Auf Einladung von Ministerpräsident Wen Jiabao ist die deutsche Bundeskanzlerin Angela Merkel am 30. August zu einem zweitägigen China-Besuch in Beijing eingetroffen. Es ist bereits die zweite China-Reise von Angela Merkel in diesem Jahr. Während ihres zirka 30-stündigen Aufenthalts wird die deutsche Bundeskanzlerin an 15 Veranstaltungen teilnehmen und neben Beijing auch Tianjin besuchen.
In der Hauptstadt werden am 30. August Kabinettsmitglieder beider Länder zu Regierungskonsultationen zusammenkommen. Wirtschaftsfragen dürften im Mittelpunkt der Gespräche zwischen den Regierungen stehen. Investitionen und die Einführung erneuerbarer Energien gelten als Schwerpunkt der künftigen bilateralen Zusammenarbeit.
Begleitet wird Merkel von sieben Ministern. Ganz oben auf der Liste steht bei dem aktuellen Besuch wohl Finanzminister Wolfgang Schäuble. So sagte Feng Zhongping von der chinesischen Akademie für moderne internationale Beziehungen: „Ich glaube, bei diesem Treffen werden vor allem ökonomische Fragen erörtert. Die Schuldenkrise hält bereits drei Jahre an, und sie hat sich weiter verschärft. Unter diesen Umständen steht für Deutschland eine Wiederbelebung der Weltwirtschaft im Mittelpunkt. Dafür ist die chinesisch-deutsche Kooperation sowohl im regionalen als auch im globalen Sinne von äußerst großer Bedeutung. Der Euro gilt als die zweitwichtigste Leitwährung der Welt. Seine Position im internationalen Währungssystem ist unverändert geblieben. Meiner Meinung nach hat die bilaterale Finanzkooperation, besonders die von RMB und Euro, ein enormes Potential."
Ein Jahr zuvor fand die erste Konsultation zwischen der chinesischen und der deutschen Regierung statt. Damals kündigten beide Seiten an, eine strategische Partnerschaft im Bereich der Elektro-Autos zu etablieren und die Zusammenarbeit in den Bereichen neue Energien, Energieeinsparung und Umweltschutz sowie Energieeffizienz auszubauen. Seit diesem Jahr arbeiten die EU und China zusammen an Konzepten für eine nachhaltige Urbanisierung . Ziel der Partnerschaft sind Austausch, Kooperation und Unterstützung technischer Entwicklungen, die eine nachhaltige Urbanisierung fördern.
Bei der aktuell schwierigen Wirtschaftslage sind die deutsch-chinesischen Handelsbeziehungen von enormer Wichtigkeit. Statistiken zufolge betrug das bilaterale Handelsvolumen im Jahr 2011 169 Milliarden US-Dollar. Dies entsprach einem Drittel des gesamten Handelsvolumens zwischen China und den 27 EU-Staaten. Besonders bemerkenswert ist, dass Deutschland jenes Land in Europa ist, das die meisten Technologien nach China exportiert hat.
Weiter sagte Feng Zhongping: „Die chinesisch-deutschen Beziehungen gelten als Vorreiter in den chinesisch-europäischen Beziehungen. China und Europa sowie China und Deutschland haben nach wie vor eine starke ökonomische Komplementarität. Europa ist für China eine wichtige Quelle für moderne Technologien. Deutschlands High-Tech-Sektor ist führend in Europa und der Welt. Die Kooperation bezüglich des Umweltschutzes sowie der erneuerbaren Energien wird der Schwerpunkt der künftigen bilateralen Zusammenarbeit."
Diese Regierungskonsultation ist der erste derartige Mechanismus zwischen China und einer ausländischen Regierung. Deutschland führt mit nur acht Ländern Regierungskonsultationen. Die Konsultation wird von Regierungschefs beider Staaten geleitet, an der mehrere Minister teilnehmen. Feng Zhongping betonte, die Konsultationen würden das hohe Niveau der chinesisch-deutschen Beziehungen zeigen.
„Tatsächlich können sich beide Seiten so gegenseitig kennen lernen. Die Teilnehmer der Konsultationen sind wichtige Mitglieder der jeweiligen Regierungen. Es können neue Gemeinsamkeiten der Zusammenarbeit gefunden und die künftige bilaterale Kooperation verbessert werden", so Feng Zhongping weiter.
Am Nachmittag des 30. August wird Merkel jeweils von Staatspräsident Hu Jintao, dem Vorsitzenden des Ständigen Ausschusses des Nationalen Volkskongresses Wu Bangguo, Vize-Staatspräsident Xi Jinping und Vize-Ministerpräsident Li Keqiang empfangen.
Merkel wird in Begleitung von Wen Jiabao nach Beijing auch Tianjin besuchen. Dies ist die sechste China-Reise von Merkel seit ihrem Amtsantritt als Bundeskanzlerin. (Quelle: Radio China International)
