19-07-2011
60 Jahre friedliche Befreiung Tibets
Friedliche Befreiung Tibets ist ein glänzendes Kapitel in der Einheit der chinesischen Nation

Am Vorabend des 60. Jahrestages der Unterzeichnung des „Abkommens der Zentralen Volksregierung und der tibetischen Lokalregierung über Maßnahmen zur friedlichen Befreiung Tibets" und der daraufhin vollzogenen friedlichen Befreiung Tibets gewährte Zhu Weiqun, geschäftsführender stellvertretender Leiter der Abteilung für die Arbeit der Einheitsfront beim ZK der KPCh, der Zeitschrift „Chinas Tibet" (CT) ein Exklusivinterview. Im Folgenden bringt die Beijing Rundschau einen Auszug aus diesem Interview.

Eine tibetische Frau tritt in ihre neue Wohnung. (von Jiaoguo)

 

Die friedliche Befreiung Tibets macht die Abspaltung Tibets von China unmöglich

 

CT: Der 23. Mai dieses Jahres markiert den 60. Jahrestag des „Abkommens der Zentralen Volksregierung und der tibetischen Lokalregierung über Maßnahmen zur friedlichen Befreiung Tibets" (auch als 17-Punkte-Abkommen bekannt). Wie beurteilen Sie dieses historische Ereignis?

Zhu: Die friedliche Befreiung Tibets war sowohl ein bedeutender Bestandteil des von der Kommunistischen Partei Chinas geführten Befreiungskrieges als auch ein Bestandteil des 100-jährigen Kampfes der chinesischen Nation zur Verwirklichung der Einheit des Landes.

 

CT: Einige wenige Mitglieder der Regierung Tibets und deren Gefolgsleute leisteten dem Vormarsch der Volksbefreiungsarmee im Oktober 1950 Widerstand und lieferten die Qamdo-Schlacht, wobei der Fluss Jinsha als natürliche Barriere genutzt wurde. Der Widerstand wurde jedoch gebrochen, wodurch sich die tibetische Lokalregierung mit dem 14. Dalai Lama an der Spitze veranlasst sah, Vertreter nach Beijing zu Friedensverhandlungen zu entsenden. Nach einem Monat schwieriger Verhandlungen unterzeichneten die Bevollmächtigen der Zentralen Volksregierung mit den Vertretern der tibetischen Lokalregierung das „Abkommen der Zentralen Volksregierung und der tibetischen Lokalregierung über Maßnahmen zur friedlichen Befreiung Tibets". Damit wurde Tibet friedlich befreit.

Zhu: Meiner Meinung nach bedeutet die friedliche Befreiung Tibets, dass das Komplott einiger Mitglieder der Oberschicht Tibets, Tibet von China abzuspalten, durchkreuzt und die Befreiung und Vereinigung des chinesischen Festlandes verwirklicht wurde. Es ist allgemein bekannt, dass Tibet seit jeher zu China gehört. Seit der Yuan-Dynastie (1271-1368) begann die Zentralregierung eine wirksame administrative Verwaltung Tibets auszuüben. Nach Eintritt in die Neuzeit warfen westliche imperialistische Kräfte gierige Blicke auf Tibet. Im Jahr 1888 und im Jahr 1904 entfesselte Großbritannien Invasionen gegen Tibet und besetzte 1904 sogar Lhasa. Aber die Briten stellten fest, dass die tibetische Lokalregierung und die Volksmassen die Autorität der chinesischen Zentralregierung anerkannten und Tibet nicht mit Gewalt von China abgespaltet werden konnte. Deshalb wechselte Großbritannien seine Taktik, indem es pro-britische Elemente in der Oberschicht der herrschenden Klasse in Tibet installierte und mit deren Hilfe versuchte, Aktivitäten für die „Unabhängigkeit Tibets" zu entfalten.

