Die KPCh hat von Beginn ihres Kampfes an die Theorie des Marxismus als Kompass für ihr Handeln betrachtet. Für den Sieg der Revolution und den gesellschaftlichen Fortschritt hat das chinesische Volk einen hohen Preis entrichten müssen und reiche Erfahrungen gesammelt. Leitlinie war immer die marxistische Theorie. Ausgangspunkt für das revolutionäre Handeln war stets die konkrete Klassenkampfsituation. Die Verbindung der marxistischen Theorie mit der konkreten Situation in China ist zum wesentlichen Bestandteil der erfolgreichen politischen Linie der KPCh geworden. Scholastik oder einfache Pragmatik führen nicht zu Erfolgen im revolutionären Kampf. Das war eine der Lehren, die die KP Chinas gezogen hat. Hinzu kam, dass sich die Situation in China wesentlich von der in den europäischen Ländern unterschied. China war in der Periode der Vorrevolution ein halbfeudales, halbkoloniales Land. Die bürgerlich-demokratische Revolution von 1911 unter Führung von Sun Yatsen hat die Kaiserdynastie gestürzt, sie war aber letztendlich nicht erfolgreich. China verfiel in einen chaotischen Zustand der Herrschaft von Militärmachthabern, ausländischen Mächten und der Diktatur der Kompradorenbourgeoisie.
Die KPCh stand vor der Aufgabe, eine Strategie der Revolution zu entwickeln, die sowohl der als richtig erkannten marxistischen Theorie als auch der konkreten Lage der chinesischen Gesellschaft entsprach. Dieses Problem durchzieht die gesamte Entwicklung der KPCh, sie hat dieses Problem trotz großer Fehler und Umwege gelöst. Sie hat das mit ihrer Gründung gestellte Ziel, eine sozialistische, kommunistische Gesellschaft zu errichten, nicht aus dem Auge verloren.
Lenin formulierte: „Wir betrachten die Theorie von Marx keineswegs als etwas Abgeschlossenes und Unantastbares; wir sind im Gegenteil davon überzeugt, dass sie nur das Fundament der Wissenschaft gelegt hat, die die Sozialisten nach allen Richtungen weiterentwickeln müssen, wenn sie nicht hinter dem Leben zurückbleiben wollen." (Lenin „Unser Programm", Lenin Werke Band 4, deutsch, S. 205/206)
Der Marxismus ist allgemeingültig. Sein Name ist begründet durch seine Entstehungsgeschichte. Aber seine praktische Anwendung ist eine Frage verschiedener Länder und Nationen. Als Theorie der Entwicklung der Gesellschaft heute und künftig sollte er diesen Namen weiterhin und ständig tragen. Der Marxismus-Leninismus ist zutiefst internationalistisch, national spezifisch, in seinem Wesen revolutionär und humanistisch. Wenn der Marxismus heute insbesondere in den Ländern, in denen der Sozialismus Ende der 80er Jahre des letzten Jahrhunderts eine schmerzliche Niederlage erlitt, verschmäht und verunglimpft wird, dann muss klar betont werden, dass er in der VR China, in der Politik der KPCh seine Lebenskraft bewiesen hat und beweist. Die Erfolge der VR China sind Ergebnis der Arbeit des chinesischen Volkes, der Politik der KPCh, es sind Erfolge der richtigen, schöpferischen Anwendung des Marxismus und seiner Weiterentwicklung. Heute behaupten manche westliche Politiker und Ideologen, der Marxismus sei versucht worden, in die Praxis umzusetzen, aber es habe nichts gebracht. Das ist ein historischer Irrtum, der schon jetzt beginnt, auf seine Apologeten zurückzufallen. Denn auf diese Weise versperren sie sich nicht zuletzt der Erkenntnis über die Ursachen des Aufstrebens der VR China in der heutigen Zeit.
Die KPCh ist heute die größte kommunistische Partei der Welt. Die 90 Jahre der Geschichte der KPCh beinhalten 28 Jahre des Kampfes in der Revolution und nahezu 62 Jahre Errichtung der neuen Gesellschaft. Sie hat in ihrer langen Geschichte Erfahrungen gesammelt, die von grundlegender Bedeutung für die Entwicklung des eigenen Landes, aber auch von prinzipieller Bedeutung für die Anwendung der Theorie des Marxismus-Leninismus sind.
In beiden Entwicklungsetappen der chinesischen Revolution, der Phase des Kampfes um die Beseitigung der halbfeudalen, halbkolonialen Gesellschaft und der Phase der sozialistischen Umgestaltung und der beginnenden sozialistischen Entwicklung hat die KPCh entscheidende Erfolge erzielt, weil sie auf der Grundlage der marxistischen Theorie und der Beachtung der konkreten Lage des Landes strategische Orientierungen erarbeitete und diese in praktische Politik umsetzte. Das erforderte zunächst eine genaue Analyse der Klassenverhältnisse und der gesellschaftlichen Situation kurz nach der Gründung der Partei. Dominant waren die Bauernklasse, die in feudalen und halbfeudalen Verhältnissen lebte und sich nach gesellschaftlichen Veränderungen sehnte, sowie die junge Arbeiterklasse, versklavt von ausländischen und chinesischen Kapitalisten. Junge, national bewusste und progressive Intellektuelle widersetzten sich der Herrschaft der westlichen Großmächte und strebten nach einer Beseitigung der feudalen Verhältnisse und der brutalen Ausbeutung der jungen Arbeiterklasse. Die Säulen der alten Gesellschaft waren die Großgrundbesitzer, die imperialistischen Kolonialherren und deren Werkzeuge, die mit dem ausländischen Kapital verbundene Kompradorenbourgeoisie und deren diktatorischer Machtapparat. Die nationale Bourgeoisie spielte eine Zwischenrolle. Sie war Ausbeuterklasse und gleichzeitig Bündnispartner im Kampf gegen den Halbkolonialismus und den Feudalismus.
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