigung und des gegenseitigen Nutzens aufgebauten Beziehungen der freundschaftlichen Zusammenarbeit zwischen unseren beiden Staaten sind erfolgversprechend und zukunftsträchtig." Seine Auffassungen über die wirtschaftliche Zusammenarbeit mit der Bundesrepublik und den anderen westeuropäischen Ländern erläuterte Generalsekretär Hu in seiner Rede unter dem Titel ,,China strebt nach der Entwicklung der langfristigen Wirtschaftskooperation mit Europa", welche er am Vormittag desselben Tages vor dem Deutschen Industrie- und Handelstag hielt (s. vollen Wortlaut auf Seite 14). Diese wichtige Rede Hus richtete sich nicht nur an über 250 Zuhörer — Persönlichkeiten aus Wirtschaftskreisen der Bundesrepublik —, sondern erregte auch in der Öffentlichkeit allgemeine Aufmerksamkeit und großes Interesse.

Hu Yaobang bei Tischrede auf einem von Bundeskanzler Kohl gegebenen Mittagessen

Zusammenkunft von Hu Yaobang und Willy Brandt

Hu war mit seiner Begleitung — darunter Li Peng, Mitglied des Politbüros des ZK der KP Chinas und Vizeministerpräsident, und Fei Xiaotong, stellvertretender Vorsitzender des Landeskomitees der Politischen Kosultativkonferenz des Chinesischen Volkes — am 12. Juni nach einem erfolgreichen Besuch in Großbritannien in Bonn eingetroffen. Während seines viertägigen Aufenthaltes in London, wo er seine offiziellen freundschaftlichen Besuche in Westeuropa begann, führte Generalsekretär Hu mit Premierministerin Margaret Thatcher Gespräche, hatte umfangreiche Kontakte mit Politikern der britischen Parteien und hielt im Britischen Königlichen Institut für Internationale Angelegenheiten eine wichtige Rede zur Erläuterung der grundlegenden Staatspolitik Chinas: ,,Schlüssel zum Verständnis Chinas" (s. Auszüge auf Seite 18).

In Bonn wurde Hu von Bundeskanzler Kohl mit den Worten begrüßt: ,,Sie sind hier bei alten Freunden." In ihren Gesprächen tauschten Hu und Kohl Meinungen zum Ausbau der bilateralen Beziehungen der beiden Länder im politischen, wirtschaftlichen, wissenschaftlichen, technologischen und kulturellen Bereich und zu internationalen Fragen von gemeinsamem Interesse aus.

Bei den beiden Zusammenkünften Hus mit dem SPD-Vorsitzenden Willy Brandt in Bonn wurden internationale Fragen von gemeinsamem Interesse wie die Wahrung des Weltfriedens, die Beziehungen zu den Ländern der Dritten Welt und das Verhältnis zwischen West-und Osteuropa offen diskutiert. Die Gesprächspartner äußerten auch ihre Zufriedenheit mit der Entwikklung der Beziehungen ihrer beiden Parteien in den letzten beiden Jahren und ihren Wunsch nach Intensivierung dieser Beziehungen.

Außerdem traf Hu in Bonn mit Bundespräsident Richard von Weizsäcker zusammen und empfing Vertreter der Grünen.

Während seines fünftägigen Aufenthaltes in der Bundesrepublik besuchten Hu und seine Begleitung auf Einladung auch Nordrhein-Westfalen und Bayern. In Düsseldorf sprachen die chinesischen Gäste mit Ministerpräsident Johannes Rau über die Weiterentwikklung der wirtschaftlichen und technologischen Kooperation zwischen China und Nordrhein-Westfalen. In München, der letzten Station seiner Reise in der Bundesrepublik, wurde Generalsekretär Hu freundlich begrüßt. In seinen Gesprächen mit Ministerpräsident Strauß erörterten die beiden Partner Fragen der Verstärkung der bilateralen Beziehungen.

Am 16. Juni flog Hu von München nach Paris, um seine Westeuropareise mit einem Frankreich-Besuch fortzusetzen. (Quelle: Beijing Rundschau, Nr. 25, 1986)