03-08-2011
Hintergrund
Kontroverse um Seltene Erden
von Hu Yue

Während China dabei ist, seine begrenzten Ressourcen zu erschöpfen, zögern viele westliche Staaten, ihre eigenen Lagerstätten abzubauen. Die USA und Russland etwa, die über 13 beziehungsweise 19 Prozent der Weltbestände verfügen. Beide Länder haben den Abbau weitgehend eingestellt und verlassen sich stattdessen auf billige Importe aus China. Auch die EU hat sich eine Strategie zur Sicherung der Versorgung mit Metallen der seltenen Erden zurechtgelegt. Eine Schlüsselrolle spielen dabei der Zugang zu Vorkommen in Lateinamerika durch Freihandelsabkommen und die technologische Entwicklung von Recyclingmaßnahmen und Ersatzstoffen.

Japan importiert rund 30 000 Tonnen Metalle der seltenen Erden und legt davon mindestens drei Viertel als "stille Reserven" zurück. Gegenwärtig fördert Japan massiv Unternehmen, die Minen der seltenen Erden in Übersee erwerben.  Man geht davon aus, das die Reserven Japans für eine Versorgung des Landes für die nächsten zwanzig Jahre gesichert sind.

 

Konsolidierungsbemühungen

 

Bemühungen um eine Umstrukturierung der stark zerklüfteten Industrie sind im Gange. 2003 hat China eine Quotierung der Exporte von Metallen der seltenen Erden durchgesetzt und vergibt seit 2006 keine neuen Lizenzen zum Abbau der Metalle mehr. Nach Angaben des MOFCOM beträgt die zugelassene Exportmenge in diesem  Jahr 30 184 Tonnen, was ungefähr der Menge des Vorjahres entspricht, aber einen Rückgang von 40 Prozent gegenüber dem Jahr 2009 bedeutet.

Am 19. Mai hat der Staatsrat "Richtlinien zur Förderung einer nachhaltigen und gesunden Entwicklung der Seltenen-Erden-Industrie" erlassen, die sich als Maßnahmenkatalog zur Reorganisation des Sektors verstehen.

Da die herkömmlichen Abbaumethoden für Ackerbau und Waldwirtschaft schädlich sind, soll überholte Bergbautechnik aufgegeben und sollen striktere Vorgaben hinsichtlich Umweltschutz und Energieeinsparung gemacht werden. Dieser Schritt soll dazu beitragen, dass die Mehrzahl kleinerer Firmen das Handtuch werfen, sagt  Chen Zhanheng, Wissenschaftsrat der Chinesischen Gesellschaft für Metalle der seltenen Erden.

 Darüber hinaus ist die Regierung entschlossen, Zusammenschlüsse und Fusionen innerhalb der Industrie anzuregen. Kurzfristig wird dabei das Ziel verfolgt, den drei größten Bergwerksunternehmen die Kontrolle über 80 Prozent des Sektors in Südchina zu erlauben. Erstmals werden Pläne für die Anlage einer strategischen Reserve vorgelegt. Ohne die Genehmigung der Regierung wird es fortan unmöglich sein, in ausgewiesenen Zonen seltene Erden abzubauen. Zur Eindämmung übermäßigen Abbaus hat das Finanzministerium im April 2011 einen Anstieg der Rohstoffsteuer auf Metalle der seltenen Erden verfügt.

 "Die wertvollen Metalle sind zu einem erstaunlich günstigen Preis verkauft worden, weil die Lieferungen aus China den internationalen Markt überschwemmt haben", sagt Lin Donglu, Generalsekretär der Chinesischen Gesellschaft für Metalle der seltenen Erden. "Die vornehmste Aufgabe für China besteht daher in einer größeren Einflussnahme auf die Preisgestaltung, damit die Metalle wieder zu einem angemessenen Preis auf den Markt gelangen. Der Weg dahin führt nur über die Implementierung der beschlossenen Maßnahmen. Allerdings können die Bemühungen zur Kontrolle des Abbaus vom Handeln der Lokalregierungen verwässert werden, die in der Förderung des Abbaus eine Quelle für Steuereinnahmen erblicken."

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