Agrartechnik: Besichtigung eines Systems zur wassersparenden Bewässerung von Nutzpflanzen
Umweltfreundlich: Klarer Himmel und saubere Luft über der Yuntong Buntmetallfabrik in der Inneren Mongolei
Strukturregulierung
Einigkeit herrscht innerhalb der Bürokratie lediglich darüber, dass die Wirtschaft eine grundlegende Regulierung nötig hat. „Als eine Region, die bislang fast ausschließlich von Landwirtschaft und der Ausbeutung seiner Bodenschätze lebt, muss die Innere Mongolei dringend darüber nachdenken, wie sie ihre Abhängigkeit von der Rohstoffindustrie überwinden kann", meint Wei Xiaoming, Inspektor der Kommission für Entwicklung und Reform der Inneren Mongolei.
Wei weist darauf hin, dass manche Regionen in China, die in der Vergangenheit mit ihren Ressourcen zum Boom der chinesischen Wirtschaft beigetragen haben und im Windschatten dieser Entwicklung zunächst profitierten, mit der teilweisen Erschöpfung ihrer Naturressourcen in eine schwierige Lage geraten seien. Dies sei eine Warnung für die Innere Mongolei, in der sich bereits ähnliche Probleme abzeichneten.
Wei spricht davon, dass die Regierung des Autonomen Gebietes Pläne geschmiedet hat, die Wirtschaft aus der Abhängigkeit von der Rohstoffindustrie zu befreien. Die Strukturregulierung soll entschlossen gefördert werden. Der Aufbau des Dienstleistungssektors steht bei diesem Konzept im Mittelpunkt. Unter gezielter Förderung der Regierung soll sein Anteil am Bruttoinlandsprodukt des autonomen Gebiets in den nächsten fünf Jahren von 30 Prozent auf 40 Prozent steigen.
Trotz dieser klaren Zielvorgabe gestaltet sich die Strukturregulierung sehr schwierig, meint Wei Xiaoming: „Die Wirtschaft der Inneren Mongolei hat sich einfach zu sehr an die relative leichte Ausbeutung der Bodenschätze gewöhnt. Eine Strukturregulierung gestaltet sich so schwierig wie das Manövrieren eines Supertankers, der einen kilometerlangen Bremsweg hat. Für die Strukturregulierung bedarf es nicht nur eines klugen Konzepts, sondern vor allem viel Zeit."
Abwenden einer ökologischen Katastrophe
April ist in Nordchina die Zeit gefürchteter Sandstürme. Dabei wird der Staub aus den Weiten der Mongolei bis nach Beijing geblasen. Kein Wunder, denn die Hälfte der Fläche der Inneren Mongolei ist von Wüsten bedeckt.
Die chinesische Regierung bezeichnet die Innere Mongolei als "erste ökologische Verteidigungslinie in Nordchina". Im Jahr 2011 hat der Staatsrat ein Dokument veröffentlicht, das dem autonomen Gebiet eine entsprechende ökologische Schlüsselrolle zuweist.
Wang Yuming, stellvertretender Vorsitzender des Autonomen Gebiets Innere Mongolei, verspricht, dass bei der wirtschaftlichen Entwicklung der Inneren Mongolei künftig mehr Wert auf den Erhalt der natürlichen Umwelt gelegt werden soll.
Aber der Kampf gegen die Wüstenbildung bleibt hart und vielschichtig. Trotz aller Bemühungen sind die Kräfte der Natur stärker. Noch immer ist die Innere Mongolei das Gebiet in China, das am härtesten von der Wüstenbildung betroffen ist.
Wang setzt hier auf eine bestimmte Strategie: Seit 2001 haben die Behörden bis zu 650 000 nomadische Viehzüchter umgesiedelt. Da dieser Berufsgruppe vorwiegend Mongolen zugehörig sind, war von dieser Maßnahme ein großer Teil der einheimischen Bevölkerung betroffen. In den evakuierten Gebieten werden dann Bäume und Sträucher gepflanzt, die das Problem der Bodenerosion beheben sollen.
Experten aber wenden ein, dass nicht allein die nomadische Viehhaltung für die Wüstenbildung verantwortlich ist: Die intensive landwirtschaftliche Nutzung der Region seit den 60er Jahren habe ebenso zum Absenken des Grundwasserspiegels beigetragen wie das Aufforsten durch schnellwachsende Pflanzen, die für das Ökosystem der Inneren Mongolei ungeeignet sind. Ein weiteres Problem stellt der Ausbau der Produktion von Kaschmirwolle dar: Die Kaschmirziege belastet durch ihr Fressverhalten die Weideflächen weitaus stärker als Rinder und Schafe.
Ungeachtet dessen hält Wang Yuming die Umsiedlung nicht nur für ein probates Mittel zur Armutsbekämpfung, sondern auch für eine wichtige Umweltschutzmaßnahme, die in den nächsten Jahren verstärkt umgesetzt werden soll. Kritiker aber warnen davor, dass eine Fortsetzung der groß angelegten Umsiedlungspolitik und die damit einhergehende Veränderung in Alltag und Lebensstil der Betroffenen zu einer Gefährdung der traditionellen mongolischen Kultur führt.
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