Bis zur Invasion Großbritanniens in Tibet existierte in der tibetischen Sprache noch nicht einmal ein Begriff für „Unabhängigkeit". Dieses Wort wurde einfach von westlichen imperialistischen Mächten den Tibetern beigebracht. Am Vorabend des kommunistischen Sieges im Volksbefreiungskrieg dachten die USA, Großbritannien und einige Mitglieder der herrschenden Klasse in Tibet, dass sie die letzte Chance nicht versäumen sollten, um eine Reihe von Spaltertätigkeiten zu entfalten. So inszenierten sie 1949 das 8. Juli-Ereignis, um alle Han-Chinesen aus Tibet zu vertreiben und chinesische Kommunisten vor die vollendete Tatsache einer „Unabhängigkeit Tibets" zu stellen. Mit der friedlichen Befreiung Tibets, dem Sieg der Volksbefreiungsarmee (VBA) und dem friedlichen Einmarsch der VBA in Tibet wurden ihre Illusionen jedoch zerstört. Die friedliche Befreiung Tibets war Ergebnis des 100-jährigen und harten Kampfes des chinesischen Volkes für die Vereinigung des Landes und die nationale Würde. Eine Abspaltung Tibets vom Vaterland ist nicht mehr möglich.

Die friedliche Befreiung Tibets schuf die Bedingungen für die demokratische Reform (von März 1959 bis zur Gründung des Autonomen Gebiets Tibet im September 1965) und die Umwandlung der feudalen Leibeigenschaft in eine moderne sozialistische Gesellschaft. Im 17-Punkte-Abkommen, das die aktuellen Umstände in Tibet berücksichtigte, heißt es: „Die Zentralregierung verändert das bestehende politische System in Tibet und die eigentliche Stellung und die Befugnisse des Dalai Lama nicht." (Artikel 4 des 17-Punkte-Abkommens); „die Reform in Tibet wird nicht durch Zwangsmaßnahmen seitens der Zentralregierung durchgesetzt. Die tibetische Regierung führt die Reform auf eigene Initiative durch.....Wenn die Volksmassen die Reform fordern, müssen durch Konsultationen mit tibetischen führenden Persönlichkeiten Wege zur Lösung gefunden werden." (Artikel 11 des 17-Punkte-Abkommens). Die Zentralregierung hat an diesen zwei Artikeln festgehalten. Leider wollten manche Mitglieder der tibetischen Oberschicht die demokratische Reform nicht nur später durchführen, sondern überhaupt nicht durchführen! Daher inszenierten sie eine bewaffnete Rebellion. Die Folge war nicht nur die Zerschlagung dieser Rebellion, sondern die Tatsache, dass die demokratische Reform früher als geplant in Gang gesetzt wurde. Deshalb kann man sagen, dass es ohne friedliche Befreiung keine weitreichende demokratische Reform und keinen Einmarsch der KPCh und der VBA in Tibet gegeben hätte, die versklavten und unterdrückten Volksmassen in Tibet keine Ahnung von der Nationalitäten-Politik erlangt hätten, noch heftig gefordert haben würden, die demokratische Reform durchzuführen. In den acht Jahren von der friedlichen Befreiung bis zur Durchführung der demokratischen Reform wurden günstige Bedingungen in verschiedenen Bereichen wie Ideologie, Massenbasis, Ausbildung von Funktionären und dem Einsatz militärischer Mittel geschaffen. Der Sieg der demokratischen Reform bedeutet, dass das System der feudalen Leibeigenschaft, in dem eine Verbindung von Politik und Religion herrschte, der Vergangenheit angehört und die Rückkehr zum alten Tibet unmöglich ist.

 

Der Dalai-Lama hat den leuchtenden Punkt in seinem Leben besudelt

CT: Der 14. Dalai Lama unterstützte zuerst das 17-Punkte-Abkommen, dann zerriss er es, flüchtete ins Ausland und betreibt seither von dort aus seine Spaltertätigkeit. Wie beurteilen Sie ihn?

Zhu: Am 17. November 1950 betrat der 16-jährige Dalai Lama als eine der führenden Persönlichkeiten des tibetischen Buddhismus offiziell die politische Arena. Ein halbes Jahr später, am 23. Mai 1951, wurde das 17-Punkte-Abkommen unterzeichnet. Durch die Gesamtlage beeinflusst und von patriotischen Kräften der Oberschicht in Tibet wie Ngapoi Ngawang-Jigme und dem 10. Panchen Erdeni angespornt, schickte der 14. Dalai Lama fünf Bevollmächtigte zu Verhandlungen mit vier Vertretern der Zentralregierung nach Beijing. Dort wurde das 17-Punkte-Abkommen ausgehandelt und schließlich unterzeichnet. Der 14. Dalai-Lama schickte am 24. Oktober 1951 im Namen der tibetischen Lokalregierung ein Telegramm an den Vorsitzenden Mao Zedong, um das Abkommen zu unterstützen. Im Telegramm heißt es u. a. : „Die tibetische Lokalregierung, die tibetischen Mönche und Volksmassen unterstützen das Abkommen einstimmig und werden unter Führung des Vorsitzenden Mao und der Zentralen Volksregierung den in Tibet stationierten VBA-Truppen aktiv helfen, die Landesverteidigung zu verstärken, die imperialistischen Kräfte aus Tibet zu vertreiben und die territoriale Einheit und die Souveränität des Vaterlandes zu schützen." („Telegramm des Dalai Lama an den Vorsitzenden Mao", S. 188, Bücherserie der deutschen Ausgabe „Tibet: Mythos und Realität", Verlag Beijing Rundschau, 1988). Dies ist eine der wenigen richtigen Entscheidungen von historischer Bedeutung, die der 14. Dalai Lama getroffen hat, und der leuchtendste Punkt in seinem Leben.

