17-06-2011
Kultur 2011
Neue Ära auf Chinas Bühnen
von Tang Yuankai

Aufstrebendes Talent: Zhao Miao repräsentiert eine neue Generation von Regisseuren in der chinesischen Theaterlandschaft.

Viele der Probleme aber, vor die junge chinesische Dramatiker heute gestellt werden, gab es zu Mengs Zeiten kaum. Eine ganze Generation junger Stückeschreiber scheint hin- und hergerissen zwischen künstlerischen Idealen und kommerziellem Erfolg. Oft bleibt am Ende nur ein Kompromiss. Als Zhao Anfang 2003 inspiriert durch das Bewegungstheater in Europa und den USA das Pantomimenspiel „6:3" inszenierte, blieb es nur auf der Bühne still. In der Branche hagelte es heftige Kritik für Zhaos mutiges Experiment.

Private Investoren hielten sich lange zurück. Erst 2007 erhielt Zhaos SanTuoQi-Theater erstmals finanzielle Unterstützung. Ein Sponsor steckte 200 000 Yuan (umgerechnet rund 21 000 Euro) in das junge Theater. Dass das Projekt einmal Geld abwerfen würde, daran glaubte zum damaligen Zeitpunkt kaum jemand.

Zhaos Ehrgeiz aber war ungebrochen. Um zu beweisen, dass sein Theater die Investitionen wert war, entschied er sich, Stücke aufzuführen, die sowohl kommerziellen Erfolg versprachen als auch seinen künstlerischen Ansprüchen genügten. Kurz darauf kreierte er "A Love Rhapsody". In der ersten Spielzeit brachte das Stück 300 000 Yuan (rund 32 000 Euro) ein. Noch heute ist es das profitabelste Bühnenstück im Repertoire des Theaters.

Auch das Nine Theater hat in jüngster Zeit eine deutliche Veränderung erlebt. Bei der Eröffnung 2003 deckten die Einnahmen bei weitem nicht die Kosten. Alle Mitarbeiter des Theaters mussten selbst Tickets verkaufen. Aber die Zeiten haben sich geändert. 2009 gab das Theater rund 1000 Aufführungen, die Erlöse aus dem Kartenverkauf knackten die 10-Millionen-Yuan-Grenze (rund 1,1 Millionen Euro).

In der über 100-jährigen Geschichte des modernen Theaters in China hat es immer wieder Phasen gegeben, in denen die Dramatiker orientierungslos schienen und voller Selbstzweifel waren. Lange Zeit prägten staatlich finanzierte und geförderte Stücke den Mainstream. Nun hat sich die Regierung als direkter Investor zurückgezogen. Heute füllen Unternehmen den Finanzierungsbedarf. Das Theatergeschäft gilt als lukrativer Markt, in den es zu investieren lohnt.

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