17-01-2011
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Präsident Nixons Trinkspruch
 

Herr Ministerpräsident und alle Ihre prominenten Gäste an diesem Abend!

Im Namen aller Ihrer amerikanischen Gäste möchte ich Ihnen Dank aussprechen für die unvergleichliche Gastfreundschaft, für die das chinesische Volk mit Recht in der ganzen Welt berühmt ist. Ich möchte besonders auch meine Anerkennung ausdrücken nicht nur denen, die dieses großartige Dinner vorbereitet haben, sondern auch denen, die die herrliche Musik machten. Niemals habe ich amerikanische Musik in einem fremden Land besser gespielt gehört.

Herr Ministerpräsident, ich möchte Ihnen für Ihre sehr liebenswürdigen und beredten Äußerungen danken. In diesem selben Augenblick, durch das Wunder der Fernmeldetechnik, sehen und hören mehr Menschen, was wir sagen, als jemals zuvor bei einer ähnlichen Gelegenheit in der ganzen Weltgeschichte. Was wir hier sagen, wird bald vergessen sein. Aber, was wir hier tun, das kann die Welt verändern.

Wie Sie in Ihrem Trinkspruch sagten, ist das chinesische Volk ein großes Volk, ist das amerikanische Volk ein großes Volk. Wenn unsere beiden Völker verfeindet sind, ist die Zukunft dieser Welt, in der wir gemeinsam zu leben haben, wirklich düster. Aber, wenn wir gemeinsamen Grund für die Zusammenarbeit finden können, werden sich die Chancen für den Weltfrieden erheblich vergrößern.

Im Geist der Freimütigkeit, die, wie ich hoffe, unsere Gespräche diese Woche charakterisieren wird, lassen Sie uns am Anfang folgende Punkte erkennen: Wir sind in der Vergangenheit zeitweilig Feinde gewesen. Wir haben heute große Differenzen. Was uns zusammenbringt, ist, daß wir über diese Differenzen hinausreichende gemeinsame Interessen haben. Wenn wir über unsere Differenzen diskutieren, wird keiner von uns Zugeständnisse auf Kosten seiner Prinzipien machen. Aber, wenn wir auch die Kluft zwischen uns nicht schließen können, können wir doch versuchen, sie zu überbrücken, so daß wir über die Kluft hinweg sprechen können.

So lassen Sie uns in den nächsten fünf Tagen gemeinsam einen langen Marsch beginnen, nicht im Gleichschritt, sondern auf verschiedenen Wegen, die zum gleichen Ziel führen, dem Ziel, eine Weltstruktur des Friedens und der Gerechtigkeit zu bauen, in der alle mit gleicher Würde zusammenstehen und in der jede Nation, ob groß oder klein, das Recht hat, ihre eigene Regierungsform frei von äußerer Einmischung oder Dominierung zu bestimmen. Die Welt beobachtet. Die Welt horcht. Die Welt wartet zu sehen, was wir tun werden. Was ist die Welt? In einem persönlichen Sinn denke ich an meine älteste Tochter, die heute Geburtstag hat. Während ich an sie denke, denke ich an alle Kinder in der Welt, in Asien, in Afrika, in Europa und in allen Teilen Amerikas, die meisten sind nach der Gründung der Volksrepublik China geboren.

Welches Erbe werden wir unseren Kindern hinterlassen? Wird es ihr Geschick sein, für den Haß, der die alte Welt plagte, zu sterben, oder sind sie dazu bestimmt, zu leben, weil wir die Voraussicht hatten, eine neue Welt zu bauen?

Es gibt keinen Grund für uns, Feinde zu sein. Keiner von uns lüstet nach dem Territorium des anderen; keiner von uns sucht, über den anderen zu dominieren; keiner von uns strebt danach, seine Hände auszustrecken und über die Welt zu herrschen.

Vorsitzender Mao hat geschrieben: ,,So viele Taten sind zu vollbringen! Himmel und Erde kreisen. Die Zeit drängt. Zehntausend Jahre zu warten? Das dulde, wer mag! Wir ergreifen den Tag, wir ergreifen die Stunde."

Das ist die Stunde, dies ist der Tag für unsere beiden Völker, sich zu den großen Höhen aufzuschwingen, die es erlauben, eine neue und eine bessere Welt zu schaffen.

In diesem Geist bitte ich alle Anwesenden mit mir Ihr Glas zu erheben auf das Wohl von Vorsitzendem Mao, Ministerpräsident Tschou und auf die Freundschaft zwischen dem chinesischen und amerikanischen Volk, die zu Freundschaft und Frieden für alle Völker in der Welt führen kann!

(Quelle: Beijing Rundschau, Nr. 8, 26. Feburar 1972)