Der 14. Dalai Lama wurde von der Zentralregierung bevorzugt behandelt. Im Jahr 1954 nahm er als Abgeordneter am 1. Nationalen Volkskongress (NVK) teil. Der  Vorsitzende Mao Zedong, Ministerpräsident Zhou Enlai und andere führende Persönlichkeiten empfingen ihn auf Staatsebene und führten sehr persönliche Gespräche mit ihm. Auf diesem NVK wurde der 14. Dalai Lama zu einem der stellvertretenden Vorsitzenden des NVK gewählt. Nachdem er im Jahr 1950 nach Indien geflohen war, wahrte die Zentralregierung sein Gesicht und behauptete, dass er entführt worden wäre. Sein Amt als stellvertretender Vorsitzender des NVK wurde bis zum Jahr 1964 für ihn reserviert.

Leider hat der 14. Dalai Lama diesen leuchtenden Punkt seiner Lebensgeschichte besudelt. Im Jahr 1959 entfesselte eine Handvoll Spalter aus der Oberschicht in Tibet eine bewaffnete Rebellion. Der Dalai Lama folgte ihnen und flüchtete ins Ausland. Unterwegs verkündete er, das Abkommen zu zerreißen und Aktivitäten für die „Unabhängigkeit Tibets" zu betreiben. Seither engagiert er sich in diesem Sinne. Ich bedauere sehr, dass er sein im Jahr 1951 gegebenes Versprechen gebrochen hat.

 

Das ganze Land und Tibet unterstützen einander

CT: Die Zentralregierung hat fünf Arbeitssitzungen über Tibet abgehalten. Was bedeutet dies?

Zhu: In den mehr als dreißig Jahren der Reform und Öffnung hat die Zentralregierung insgesamt fünf Arbeitssitzungen über Tibet abgehalten. So weit ich weiß, handelt es sich dabei um die einzigen speziellen Arbeitssitzungen auf Provinzebene.

Es gibt vier Gründe für das Abhalten dieser Arbeitssitzungen:

Erstens ist die wirtschaftliche und gesellschaftliche Entwicklung Tibets durch die besonderen geographischen und klimatischen Bedingungen der Region behindert und bedarf der Hilfe seitens anderer Landesteile.

Zweitens litt Tibet in der Vergangenheit lange Zeit unter der feudalen Leibeigenschaft, die durch die Verbindung von Politik mit Religion charakterisiert  war und hinsichtlich der gesellschaftlichen Entwicklung hinter dem Landesinnern hinterherhinkte.

Drittens hat die Clique um den Dalai Lama, die von westlichen antichinesischen Kräften unterstützt wird, jahrzehntelang Spaltertätigkeiten im Ausland betrieben und versucht, die Stabilität in Tibet zu stören, die Entwicklung Tibets einzudämmen und die territoriale Einheit und die territoriale Souveränität des Landes zu gefährden.

Viertens hat Tibet eine lange Grenzlinie mit dem südasiatischen Subkontinent. Die Verwirklichung der Stabilität und Entwicklung Tibets trägt dazu bei, dass China auf gegenseitigem Nutzen basierende freundschaftliche und kooperative Beziehungen mit Ländern auf dem südasiatischen Subkontinent unterhält und ein günstiges internationales Umfeld für China entsteht.

All dies führt dazu, dass Tibet eine besondere Stellung in der gesamten Arbeit der Regierung und Partei einnimmt. Tibet wird nicht nur von der Zentralregierung beachtet; seine Sonderstellung wird auch von der Bevölkerung des ganzen Landes anerkannt. Deshalb kümmert sich die Zentralregierung um Tibet, und wird darin von der ganzen Nation unterstützt.

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