16-07-2012
Kulturerbe im Bild
Das Schattentheater
 

Zhou Wei (re.) führt das Schattentheter in Jinli, einer berühmten Touristenzone in Chengdu, Provinz Sichuan, auf.

Vorbereitung für die Aufführung

Touristen dürfen auch Hand anlegen

Trotz der unzähligen Stile des Schattentheaters liegt der wesentliche Unterschied zwischen ihnen nur in der Selektion des Stücks und in der Melodie, die die Künstler beim Singen und Erzählen verwenden.

Die Herstellung der Schattenfiguren besteht aus Säuberung und Stärkung des Leders, Gravierung, Bemalung, Zusammenbau und Montage der Führungsstäbe. Im Wesentlichen zeigen Gravierung und Bemalung das Niveau des Künstlers.

Das Schattentheater ist eine Gattung des traditionellen Theaters, bei dem man den Schatten von flachen Figuren aus Leder oder Papier mithilfe von Beleuchtungen auf einen Schirm projiziert und damit Geschichten erzählt. Es ist in China weit verbreitet und sehr beliebt. Wegen der unterschiedlichen Melodien und Akzente, die man in diversen Regionen bei der Aufführung verwendet, gibt es viele verschiedene Kunststile.

Wann genau das Schattentheater entstanden ist, ist unklar. Laut Meng Yuanlaos Pinselnotizen namens „Der Traum von Hua in der Östlichen Hauptstadt" sei es spätestens in der Song-Dynastie bereits hoch entwickelt und populär gewesen. In den Schenken in Bianliang, der damaligen östlichen Hauptstadt, gab es schon 9 Künstler, darunter Dong Shiwu, Zhao Qi und Cao Baoyi. Außerdem gibt es in der Wenshu Halle des Yanshan Tempels in Fanzhi in der Provinz Shanxi eine Wandmalerei, die eine Aufführung des Schattentheaters zeigt. Das Schattentheater machte während der Song-, Jin-, Yuan- und Ming-Dynastie verschiedene Entwicklungen durch und erlebte seine Blütezeit in der Qing-Dynastie.

Trotz der unzähligen Stile des Schattentheaters liegt der wesentliche Unterschied zwischen ihnen nur in der Selektion des Stücks sowie in der Melodie, die die Künstler beim Singen und Erzählen verwenden. Allen Stilen ähnlich ist das Verfahren zur Herstellung von Figuren und die Technik, die Figuren zu führen. Die Künstler müssen zuerst Leder von Rind, Esel oder Ziege gründlich säubern, enthaaren und so verarbeiten, dass das Leder halbtransparent wird. Dann können sie Figuren in das Leder eingravieren und diese bemalen. Die Essenz des Verfahrens beruht auf der feinen Gravierungstechnik der Künstler und der lebensechten Gestaltung der Figuren. Die Figuren bestehen meistens aus Kopf, Körper, Armen und Beinen. Sie sind im Seitenprofil dargestellt. Auf dem Kopf sitzt ein Hut oder Helm, der ganze Körper ist bekleidet und trägt auch Schmuck. Mit Hilfe eines Ofens machen die Künstler die bemalten Figuren ganz flach. Für die Aufführung werden die Teile der Figuren miteinander verbunden und drei Führungsstäbe aus Bambusholz an Körper und Gliedmaßen befestigt. Außer den Figuren muss man noch alles, was man zur Inszenierung braucht, herstellen.

Unter all den Gegenständen, die man bei der Aufführung braucht, ist der Schirm, meistens "Liang Zi" genannt, am wesentlichsten. Der Schirm bemisst in der Höhe meist drei bis vier Chi (ca. ein Meter) und in der Breite fünf bis sechs Chi, damit das Schattentheater auch mit einer einzelnen Person gespielt werden kann. Dann braucht man noch eine Öllampe um den Schatten der Figuren auf die Leinwand zu projizieren.

Das Schattentheater ist eine wichtige traditionelle Volkskunst in China. Wegen der Verbreitung von modernem Film und Fernsehen hat die Anzahl der Zuschauer für das Schattentheater in den letzten Jahren immer mehr abgenommen. Viele Stile des Schattentheaters sind vom Aussterben bedroht und bedürfen dringender Maßnahmen, um sie zu retten und zu schützen.