01-12-2010
Grüne Ökonomie in China
Solarkocher reduzieren erheblich den CO2-Ausstoß
von Qiao Tianbi

An einem Morgen im Oktober begrüßt Zhang Binglian (60), Bäuerin im Kreis Pengyang im Autonomen Gebiet Ningxia der Hui-Nationalität, ein Dutzend Gäste und erzählt ihnen über die Verwendung des Solarkochers. Es kommt eine lebhafte Diskussion auf. Ihre beiden Söhne arbeiten auswärts als Wanderarbeiter. Sie und ihr gebrechlicher Mann bestellen lediglich zwei Hektar Land und erwirtschaften so jährlich etwa zweitausend Yuan. Sie zählen zu den ärmeren Bewohnern des Dorfes. Seit der Benutzung des Solarkochers können sie jährlich zwei Tonnen Kohle im Wert von etwa zweihundert Yuan einsparen.

Zhang Binglian zählt zu den Nutznießerinnen des CDM (Clean Development-Mechanism)-Solarkocherprojektes im Kreis Pengyang, Ningxia, das von der Ningxia-Fenglian-Welthandels-GmbH (im Folgenden Fenglian) gefördert wird. Bis heute wurden bereis 34 000 Solarkocher kostenlos an Bauern im Kreis Pengyang verteilt. Die Kooperationspartner in diesem Projekt sind Fenglian, die Clean Air Capital Ltd. und die Energiekommission des Kreises Pengyang, die für die Kontrolle der CO2-Emissionen verantwortlich ist.

Im Dezember 2009, als in Kopenhagen die Weltklimakonferenz tagte, errang Tao Ketu, ein bekannter Fotograf und stellvertretender Chefredakteur der Illustrierten „Ningxia im Bild", den 1. Preis in einem Fotowettbewerb, den die UN-Rahmenkonvention zum Klimawandel organisiert hatte. Die Siegerurkunde war vom Leiter des UNFCCC-Sekretariats unterzeichnet. Tao kümmert sich seit langem um das Leben der armen Bauern im südlichen Ningxia und sagt, am meisten bewege ihn, dass „die Bauern mit der Benutzung der Solarkocher unbewusst und nebenbei zur Bekämpfung des Klimawandels beitragen."

 

Alle reduzieren den CO2-Ausstoß

Ningxia, dessen rund 6,3 Millionen Menschen auf 66 400 Quadratmetern leben, zählt zu den Provinzen und autonomen Gebieten Chinas, deren ökologische Umwelt gefährdet und deren Wirtschaft unterentwickelt ist. Ningxia ist an den Pilotprojekten zur Anpassung an die Folgen des Klimawandels beteiligt.

Nach den Regelungen des Kyoto-Protokolls, das 2005 in Kraft trat, sollen die entwickelten Länder den Schwellenländern Kapital und Technologie zur Verfügung stellen, damit im Rahmen von CDM-Projekten die Emission von Treibhausgasen reduziert werden kann. Die durch die CDM-Projekte verringerte Menge an CO2-Emissionen kann in Form von Zertifikaten (Certified Emission Reduction, CER) im internationalen Emissionsrechtehandel verkauft werden. Gegen eine Geldzahlung erwirbt der Käufer von Zertifikaten das Recht zur Emission der Menge CO2, die anderswo eingespart worden ist. Der Emissionsrechtehandel hat sich nach 2005 rasch entwickelt, das Handelsvolumen wurde vervielfacht. Nach der Prognose von Insidern wird es gemäß der Selbstverpflichtung zur Reduzierung von Treibhausgasen bis 2012 der Welt an Kohlendioxidzertifikaten im Wert von 2,636 Milliarden US-Dollar mangeln. 2300 CDM-Projekte, die beim CDM-Sekretariat der UN (Executive Board of the clean development mechanism, kurz: EB) registriert wurden, befinden sich meist in asiatischen, zentral- und südamerikanischen Schwellenländern, davon 700 in China. Das CDM-Solarkocherprojekt, das im März 2009 beim EB eingetragen wurde, war das erste genehmigte Projekt seiner Art in China. Ebenfalls ein Novum für China: die CDM-Idee im Emissionshandel zu realisieren, um sie zur Überwindung der Armut einzusetzen.

Wang Ruilin, Vorstandsvorsitzender von Fenglian, sagt, dass die durch das CDM-Projekt im Kreis Pengyang reduzierte Emission von Treibhausgasen durch eine von der UNO autorisierte Institution überprüft wurde und im EB-Internet veröffentlicht würde. Voraussichtlich werden dafür CER ausgestellt werden. Das bedeutet, dass die im Rahmen des CDM erzielten CER handelsmäßig eingesetzt werden könnten.

