28-12-2011
Wirtschaft 2011
Die zehn wichtigsten Wirtschaftsnachrichten des Jahres 2011

Bekämpfung der Inflation 

Laut einer breit angelegten „Umfrage über die soziale Lage Chinas im Jahr  2011" der  Chinesischen Akademie der Sozialwissenschaften spüren 70 Prozent der Befragten den Druck steigender Preise und damit einhergehend eine Absenkung des Lebensstandards. Der Anstieg der Warenpreise wird in der Öffentlichkeit mit großer Sorge verfolgt. Die Arbeitssitzung 2011 des Zentralkomitees der KP Chinas zu Wirtschaftsfragen stellte fest, dass neben dem Preisanstieg auch noch ein Rückgang des Wirtschaftswachstums zu verzeichnen ist. Als Ziel der makroökonomischen Steuerung wurde eine Stabilisierung der Warenpreise beschlossen.

 

Hochgeschwindigkeitsstrecke Beijing - Shanghai in Betrieb genommen 

Am 30. Juni wurde die Hochgeschwindigkeitsstrecke zwischen Beijing und Shanghai in Betrieb genommen. Auf ihr überwindet der Zug die Distanz von 1318 Kilometer zwischen Beijing und Shanghai in nur fünf Stunden. Zuvor war dafür eine Fahrt von nicht weniger als elf Stunden erforderlich.

 

Haushaltsdefizite der lokalen Regierungen spitzen sich zu

Am 27. Juni hat die chinesische Rechnungskammer das Ergebnis der Schuldenberechnung der lokalen Regierung in China bekannt gegeben. Bis Ende 2010 beliefen sich die Schulden der öffentlichen Hand auf der Lokalebene auf 10 717,491 Milliarden Yuan (rund 1,3 Billionen EUR). Für 62,62 Prozent dieser Schuldensumme hat die Regierung die Haftung übernommen. Noch nie war der Schuldenstand auf lokaler Ebene so hoch wie im Jahr 2011. 

 

Zehn Jahre in der WTO

Zehn Jahre ist es her, dass China in die Welthandelsorganisation aufgenommen wurde. In den vergangenen zehn Jahren hat sich China massiv verändert. Nicht nur hinsichtlich der Handelsbeziehungen mit anderen Ländern, sondern auch in Bezug auf die Rolle Chinas auf dem internationalen Parkett. „Chinas Eintritt in die Welthandelsorganisation ist für alle Seiten ein Gewinn", erklärte Pascal Lamy, WTO-Generaldirektor.

 

Wachwechsel in Chinas Finanzwirtschaft

Am 20. Oktober gab es ein großes Revirement unter Chinas obersten Wächtern über den Finanzmarkt. Der Personalwechsel betraf die Vorsitzenden der drei Kommissionen zur Überwachung der chinesischen Finanzwirtschaft: China Banking Regulatory Commission, China Securities Regulatory Commission und China Insurance Regulatory Commission. Insider deuten das Stühlerücken als Hinweis darauf, dass anstelle des Umbaus in Richtung Marktwirtschaft und Internationalisierung der Schwerpunkt in der Finanzwirtschaft gegenwärtig auf der Wahrung der Stabilität liegt.

 

Steuerlicher Freibetrag angehoben

Ab September tritt die Neufassung des Einkommenssteuergesetzes in Kraft. Darin wird der Steuerfreibetrag von 2000 auf 3500 Yuan angehoben. Die Regierung hofft auf diese Weise große Teile der Bevölkerung steuerlich zu entlasten und damit die Binnennachfrage anzukurbeln.

 

Beschleunigte Internationalisierung des Renminbi 

China hat in diesem Jahr seine Bemühungen zur Globalisierung des Renminbi verstärkt. Am 14. Januar hat die Zentralbank die Direktive ausgegeben, dass qualifizierte Unternehmen und Banken Direktinvestitionen in Yuan durchführen sollen. Am 12. Oktober hat die Zentralbank ein Regelwerk über die Abwicklung von Ausländischen Direktinvestitionen (FDI) in Yuan veröffentlicht. Beide Maßnahmen sollen dazu dienen, die Nutzung der chinesischen Währung im grenzüberschreitenden Zahlungsverkehr zu fördern. Innerhalb der letzten zwei Monate wurden FDI in Höhe von 16,5 Billionen Yuan genehmigt. Am 16. Dezember wurde ein Pilotprojekt für RMB-qualifizierte ausländische institutionelle Investoren gestartet, das die Zulassung ausländischer Renminbi-Fonds für den Wertpapiermarkt in China zum Inhalt hat.

 

Pleitewelle privater Unternehmen in Wenzhou

Eine USA-Reise des Unternehmers Hu Fulin, dem Vorstandvorsitzenden der Center Group mit Sitz in Wenzhou, enthüllte das Dilemma der mittelständischen Unternehmen in Wenzhou. Wegen verschärfter Kreditrichtlinien in die unternehmerische Schieflage geraten, fliehen viele Geschäftsleute aus Wenzhou unter Hinterlassung von Schulden. Die meisten Unternehmen in Wenzhou sind vom Export abhängig. Da der Renminbi in diesem Jahr relativ schnell gegenüber Euro und Dollar an Wert gewann, der internationale Absatzmarkt schrumpfte und die Kosten für Arbeitskraft und Rohmaterial wegen der Inflation in China stiegen, schreiben die meisten Unternehmen rote Zahlen.

 

Verstärkte Zusammenarbeit zwischen China und den USA im Kartellbereich

China und die USA haben am 27. Juni in Beijing ein Memorandum über die Zusammenarbeit im Kampf gegen Monopole und Kartelle unterzeichnet.

Durch das Memorandum soll in erster Linie der Informationsaustausch und die juristische Kooperation zwischen den Behörden beider Länder verbessert werden. China hat erst am 1. August das Gesetz gegen Monopolbildung eingeführt. Zusätzliche Regelungen und Ausführungsbestimmungen werden erst in den nächsten zwei Jahren in Kraft treten. Im Vergleich zur hundertjährigen Erfahrung der USA in diesem Bereich muss China noch viel lernen.

 

Chinas Außenhandel weist zum ersten Mal seit sechs Jahren negative Bilanz aus

Chinas Außenhandelsdefizit hat im ersten Quartal dieses Jahres 1,02 Milliarden US-Dollar betragen. Dies geht aus Statistiken hervor, die das chinesische Hauptzollamt am 10. April veröffentlichte. Damit weist China zum ersten Mal seit sechs Jahren eine passive Bilanz im Außenhandel auf. Experten gehen davon aus, dass eine ausgeglichene Handelsbilanz erreicht werden kann, so dass sich der Druck für eine Aufwertung des RMB verringert.