10-05-2011
Beijing Rundschau Vor Ort
Von Wolong bis Ya'an: China bemüht sich um Schutz der Pandas
von Lü Ling

Junge Pandas in Bifengxia (Foto von Shigang)

14. April 2011: Früh am Morgen beginnt der Tierpfleger Gao Qiang seinen Tag. Auf dem Arbeitstisch bereitet er zunächst die Mahlzeit für seine Schützlinge vor: Karotten, Bambussprossen und Maisbrötchen. Dann bringt er das Futter in den Käfig eines Riesenpandas. Die Nahrung wird sterilisiert, bevor sie dem Bären zum Frühstück serviert wird. Der Bär kommt freundlich daher gewackelt und nimmt die Nahrung in Empfang. Gao schließt den Käfig und reinigt den Spielplatz des Tieres im Freien. Wenn der Panda sein Frühstück beendet hat, geht Gao wieder in den Käfig, der dann der täglichen Reinigung unterzogen wird.  Zum Schluss wird er desinfiziert und mit reichlich Wasser gespült.

Seit drei Jahren arbeitet Gao als Tierpfleger auf der Station Bifengxia des Chinesischen Pandaschutz- und Forschungszentrums in Ya'an. Den Pandas Futter zu geben und ihr "Heim" zu putzen, gehört zu seinen täglichen Pflichten. Die Station untersteht dem Verwaltungsbüro des Naturschutzgebiets Wolong, das seinerseits eine Unterbehörde des Staatlichen Amts für Forstwirtschaft ist. Um die Sicherheit und artgerechte Haltung der Population von Riesenpandas zu gewährleisten, ließ die Staatliche Behörde am 28. Dezember 2003 diese Zuchtstation inmitten des Ausflugsgebiets Bifengxia errichten, nördlich der Stadt Ya'an. Die Station verfügt über eine Nutzfläche von 1075 Mu (circa 72 Hektar) und liegt durchschnittlich 1050 Meter über dem Meeresspiegel.

Da das Gehege der Riesenpandas im Wolong-Naturreservat durch das Erdbeben in Sichuan 2008 schwer in Mitleidenschaft gezogen wurde, sind 70 Prozent der dort gehaltenen Pandas von Wolong nach Bifengxia umgezogen. Damit gilt die Station derzeit als das umfangreichste Schutz- und Forschungszentrum für Pandas in China.

Bifengxia bei Ya'an: Sicherer Hafen für Pandas nach dem Beben

„Schon vor einem Jahrzehnt war der Bau dieser Station geplant worden, die Umsetzung erfolgte allerdings schleppend. Wir haben klein angefangen, aber durch die Ereignisse um das Erdbeben von 2008 haben wir einen enormen Aufschwung erfahren. Heute spielt Bifengxia eine außerordentlich wichtige Rolle für den Schutz der Pandabären", meint Professor Tang Chunxiang, Assistent des Direktors der Zuchtstation Bifengxia. „In den 1990er Jahren waren Chinas Erfahrungen mit der Aufzucht von Pandas schon relativ groß. Damals wurden im Naturschutzgebiet Wolong 80 bis 90 solcher Tiere gehalten. Doch Epidemien und Naturkatastrophen können zu verheerenden Schäden an der Population führen. Um den Bestand zu schützen, wurde bei Bifengxia eine Schutzzone für Pandas errichtet. Zuerst lebten nur etwa 20 Tiere in Bifengxia. Während des Erdbebens 2008 litt die Infrastruktur der Schutzstation Wolong, die nur etwa zehn Kilometer vom Epizentrum entfernt liegt, enormen Schaden. Die Mitarbeiter und die beweglichen Einrichtungen von Wolong wurden deshalb nach Bifengxia gebracht", erzählt der Professor.

