11-09-2012
Historische Artikel der Beijing Rundschau
Ministerpräsident Hua in der Bundesrepublik Deutschland

Neuer Anfang umfangreicher Zusammenarbeit

Vom 21. bis 28. Oktober stattete Ministerpräsident Hua Guofeng der Bundesrepublik Deutschland einen Staatsbesuch ab. Dieser Besuch war erfolgreich, weil er die Freundschaftsbeziehungen beider Länder förderte und eine neue Perspektive für eine umfassende Zusammenarbeit eröffnete.

Auf dem Besuchsprogramm standen u. a.:

Zusammenkünfte und Gespräche mit Bundespräsident Karl Carstens; Gespräche mit Bundeskanzler Helmut Schmidt, bei denen beide Seiten ein beachtliches Maß an Übereinstimmung in internationalen Fragen von gemeinsamem Interesse und bilateralen Beziehungen erzielten; eine gemeinsame Pressekonferenz mit Bundeskanzler Schmidt.

Ministerpräsident Hua wohnte der Unterzeichnung von drei Dokumenten über die Verstärkung der Zusammenarbeit zwischen beiden Regierungen bei.

Er traf mit Führern politischer Parteien und Persönlichkeiten aus Politik und Wirtschaft zusammen. Er erläuterte den Geschäftsleuten die chinesische Wirtschaftspolitik und tauschte mit ihnen Meinungen über den Ausbau der Wirtschafts- und Handelsbeziehungen beider Länder aus.

Er besuchte Bonn, Trier, Düsseldorf, Hamburg, Stuttgart und München und hatte Kontakte mit Menschen aus verschiedenen Schichten, wodurch gegenseitiges Verständnis und Freundschaft gefördert wurden.

Er besichtigte einige bekannte Industrie- und Bergbauunternehmen und informierte sich über ihre Entwicklung und ihre Managementerfahrungen, die für Chinas sozialistische Modernisierung sehr nützlich sind.

Während des Besuchs führten Vizeministerpräsident Yu Qiuli und Außenminister Huang Hua mit ihren Amtskollegen Gespräche über Wirtschaft und Außenpolitik.

Kurz, der einwöchige Besuch des Ministerpräsidenten Hua war erfolgreich.

Verstärkte Zusammenarbeit — gemeinsamer Wunsch

Der Besuch zeigte: Der direkte Meinungsaustausch beider Regierungschefs über bilaterale Beziehungen und internationale Fragen von gemeinsamem Interesse ist sehr nützlich für die Förderung des gegenseitigen Verständnisses, der Freundschaft und der Zusammenarbeit.

Im Interesse von Freundschaft und Frieden.Der Ministerpräsident und der Bundeskanzler waren beide der Meinung, daß die bilateralen Beziehungen weiterentwickelt und die Freundschaft beider Völker vertieft werden müßten.

Ministerpräsident Hua sagte, die beständige Entwicklung der gegenseitigen Beziehungen diene der Entwicklung beider Länder und trage auch dazu bei, daß unsere beiden Länder bei der Wahrung des Weltfriedens eine noch größere Rolle spielen. Bundeskanzler Schmidt sagte, sein Land sei entschlossen, die Zusammenarbeit mit China zu verstärken. Diese Zusammenarbeit richte sich gegen niemanden Dritten, sondern stehe im Interesse des Friedens.

China und die Bundesrepublik brauchen, obwohl sie unterschiedliche Gesellschaftssysteme haben, eine friedliche internationale Umgebung für ihren Aufbau. Sie haben die gemeinsame Aufgabe, den Weltfrieden zu wahren und Aggression und Krieg zu bekämpfen. Bundespräsident Carstens sagte bei einem Mittagessen, das er zu Ehren des Ministerpräsidenten Hua gab, beide Länder sollten sich um die Wahrung des Weltfriedens bemühen. Er meinte, dies sei das vorrangige Ziel der Zusammenarbeit.