„Bis September 2010 wurden vier CDM-Projekte von Fenglian beim EB registriert. Alle Projekte zusammengezählt, werden Solarkocher an 70 000 Bauerfamilien gratis verteilt, 34 000 an Bauern im Kreis Pengyang, 19 000 im Kreis Xiji, 17 000 im Kreis Hiayuan. 53 000 Solarkocher wurden bereits ausgehändigt, der Rest wird bis Jahresende vergeben," sagt Wang Ruilin.

Solarkocher dienen den Bauern zum Bereiten ihrer täglichen Mahlzeiten. Nach der Überprüfung durch die DOE (eine von der UN autorisierte Prüfstelle) benutzt jeder Bauernhaushalt den Solarherd täglich vier bis fünf Stunden zum Kochen und Zubereiten von Speisen aus Weizenmehl. Mit dem Solarkocher kann jeder Bauernhaushalt jährlich eine Tonne Kohlen im Wert von mehreren hundert Yuan, sparen. Das ist viel Geld für die Bauern, deren Pro-Kopf-Jahresdurchschnittseinkommen unter 3000 Yuan liegt.

Aber die Bauern sparen dadurch nicht nur Geld, sondern tragen damit zugleich zur Reduzierung der Ausstoßmenge von Kohlendioxid bei. Nach einer Berechnung kann jeder Solarherd jährlich zwei bis drei Tonnen Kohlendioxid einsparen, bei 70 000 Solarherde sind das insgesamt 150 bis 200 000 Tonnen Kohlendioxid. In der zehnjährigen Vertragsfrist kann so die Emission von 1,5 bis 2 Millionen Tonnen Kohlendioxid vermieden werden.

Ning Ju, Generalmanager der Clean Air Capital Ltd. in China, sagt: „Durch dieses Projekt können wir verstehen lernen, dass Energieeinsparung und Reduzierung der Emission von Schadstoffen nicht nur Unternehmen und Reiche, sondern auch normale Bürger angehen."

 

Ein kleines Unternehmen im Zentrum des CDM-Projekts

Fenglian ist eine kleine Exportfirma. Bereits im Jahr 2006 wurde durch die Clean Air Capital Ltd. die Existenz von CDM-Projekten bekannt. Wang Ruilin ist Absolvent der deutschen Abteilung der Fremdsprachenhochschule Xi´an, er arbeitete als Übersetzer des Ningxia-Forschungsinstituts für Anwendung neuer Technologien. Jiang Wei war Absolvent der Beijinger Hochschule für Forstwirtschaft.

Eines Tages las Jiang einen Artikel über Solarkocher. „Kann man Solarkocher und CDM in Verbindung miteinander bringen?" fragte er sich. Die Frage war rasch beantwortet: Man kann. Bereits Ende 2004 begannen deutsche Projektleiter im indonesischen Aceh mit einem CDM-Projekt auf der Grundlage des Einsatzes von Solarkochern. Die Bauern benutzen Kohle zum Kochen, dadurch wird Kohlendioxid freigesetzt. Würden sie Solarherde verwenden, könnten sie Kohle sparen und so zugleich die Emission von Kohlendioxid verringern. Wenn die durch die Benutzung von Solarkochern eingesparte Menge von Kohlendioxid wissenschaftlich korrekt berechnet wird, kann sie in Form von Zertifikaten an entwickelte Länder verkauft werden. Diese Regelung ist im Kyoto-Protokoll festgelegt worden. Im Februar 2006 wurde das Projekt in Aceh als CDM-Projekt anerkannt. Warum sollte eine gute Idee aus Deutschland und Indonesien nicht auch in China funktionieren?

Jiang Wei folgte dem Vorbild und fuhr nach Beijing, um dort beim Umweltforschungszentrum der Tsinghua-Universität eine Machbarkeitsstudie für die technische Seite des Projekts in Auftrag zugeben. Die Clean Air Capital Ltd., die sich mit Investition und Erschließung von Projekten für saubere Energien und Erhöhung der Energieeffizienz beschäftigt, konnte als Kooperationspartner gewonnen werden. Sie führte eine Feasibility-Study zur Klärung der Wirtschaftlichkeit des geplanten Projekts durch. Nach vierzehn Tagen teilte ihm Ning Ju telefonisch mit: „Nach meiner Berechnung können Sie dieses Projekt machen."

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