Nach dem Erdbeben hat die Regierung Geldmittel bereitgestellt, um die Pandas sicher nach Bifengxia zu evakuieren. Dort sind zunächst mehr als 20 Behelfsbauten aus Holz errichtet worden, in denen die Tiere und ihre Pfleger Aufnahme fanden. Später wurden sie durch feste Bauten ersetzt. Auch in anderen Naturschutzgebieten und Zoos seien entsprechende Einrichtungen gebaut worden, um dort aus Wolong evakuierte Pandas unterzubringen. Die Regierung hat zudem Fachleute in die vom Erdbeben betroffenen Habitate der Pandas geschickt, um sich einen Überblick über die Situation zu verschaffen. Zusätzliche Mittel wurden bereitgestellt für Straßenbau, Feldstudien, Aufbau der Infrastruktur und die Bewahrung der Vegetation, vor allem der Bambussorte, die als Hauptnahrungsquelle der Pandas dient.

Gao Qiang arbeitete ursprünglich als Pandapfleger im Naturschutzgebiet Wolong. Nach dem Erdbeben zog er mit den geretteten Pandas nach Bifengxia.  „Als die Erde bebte, war ich gerade auf der Zuchtstation. Felsen und Gesteinsbrocken wurden ins Tal geschleudert. Die Pandas, um die ich mich damals kümmerte, waren 2006 geboren und wurden dann 2008 aus Anlass der Olympischen Sommerspiele in Beijing gezeigt," so Gao.

In Bifengxia leben gegenwärtig rund 100 Pandas, unter ihnen auch die aus dem Naturreservat Wolong evakuierten Tiere. Bifengxia verfügt nun über einen "Kindergarten" für Jungbären, eine Quarantänestation für Pandas, die als Leihgaben erst kürzlich aus dem Ausland zurückgekehrt sind, ein Forschungszentrum und Paarungsplätze für Pandas. Die Paarungszeit der Riesenpandas fällt in die Monate März bis Juni, erklärt Gao. Dies ist auch die geschäftigste Zeit für die Tierpfleger. Sie müssen in dieser Periode nicht nur die Tiere füttern, beobachten und ihre Stallungen reinigen, sondern auch noch die Pandas bei der Paarung unterstützen, was keine leichte Aufgabe ist. Pandas gelten als nicht besonders fortpflanzungsfreudig, eine Eigenschaft, die sie neben der fortgesetzten Schrumpfung ihres Lebensraums auf die Liste der vom Aussterben bedrohten Tierarten gebracht hat. 

"Die ursprünglich im Naturreservat Wolong gehaltenen Riesenpandas waren aufgrund des Schocks, den sie durch das Erdbeben erlitten hatten, noch mehr vom Menschen abhängig geworden. Manche der verstörten Tiere fürchteten sich sogar vor ihren eigenen Pflegern", erinnert sich Gao.  Nach ihrem Umzug nach Ya'an, ließ die Zuchtstation Bifengxia die Tiere psychologisch betreuen und besonders liebevoll pflegen. Auf diese Weise gewannen die Bären wieder Zutrauen und beruhigten sich, so Gao. Nach seiner Beobachtung unterscheidet sich das Klima in Wolong deutlich von den Witterungsverhältnissen in Ya'an. Hier ist es feuchter, wärmer und niederschlagsreicher. „Unmittelbar nach ihrer Verlegung aus Wolong hierher, sind die Pandas wegen des warmen und feuchten Wetters weniger munter gewesen als früher. Auch hinsichtlich der Ernährung dauerte es eine gewisse Zeit, bis sie sich an den Geschmack des Bambus dieser Gegend gewöhnt hatten", sagt Gao.

Die Tierpfleger müssen die Pandas täglich sechs Mal mit kleingehacktem Futter versorgen, das vorwiegend aus Karotten, Bambussprossen und Maisbrötchen besteht. Die Menge der verabreichten Speisen hängt vom Gewicht des jeweiligen Tieres ab. Während das Futter für Pandas, deren Gewicht normgerecht ist, streng kontrolliert werde, fügen die Pfleger dem Essen für schwächliche Tiere nährstoffreiche Nahrungsmittel wie Milch hinzu. Für das Füttern der Pandas gilt die Regel, die Tiere häufig kleine Mahlzeiten zu sich nehmen zu lassen. Von 8.00 Uhr am Morgen bis 17.30 Uhr am Abend sind die Pfleger hauptsächlich mit der Ernährung der Tiere beschäftigt. Dreimal vormittags und dreimal nachmittags werden Speisen gereicht. Die Pfleger der Nachtschicht lassen Pandas mit Ernährungsproblemen zusätzliche Fürsorge angedeihen.  

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