Während der Erschließungsphase entscheiden sich die beiden Kooperationspartner, das Projekt in einem der ärmsten Gebiete Chinas durchzuführen. Es sollte eine Gegend sein, deren Bewohner Solarkocher am nötigsten hätten. Dort könnten sie auch die größte Wirkung erzielen.
Auf der Suche nach einer geeigneten Region fährt Jiang Wei innerhalb eines Jahres durch alle Täler in den südlichen Gebirgen Ningxias, den nördlichen Teil der Provinz Shaanxi und einige Gebiete der Provinz Gansu. Dabei untersucht er das örtliche Klima und die Sonnenscheindauer und wendet sich an die Lokalverwaltungen um Hilfe. Seine Arbeit war sehr schwierig. Viele Leute standen dem Projekt skeptisch gegenüber. Manche fragten: "Wie können Sie uns Solarkocher kostenlos überlassen? Sind Sie verrückt?" oder: „Wollen Sie uns betrügen?" Jiang Wei erzählt der Beijing Rundschau: „Die Hälfte meiner Gesprächspartner verstand weder das CDM-Projekt, die damit einhergehende Reduzierung der Emission von Kohlendioxid, noch den Handel mit den Zertifikaten, in die sich die Reduzierungen verwandeln lassen."
Für Fenglian ist es unabdingbar, die Unterstützung der Lokalregierungen zu erhalten. „Bevor wir den Bauern Solarkocher geben, müssen wir viel Aufklärungs- und Organisationsarbeit leisten. Es handelt sich um einen sehr komplizierten Prozess. Ohne die Unterstützung seitens der Regierung vor Ort können wir selbst dann keinen Erfolg verbuchen, wenn uns die UNO das Projekt genehmigt," erklärt Wang Ruilin.
Mit Hilfe der Kreisverwaltungen informierte man sich vor der Ausgabe von Solarkochern an die Bauern über die wirtschaftliche Lage und den Energiekonsum von potentiellen Empfängern der Kochgeräte. Schließlich wurden die Kreise Pengyang, Haiyang und Xiji im südlichen Gebirgsgebiet von Ningxia ausgewählt. Sie zählen zu den Kreisen, die vom Staat als Armutsgebiete eingestuft werden. Dieses Gebiet wurde einmal von der EASCO als ein Gebiet, das für Besiedlung durch Menschen ungeeignet ist, eingestuft.
Umfang der CO2-Emissionen
Obwohl man mit der Zulassung der vom EB zertifizierten Emissionsreduktionen (CER) einen substantiellen Handel mit Kohlenstoffen treiben kann, hat die durch das CDM-Projekt Fenglians erzielte Reduktionsmenge von Kohlendioxid als Terminware den Weg zur Schweizerischen Rückversicherungsgesellschaft (Swiss Re), die eine der 500 Top-Unternehmen der Welt ist, und zum finnischen Außenministerium gefunden.
Clean Air Capital Ltd. trägt im CDM-Projekt die Verantwortung die kommerzielle Seite des Projekts und die Geldbeschaffung. Ning sagt: „Obwohl dieses Projekt keine Hochtechnologie beinhaltet, ist es doch eine solide Idee, deren Umsetzung Abertausenden von Familien dabei hilft, Energie zu sparen und die Emission von CO2 zu reduzieren und damit der ganzen Welt zu beweisen, dass nicht nur die chinesische Industrie Energie spart und den Ausstoß von Treibhausgasen reduziert, sondern auch einfache Bürger aktiv zum Umweltschutz beitragen." Nach Ning Ju dient das CDM-Projekt auch dazu, Kapital in Gebiete fließen zu lassen, die mit geringem Aufwand den Ausstoß von Schadstoffen vermeiden. Früher verkauften große Unternehmen, die Strom aus Wind- und Wasserkraft und Restwärme erzeugten und CDM-Projekte durchführten, ihre CER an europäische Länder. Es gab aber kein Projekt, das vielen Tausend Privathaushalten Nutzen brachte: „Damals dachten wir, dass wir genug große Industrieprojekte für die Reduzierung der Emission von Kohlendioxid verwirklicht hätten. Wir wollten ein neues Feld erschließen, das soziale und wirtschaftliche Nutzeffekte miteinander verbinden würde. Wir können Kunden mit kommerziellen Interessen dazu bewegen, an dem neuen Projekt teilzunehmen. Viele europäische Länder kauften die CER, um den im Kyoto-Protokoll festgelegten Verpflichtungen nachzukommen und ihr soziales Verantwortungsbewusstsein zu beweisen. Unser CDM-Projekt ist dadurch gekennzeichnet, die Ausstoßmenge von Kohlenstoffdioxid zu reduzieren, bessere soziale Nebeneffekte zu erzielen und einer großen Zahl von Bewohnern armer Gebiete zu helfen."
Die für Landwirtschaft zuständigen Abteilungen in den Verwaltungen der Kreise, in denen das CDM-Projekt durchgeführt wird, meinen, dass der größte Erfolg dieses Projektes sein Beitrag in der Überwindung von Armut ist. Rund 300 000 Menschen profitieren von den vier CDM-Projekten Fenglians.
Wang Ruilin sagt, dass inzwischen viele Unternehmen die durch die Durchführung des CDM-Solarkocherprojekts aufgelegten CERs aufmerksam verfolgten und kaufen wollten, obwohl der Kohlenstoffzertifikatehandel nach 2012 noch nicht geklärt sei; sie legten großen Wert auf das Gemeinwohl und sehen optimistisch einer Fortsetzung des Handels mit Zertifikaten auch nach 2012 entgegen.
Die Yongming-Solarkocherfabrik, vor vier Jahren eröffnet und im Kreis Pengyang gelegen, kann jährlich 10 000 Solarherde herstellen und hofft, Fenglian mit Solarkochern zu beliefern. Ihr Hauptquartier wurde vor zwölf Jahren in Gansu gegründet. Fabrikleiter Wang Rong sagt: „Die Solarkocherherstellung ist nicht kompliziert. Die Bauern, die wir als Arbeiter eingestellt haben, können nach einwöchiger Einweisung mit der Produktion beginnen." An Hengjun, Vizeleiter der Abteilung für Energieversorgung im Kreis Pengyang, die CDM-Projekt überprüft, meint: „Früher hielten manche Unternehmen die staatlichen Normen für Solarkocher nicht streng ein. Die von Yongming erzeugten Produkte entsprechen den staatlichen Normen. Bei der Durchführung dieses Projektes wird die Qualität der Geräte garantiert."
Fenglian möchte das Solarkocherprojekt im Kreis Haiyuan als Projekt lancieren, das dem „Goldenen Standard" (höchste Qualitätsstufe) entspricht. Der „Goldene Standard" hebt umfassende Umweltschutzbestimmungen, den Beitrag zur nachhaltigen Entwicklung und die Vorteile für die Einwohner noch stärker hervor. „Verantwortliche des Beijinger Büros für den 'Goldenen Standard' besuchten zweimal Hayuan und möchten dort das Projekt als Modell für die Umsetzung des den 'Goldenen Standards' herausstellen", sagt Wang Ruilin. |