17-02-2012
Lebensgeschichten
Deutsch-chinesische Beziehungen: Gute Grundlage – Kluger Ausbau
von Wu Hongbo

Chinas Botschafter in Berlin zum 40. Jahrestag der Aufnahme diplomatischer Beziehungen zwischen der Volksrepublik China und der Bundesrepublik Deutschland. 

 

Wu Hongbo

  

Vor vierzig Jahren haben die Volksrepublik China und die Bundesrepublik Deutschland in der Großen Halle des Volkes in Beijing das Gemeinsame Kommuniqué über die Aufnahme diplomatischer Beziehungen unterzeichnet. Damals erklärte Chinas Ministerpräsident Zhou Enlai, zwar herrschten in China und Deutschland unterschiedliche Systeme, doch gäbe es keinerlei von der Geschichte hinterlassene Probleme und Interessenskonflikte, so dass die freundschaftliche Zusammenarbeit zwischen beiden Ländern relativ schnell entwickelt werden könne. Helmut Schmidt besuchte als erster deutscher Bundeskanzler China. Er sagte, China sei eine Weltmacht, es sei notwendig, dass Deutschland China Verständnis entgegenbringe und dass die Entwicklung von guten chinesisch-deutschen Beziehungen den eigenen Interessen Deutschlands entspreche.

Gerade weil führende Persönlichkeiten beider Länder seit vierzig Jahren mit Weitblick agieren und Persönlichkeiten aller Schichten gemeinsame Anstrengungen an den Tag legten, haben beide Länder über die Unterschiede in Ideologie und Gesellschaftssystemen hinweg eine breite Brücke der Freundschaft und Zusammenarbeit errichtet. So konnten die Beziehungen der freundschaftlichen Zusammenarbeit reiche Früchte tragen, was nicht nur unseren beiden Staaten und Völkern großen Nutzen brachte, sondern auch für den Frieden und die Entwicklung in der Welt förderlich war.

Seit vierzig Jahren entwickeln sich die bilateralen Beziehungen stabil. Beide Staaten haben im Rahmen der allseitigen strategischen Partnerschaft zwischen China und der Europäischen Union Partnerbeziehungen der globalen Verantwortung errichtet und diese im Jahr 2010 auf das Niveau einer strategischen Partnerschaft gehoben. Das Verständnis zwischen den Völkern unserer beiden Länder wächst ständig, das Vertrauen vertieft sich und die Freundschaft wird immer enger.

Ausgehend von den Prinzipien der Gleichheit und des gegenseitigen Vorteils haben China und Deutschland auf vielen Ebenen, auf breitem Gebiet und in alle Richtungen eine aktive Zusammenarbeit entfaltet und dabei fruchtbare Ergebnisse erzielt. Zu Beginn der Beziehungen betrug das Gesamtvolumen des Handels zwischen beiden Ländern 274 Millionen US-Dollar; im Jahr 2002, dem 30. Jahr seit der Aufnahme der Beziehungen, waren es 23,5 Milliarden US-Dollar; im Jahr 2011 stieg die Gesamtsumme des chinesisch-deutschen Handelsvolumens auf 169,1 Milliarden US-Dollar. In China gibt es mehr als 7000 deutsche Firmen, deren reale Investitionssumme 17 Milliarden US-Dollar übersteigt. Deutschland ist das europäische Land, aus dem China die meiste Technik importiert. Beide Länder haben Verträge über mehr als 15 000 Technik-Import-Projekte unterzeichnet, die entsprechend vereinbarte Gesamtsumme beläuft sich auf mehr als 50 Milliarden US-Dollar. China ist gegenwärtig Deutschlands größter Handelspartner außerhalb der EU und hat damit die USA überflügelt. China ist Deutschlands wichtigster Übersee-Markt in Schlüsselbereichen wie Automobilindustrie, Maschinenbau, Elektronik und Chemieindustrie. Auch die Zusammenarbeit zwischen den Regierungen beider Länder wird immer enger; die auf dem Win-Win-Prinzip beruhende Zusammenarbeit beider Seiten in den Bereichen Energie, Umweltschutz, Wissenschaft und Technik, Bildung, Kultur und Gesundheitswesen erweitert und vertieft sich ständig, was ausgezeichnete gesellschaftliche und ökonomische Effekte mit sich bringt.

China und Deutschland wirken auf internationaler Ebene eng zusammen und unterstützen sich gegenseitig. Angesichts globaler Herausforderungen wie der internationalen Wirtschafts- und Finanzkrise, des Klimawandels, der Bekämpfung des Terrorismus und der Beseitigung der Armut reagieren beide mit einer Politik des Brückenschlags und der Abstimmung der Standpunkte und treten für die Ausweitung der umfangreichen gemeinsamen Interessen ein.

