21-06-2011
Porträt
Mit dem Impfkoffer von Tür zu Tür
von Jin Duoyou

Li Chunyan

 

Da Lis spärliche Einnahmen aus der Behandlung trotzdem bei weitem nicht ausreichten, um die Familie zu ernähren, machte sich Meng Fanbin mit einem kleinen Transportunternehmen selbstständig. Trotzdem gab das Ehepaar weiterhin nur Geld für das Nötigste aus. Mit den verbleibenden Einkünften kauften sie Medikamente für Bedürftige.

Um noch mehr kranken Einheimischen helfen zu können, lieh sich das Ehepaar Geld von Verwandten. Die finanzielle Situation wurde immer angespannter, so dass Meng seine Frau 2004 drängte, die Praxis zu schließen und auswärts einen Job zu suchen. Die Dorfbewohner aber baten Li zu bleiben, boten ihr sogar an, Spenden zu sammeln, damit das Ehepaar seine Schulden begleichen konnte. Li war gerührt. Sie entschloss sich zu bleiben.

 CCTV ehrt Li für ihr Engagement

Mit ihrer Arbeit ist Li Chunyan mittlerweile auch über die Grenzen der Region hinaus bekannt geworden. Im Oktober 2004 berichteten einige Studenten, die Datang besucht hatten, im Internet über Lis Arbeit und ihren Einsatz bei der Rettung eines Frühchens. 2005 griff CCTV Lis Geschichte auf und zeichnete die Ärztin in der TV-Gala „Chinas 10 bewegendste Persönlichkeiten 2004" für ihr Engagement aus.

Nach der Preisverleihung gingen viele Spendengelder ein. Am 15. Januar 2006 wurde mit der Unterstützung des Chinesischen Roten Kreuzes und der Hongkong Natural Harmony Foundation eine neue dreistöckige Klinik, ausgestattet mit modernen medizinischen Geräten, eröffnet.

Seit 2007 greift in der Gemeinde Congjiang außerdem ein neues kooperatives Gesundheitssystem für ländliche Gebiete. Die Klinik in Datang als medizinische Institution ist Teil dieses Systems. Die Landbevölkerung kommt auf diesem Wege in den Genuss höherer Beihilfen für ärztliche Behandlung und Zuschüsse bei Medikamenten. Bis zu 80 Prozent der anfallenden Kosten für die medizinische Versorgung werden erstattet.

Was Li aber besonders freut, ist, dass es heute ein viel besseres Vorsorgebewusstsein bei den Einheimischen gibt. „Als ich anfangs mit meinem Medikamentenkoffer von Haus zu Haus ging, um den Kindern Impfungen zu verabreichen, stieß ich meist auf Ablehnung", erinnert sich die Ärztin. „Da hat sich heute einiges im Bewusstsein der Bevölkerung getan. Heute bringen die Eltern die Kinder selbst zum Impftermin in die Klinik." 

Poltisches Engagement

Neben ihrer Arbeit in der Klinik engagiert sich die 34-Jährige heute auch politisch. Seit 2007 ist Li Abgeordnete des Volkskongresses auf Provinzebene. „Ich trage seither mehr Verantwortung. Ich will meinen Teil zur Entwicklung der ländlichen Gesundheitsversorgung beitragen", sagt sie.

2011 beantragte Li auf dem Guizhouer Volkskongress, ein Grundgehalt zur Sicherung des Lebensunterhaltes von Landärzten einzuführen. Derzeit leben Tausende Ärzte in ländlichen Gebieten am Existenzminimum. Dabei wäre ohne ihren unermüdlichen Einsatz kaum eine medizinische Grundversorgung, geschweige denn Prävention, Impfungen und Aufklärung in Gesundheitsfragen möglich.

Li setzt sich deshalb dafür ein, dass die Provinzregierung Ärzten auf dem Land einen monatlichen Zuschuss in Höhe von 1000 Yuan gewährt. Ein derartiger Zuschuss könnte die finanziellen Sorgen der Landärzte deutlich mindern und würde wohl auch mehr junge Ärzte ermuntern, eine Praxis auf dem Land zu eröffnen. So könnte die Gesundheitsversorgung auf dem Land nachhaltig gesichert werden. Außerdem macht sich Li dafür stark, die Ausbildungsmöglichkeiten für Landärzte weiter zu verbessern.

 

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