Dass die US-Notenbank Staatsobligationen in Höhe von 600 Milliarden US-Dollar kaufte und damit die zweite Runde der quantitativen Lockerung der Geldpolitik einläutete, ist weltweit auf Kritik gestoßen. Der amerikanische Finanzminister Timothy F. Geithner äußerte hingegen am 7. November, dass das wirtschaftliche Wachstum der USA der Weltwirtschaft nütze und absolut keine Bedrohung für die Volkswirtschaften der Länder bedeute, die in hohem Maße von der Kaufkraft der US-Konsumenten abhingen. Er fügte hinzu, dass Spekulationsgelder positive Wirkungen in den Schwellenländern entfalten würden. Mit Spekulationskapital würden zwar Risiken und Herausforderungen einhergehen, aber die meisten Länder könnten diese Herausforderungen meistern.
Ungeachtet der Kritik seitens der internationalen Gemeinschaft und ohne Rücksicht auf die Interessen der meisten Länder führen die USA eine Geldpolitik der quantitativen Lockerung durch, was den Interessen der internationalen Gemeinschaft, besonders aber den Interessen der Schwellenländer, zuwiderläuft. Dass es der amerikanischen Wirtschaft an Kraft fehlt, sich zu erholen, und die Arbeitslosenquote auf hohem Niveau verharrt, liegt an mangelnder Konsumbereitschaft, geringer Nachfrage der Binnenwirtschaft und schwindender Produktivität in der Realwirtschaft, nicht aber an einer zu geringen Versorgung mit Geldmitteln und Krediten. Die USA halten die Zinssätze um die null Prozent und haben die Geldmenge verantwortungslos vermehrt. Diese erhöhte Liquidität kann aber weder in eine Belebung der Binnenwirtschaft verwandelt, noch von der Realwirtschaft absorbiert werden. Folglich fließen diese Mittel als Spekulationsgelder in andere Länder, mit schwerwiegenden Folgen für die Weltwirtschaft. Die Zinssätze der USA, Europas und Japans werden auf einem niedrigen Niveau gehalten, ihre Währungen geraten in Abwertung, die Anlage von Spekulationskapital wird in diesen Ländern unattraktiv, weshalb große Mengen von Spekulationsgeldern unvermeidlich in die Schwellenländer abfließen. Dort können noch Gewinne erzielt werden, allerdings um den Preis der Aufwertung der Währungen jener Länder und einer Anhebung der Zinssätze. Aus chinesischer Sicht beeinträchtigt dies stark die wirtschaftliche Entwicklung jener Länder. Die Währungspolitik der USA führt zu großen Preissteigerungen bei allen Waren, die auf Dollarbasis abgerechnet werden, und bringt der Welt allgemeine Inflation. Die quantitative Lockerung der amerikanischen Geldpolitik wird weltweit die Kosten für die Bildung von Vermögen drastisch steigen lassen, Spekulationsblasen provozieren, und den Handel und das Bankenwesen in eine neue Krise stürzen.
Die Schwellenländer – vor allem China – sind die Leidtragenden der quantitativen Lockerung der Geldpolitik der USA. Das skrupellose Anwerfen der Notenpresse wertet den US-Dollar ab, stimuliert den Export der USA, versetzt aber den Schwellenländern, die in hohem Maßen exportabhängig sind, einen schweren Schlag. Da der US-Dollar eine Verrechnungseinheit im internationalen Handel ist und in vielen Ländern durch die Anschaffung von US-Staatsobligationen als Reservewährung dient, bedeutet die Abwertung des US-Dollars eine Ausplünderung der Vermögen dieser Länder. China, das über die größten Dollar-Reserven außerhalb der USA verfügt, ist von der Wertminderung des Dollars in besonderem Maße betroffen.
Es lässt sich ohne Übertreibung sagen, dass die von den USA betriebene quantitative Lockerung der Geldpolitik für die Weltwirtschaft eine Katastrophe ist! Die Rede des amerikanischen Finanzministers über angebliche positive Wirkungen von Spekulationskapital entspricht nicht den Tatsachen und ist reine Sophisterei.
Die USA, die sich als Großmacht inszenieren, sprechen gerne von Marktöffnung, Globalisierung und Freihandel. Aber diese hehren Ideale sollen nur für andere Länder gelten. Sobald eigene Interessen auf dem Spiel stehen, treten die USA schonungslos die Bedürfnisse der internationalen Gemeinschaft und die berechtigten Interessen einzelner Länder mit Füßen. Wer so handelt, kann nicht als Führungsmacht der Welt fungieren. Angesichts der schwerwiegenden Auswirkungen der quantitativen Lockerung der US-Geldpolitik darf China nicht untätig bleiben. Es muss mindestens drei Maßnahmen ergreifen: Erstens muss es nach dem Vorbild von Ländern wie Japan, die unzweifelhaft über eine marktwirtschaftliche Ordnung verfügen, regelnd in den Devisenmarkt eingreifen. Der Renminbi muss allmählich oder binnen kurzer Frist aufgewertet werden. Zweitens kann China angesichts des verstärkten Kapitalverkehrs von den Erfahrungen Brasiliens und der Europäischen Union lernen, die von ausländischem Kapital, das für Kreditvergabe und Finanzierungen eingesetzt wird, Kapitaltransfersteuern erheben. Drittens muss sich China vor der Eindämmungspolitik hüten, wie sie die USA in den 80er Jahren gegenüber Japan betrieben haben. |