In bezug auf die Konflikte in Mittelost, Afrika und Südostasien, die den Weltfrieden gefährden, sagte Bundeskanzler Schmidt, eine friedliche Lösung sollte auf der Respektierung von Unabhängigkeit, territorialer Integrität und Souveränität dieser Länder basieren. Jedes Land sollte Gelegenheit haben, ohne fremden Einfluß sein Geschick selbst zu entscheiden.

Ministerpräsident Hua brachte seine Überzeugung zum Ausdruck, daß es durchaus möglich sei, den Ausbruch eines Krieges hinauszuzögern und eine längere Dauer des Weltfriedens zu erkämpfen, wenn alle friedliebenden Staaten und Völker der Welt sich vereinen und von ihrer jeweiligen Position aus mit effektiven Mitteln der Aggression und Expansion des Hegemonismus Einhalt gebieten.

Er sagte, das chinesische Volk habe Verständnis für den Wunsch des deutschen Volkes nach Wiedervereinigung und unterstütze diesen gerechten Wunsch. Bundeskanzler Schmidt dankte für dieses Verständnis.

Drei Dokumente zur Verstärkung der Zusammenarbeit. Entsprechend dem Wunsch nach Entwicklung der bilateralen Beziehungen und Förderung der gegenseitigen Freundschaft unterzeichneten beide Seiten am 24. Oktober in Bonn zwei Abkommen über wirtschaftliche und kulturelle Zusammenarbeit und ein Abkommen über die Eröffnung von Generalkonsulaten in beiden Ländern. Außenminister Huang Hua und der stellvertretende Bundeskanzler und Außenminister Hans-Dietrich Genscher unterzeichneten im Namen ihrer Regierung die Dokumente.

Das Abkommen über die wirtschaftliche Zusammenarbeit sieht vor, daß beide Seiten auf der Grundlage der Gleichberechtigung und des gegenseitigen Nutzens ihre Wirtschaftsbeziehungen weiter ausbauen und sich bemühen, die wirtschaftliche, industrielle und technologische Zusammenarbeit zu fördern und auszuweiten und auf der Basis des gegenseitigen Nutzens möglichst ausgeglichen und koordiniert ihre Wirtschaftsbeziehungen zu entwickeln. Das Abkommen sieht ferner vor, daß beide Seiten ihr Bestes tun, günstige Bedingungen für finanzielle Erleichterungen zu schaffen.

Das Abkommen über kulturelle Zusammenarbeit sieht vor, daß die Bereiche der Zusammenarbeit, auf die beide Seiten sich geeinigt haben, Wissenschaft, Erziehung, Kunst, Sport, Presse, Rundfunk-, Film- und Fernsehwesen, Sprachausbildung, Buchwesen sowie Aktivitäten der Jugend und sozialer Organisationen umfassen. Beide Seiten sollten alle notwendigen Maßnahmen ergreifen, um den Kulturaustausch zu fördern und zu verbessern.

Nach dem Abkommen über die Eröffnung von Generalkonsulaten kamen beide Seiten überein, in Hamburg und Shanghai Generalkonsulate zu errichten.

Die drei Dokumente fügten dem Freundschaftsgebäude beider Länder neue Bausteine hinzu und eröffneten neue Aussichten für die Zusammenarbeit und den Austausch.

Begrüßung durch die Massen

Bei seinem Besuch wurde Ministerpräsident Hua überall von der Bevölkerung herzlich willkommen geheißen.

Während der Begrüßungszeremonie in der Hauptstadt Bonn, die der Oberbürgermeister Hans Daniels für ihn veranstaltete, jubelten und klatschten Tausende und aber Tausende Bürger, die sich vor dem Rathaus und auf Baikonen sowie an Fenstern der umliegenden Häuser versammelt hatten. In Stuttgart versammelten sich mehrere tausend Bürger vor dem Sitz der Landregierung von Baden-Württemberg und warteten einige Stunden, um die Ehrengäste zu begrüßen. In München säumten Tausende und aber Tausende Bürger die Straßen, um die Freundschaftsboten des chinesischen Volkes willkommen zu heißen. Auch in den Thyssen-Edelstahlwerken AG von Nordrhein-Westfalen und bei Messerschmitt-Bülkow-Blohm (MBB) in Hamburg wurden Hua Guofeng und seine Begleitung von den Massen herzlich empfangen.

