18-01-2011
Frühere Gipfeltreffen
Bush traf in China Freunde
von Li Haibo

Präsident Bush nimmt vor dem Tiananmen-Tor (Himmelsfriedenstor) ein Bad in der Menge. Von Qi Tieyan

 

Im Februar vor 17 Jahren vollendete Präsident Richard Nixon seine historische Reise nach China, die schließlich in eine Normalisierug der Beziehungen zwischen China und den Vereinigten Staaten mündete. Dieses Mal stattete der neugewählte US-Präsident George Bush Beijing einen 39stündigen Arbeitsbesuch ab. Diese Kurzreise wurde vom führenden chinesischen Politiker Deng Xiaoping als bedeutsamer denn eine offizielle eingestuft.

Die beiden US-Präsidenten hatten China gegenüber unterschiedliche Empfindungen. Für Nixon war das ,,Reich der Mitte" vor seinem Besuch ein fremdes und mystisches Land. Für Bush schien das wohlbekannte Beijing dagegen wie ein zweites Zuhause zu sein. Hier hat er viele alte Freunde, die er in seiner Zeit als Leiter des US-Verbindungsbüros in den Jahren 1974 und 1975 kennenlernte oder während seiner vier vorangegangenen Reisen. Fast scheint es, als hätten ihn nostalgische Erinnerungen in die chinesische Hauptstadt zurückgetrieben.

Anders als seine Vorgänger, die nur wenige chinesische Freunde kannten, hat Bush in Beijing viele. Darunter sind jene, die er in der christlichen Chongwenmen-Kirche traf, eine kleine und einfache Glaubensstätte, wo das Ehepaar Bush vor rund zehn Jahren oft am Gottesdienst teilnahm und wo ihre Tochter getauft wurde.

Der Präsident kam am späten Nachmittag des 25. Februar an. Am folgenden Morgen nahmen seine Frau und er mit 600 Beijingern an einer Morgenandacht in der Kirche teil. Vielleicht zeigte Bush damit, wodurch er sich von seinen Vorgängern unterscheidet. Dies könnte auch als ein Zeichen guter bilateraler Beziehungen verstanden werden; Beziehungen, die sich heute nicht mehr allein auf die Führungsebene beschränken, sondern ebenso den Kontakt zwischen den Politikern und dem Volk und zwischen den beiden Völkern einschließen.

Die Entwicklung der chinesisch-amerikanischen Beziehungen ging gleichmäßig voran, obwohl es auch einige Probleme gegeben hat. ,,Wir hoffen, daß sich die beiderseitigen Beziehungen während Ihrer Amtszeit weiter entwickeln werden", sagte Deng zu Bush, zwei Stunden nach dem Kirchenbesuch. Der amerikanische Präsident sagte, er stimme mit Dengs Ansichten über die Beziehung zwischen den USA und China überein.

Deng ging auf die Probleme nicht ausführlich ein, doch allgemein wird die Taiwan-Frage als das größte angesehen. Ministerpräsident Li Peng sagte während der offiziellen Gespräche mit Bush, daß die Chinesen der Taiwan-Frage besondere Aufmerksamkeit widmen. Es gebe einige wenige Amerikaner, die versuchten, Chinas Politik in mancher Hinsicht zu beeinflußen und sich in Chinas innere Angelegenheiten einzumischen. Wenn darunter amerikanische Regierungsvertreter wären, würden die vorhandenen guten Beziehungen überschattet, sagte der Ministerpräsident.

Bush sagte, die Vereinigten Staaten wollten sich streng an die ,,Ein China"-Politik und weiterhin an die Prinzipien der drei Kommuniques halten. Die USA versicherten dies, um so ihre Vorbehalte gegenüber separatistischen Aktivitäten auf der Insel Taiwan zu zeigen.

Die drei Kommuniques sind: das Shanghai-Kommunique vom 27. Februar 1972, das Kommunique über die Aufnahme diplomatischer Beziehungen vom 15. Dezember 1978 und das Kommunique vom 17. August 1982. Am Tag, als Bush seinen Kurzbesuch beendete, jährte sich der Abschluß des Shanghaier Kommuniques zum 17. Mal. Dieses Shanghai-Kommunique enthielt eine bedeutsame Feststellung: ,,Die Vereinigten Staaten kommen zu der Erkenntnis, daß alle Chinesen auf beiden Seiten der Taiwan-Straße den Standpunkt vertreten, daß es nur ein China gibt und Taiwan ein Teil Chinas ist."

Deng sagte ferner, China hoffe auf eine Normalisierung der chinesisch-sowjetischen Beziehungen und auf den Erfolg von Gorbatschows Reform. China hoffe auch, daß die Vereinigten Staaten und die Sowjetunion ihre Beziehungen zueinander verbesserten.

Bush erklärte, die Vereinigten Staaten begrüßten Gorbatschows bevorstehenden Besuch in China und die Verbesserung der chinesisch-sowjetischen Beziehungen. Dies werde, wie er sagte, Frieden und Stabilität dienen.

Zhao Ziyang, Generalsekretär der Kommunistischen Partei Chinas, sagte bei seinem Zusammentreffen mit Bush, daß China sein System nicht exportieren wolle und seinerseits nicht die Systeme anderer Länder kopieren werde.

Zhao sagte, in China gebe es zwei ideologische Strömungen, die beide zu Extremen neigten und aufeinander einwirkten. Es gebe diejenigen, die glaubten, daß sich die Reform in die falsche Richtung entwikkele und daher zurückgedreht werden sollte. Und es gebe andere, die die Schwierigkeiten als politische betrachteten und Lösungen auf der Grundlage westlicher Modelle fordern.

Die erste Gruppe werde vom Volk keine Unterstützung erfahren, die zweite Gruppe übersehe die besonderen Bedingungen Chinas völlig. Ihre Ideen seien daher nicht zu verwirklichen. Falls die letztere Ansicht die Oberhand gewänne, würde die Reform auf Hindernisse treffen, welche Rückschläge verursachen und ernsthafte Konsequenzen nach sich ziehen würden, betonte Zhao.

Zhao sagte, die Unterstützung, die regierungskritische Kreise durch bestimmte Leute in den Vereinigten Staaten erhielten, sei sowohl der politischen Stabilität in China abträglich wie schädlich für die chinesisch-amerikanische Freundschaft.

(Quelle: Beijing Rundschau, Nr. 10, 7. März 1989)