Die freundschaftlichen Kontakte zwischen den Bürgern beider Länder haben sich erheblich entwickelt und der geistige Austausch vertieft sich ständig. Deutschland ist für China einer der wichtigsten touristischen Fernmärkte und das erste Zielland für Reisegruppen aus China innerhalb der EU. Die Zahl der Besuche zwischen beiden Ländern steigt stetig an, im Jahr 2011 betraf das jeweils mehr als 500 000 Personen. Ende des Jahres 2011 gab es 66 Partnerbeziehungen zwischen chinesischen und deutschen Provinzen, Bundesländern und Städten. In ganz Deutschland arbeiten 91 deutsch-chinesische Freundschaftsgesellschaften und zwischen mehr als 500 Hochschulen beider Länder bestehen freundschaftliche Beziehungen. Der Jugendaustausch zwischen China und Deutschland hat sich zu einem neuen Leuchtpunkt des gegenseitigen Austauschs entwickelt.

Das praktische Leben der vergangenen vierzig Jahre hat gezeigt, dass sich die chinesisch-deutschen Beziehungen gesund und harmonisch entwickeln können, wenn sie sich auf die Prinzipien der gegenseitigen Achtung, der Gleichberechtigung und des gegenseitigen Nutzens sowie auf eine Zusammenarbeit nach dem Win-Win-Prinzip stützen. Gute Beziehungen zwischen China und Deutschland liegen im ureigenen Interesse der Völker beider Länder und sind von Nutzen für die Entwicklung der Beziehungen zwischen China und der EU.

In den letzten vierzig Jahren hat sich das Antlitz Chinas tiefgreifend gewandelt. Auf wirtschaftlichem und sozialem Gebiet wurden bedeutende Erfolge erzielt. Hinsichtlich des Lebensstandards des chinesischen Volkes vollzog sich der historische Sprung von einem Mangel an Nahrung und Kleidung zu einem allgemeinen „bescheidenen Wohlstand". Im Moment sind wir dabei, auf dem Weg zu einer Gesellschaft mit noch höherem „bescheidenen Wohlstand" weitere Schritte voranzugehen. Im Ergebnis der Politik der ständigen Erweiterung und Vertiefung der Reformen und der Öffnung haben sich die Beziehungen Chinas mit der Welt in historischem Ausmaß verändert. Jeden Tag werden die Verbindungen Chinas mit der Welt enger. China leistet dabei einen bedeutenden Beitrag zum Aufbau einer harmonischen Welt mit dauerhaftem Frieden und gemeinsamem Aufblühen, zur großen Sache des Friedens und der Entwicklung der Menschheit.

Der 40. Jahrestag der Aufnahme diplomatischer Beziehungen zwischen China und Deutschland ist ein wichtiger Moment, an dem beide Länder Bilanz ziehen und auf den historischen Prozess der beiderseitigen Beziehungen zurückblicken und die künftige Zusammenarbeit planen und projektieren. Gegenwärtig sind wir mit einer sensiblen Situation in der Weltwirtschaft und einer instabilen Sicherheitslage konfrontiert. Die europäische Schuldenkrise hält immer noch an. Als große Staaten mit Realwirtschaft müssen China und Deutschland auch weiterhin Hand in Hand gehen, die Beziehungen der strategischen Partnerschaft beständig entwickeln, an den engen Kontakten beider Seiten auf hoher Ebene festhalten, den Brückenschlag festigen, den Konsens erweitern und das gegenseitige Vertrauen vertiefen. Wir müssen die konkrete Zusammenarbeit in den verschiedensten Bereichen aktiv erweitern, den Austausch auf den Gebieten Kultur, Bildung, Wissenschaft und Technik sowie in der Jugendarbeit weiter verstärken und die Freundschaft zwischen beiden Völkern ständig vorantreiben. Wir müssen an der internationalen Zusammenarbeit im multilateralen Rahmen festhalten, auf die globalen Herausforderungen gemeinsam reagieren und damit einen neuen Beitrag für die Bewahrung des Weltfriedens und für die Förderung einer gemeinsamen Entwicklung leisten.

Wenn wir auf die großen Erfolge in den chinesisch-deutschen Beziehungen der vergangenen vierzig Jahre zurückschauen und den Blick auf die vielversprechende Zukunft unserer Zusammenarbeit richten, sind wir hinsichtlich der allseitigen Weiterentwicklung der freundschaftlichen chinesisch-deutschen Beziehungen und unserer Zusammenarbeit voller Zuversicht. Wir hoffen aufrichtig, mit Deutschland auf dem Weg des beiderseitigen Nutzens für unsere Länder in eine gemeinsame Richtung zu schreiten und uns für ein 21. Jahrhundert des Friedens, der Zusammenarbeit und der Harmonie einzusetzen!

 

Der Autor ist gegenwärtig Botschafter Chinas in der Bundesrepublik Deutschland

(Quelle: china-botschaft.de)