In der alten Stadt Trier bildeten sich Menschentrauben, an einigen Stellen in sieben bis acht Reihen gedrängt, auf dem Rasen vor den Ruinen eines römischen Amphitheaters und warteten auf die Gäste aus China. In der Menge standen Mütter mit ihren Babys im Kinderwagen und Schulkinder mit Fähnchen, auf denen z.B. stand ,,Greimkrath begrüßt Hua Guofeng" oder ,,Talchen heißt den chinesischen Führer Hua Guofeng willkommen!". Hunderte Menschen drängten sich vor dem Karl-Marx-Haus und blockierten die schmale Straße. Mit begeistertem Beifall und Jubelrufen begrüßten sie Ministerpräsident Hua.

Er schenkte dem Marx-Museum einen Wandteller aus Porzellan mit einem Marx-Porträt und eine Nachbildung des ,,Kommunistischen Manifests" mit dem Namenszug ,,Zhou Enlai" auf der Titelseite aus dem Jahr 1943, das dieser in seiner Wohnhöhle in Yanan benutzt hatte. Ministerpräsident Hua sagte: ,,Trier, als eine der ältesten Städte Deutschlands, erfreut sich des besonderen Respekts des chinesischen Volkes, da hier der große Marx vor 161 Jahren geboren wurde."

Guter Anfang

Auf dem Erwiderungsbankett am 23. Oktober sagte Ministerpräsident Hua: ,,Die Freundschaft und Zusammenarbeit zwischen unseren beiden Ländern hat einen guten Anfang genommen. Lassen Sie uns durch weitere gemeinsame Bemühungen noch größere Erfolge erringen."

Auf der Pressekonferenz vom 24. Oktober, die er zusammen mit Ministerpräsident Hua gab, sagte Bundeskanzler Schmidt auf die Frage des Korrespondenten der ,,Renmin Ribao", beide Länder würden ihre Zusammenarbeit ausdehnen. Über die Entwicklung des bilateralen Handels sagte er, die Handelsbank werde sich an der wirtschaftlichen Zusammenarbeit beteiligen und China Kredite in Höhe von 3 Milliarden Mark gewähren. Die Bundesregierung werde dies unterstützen und die Garantie übernehmen. Die Bundesregierung werde ferner bei der Ausbildung chinesischer Fachleute helfen und die Zusammenarbeit auf dem Gebiet der Wissenschaft und Technik fortsetzen.

Bereits vor vielen Jahren bestanden Freundschaftskontakte zwischen dem chinesischen und dem deutschen Volk. Die Freundschaft, die der Ministerpräsident Zhou Enlai und der Vorsitzende des Ständigen Ausschusses des NVK Zhu De Anfang der zwanziger Jahre während ihres Aufenthalts in Deutschland mit dem deutschen Volk geschlossen haben, wird heute noch gerühmt. Nach Aufnahme der diplomatischen Beziehungen im Oktober 1972 erlebten die bilateralen Beziehungen und die wirtschaftlichen Kontakte eine beachtliche Entwicklung. Mit seinem offiziellen Besuch im Oktober 1975 hat Bundeskanzler Schmidt einen positiven Beitrag zur Entwicklung der Beziehungen geleistet.

China und die Bundesrepublik haben keine Interessenkonflikte, ihre Freundschaftsbeziehungen beruhen auf einer soliden Basis, und ihre Zusammenarbeit hat eine gute Aussicht. Es ist zu erwarten, daß sich die Freundschaftsbeziehungen und die Zusammenarbeit beider Länder nach dem Besuch des chinesischen Ministerpräsidenten von einem neuen Ausgangspunkt weiterentwickeln werden. (Quelle: Beijing Rundschau, Nr. 44, 1979)