03-11-2010
Sonderberichterstattung
Gemeinsam gegen einen „Krieg der Wechselkurse"
von Lan Xinzhen

 

Wohin führt der Streit um den Wechselkurs?

Es kommt auf die Vereinigten Staaten an: „Der Schlüssel zur Lösung des derzeitigen  internationalen Wechselkurskonflikts liegt in den USA. Die Vereinigten Staaten wollen den Dollar abwerten, während andere Volkswirtschaften gegen einen Verfall des Dollars sind. Wie die Sache ausgeht, wird vom Verhalten der USA abhängen", sagt Xie Guozhong, unabhängiger Ökonom und Direktor von Rosetta Stone Advisors. Obwohl der Dollar-Index schon jetzt auf einem historischen Tiefpunkt steht, versucht die US-Regierung noch immer, den Dollar abzuwerten.

In den USA herrsche die Meinung vor, so Xie, dass die Abwertung des US-Dollars die Zahl der Arbeitslosen reduzieren würde. Tatsächlich aber liege die Ursache für die hohe Arbeitslosigkeit in der Investitionsmüdigkeit der amerikanischen Unternehmen. Die Ursache für diese Zurückhaltung ist darin zu suchen, dass die  Wirtschaftsstruktur noch nicht umgestellt wurde und zu wenig Vertrauen in die Wirtschaftspolitik der Regierung bestehe. Eine Abwertung des Dollars könne die amerikanische Wirtschaft nicht retten.

Vor dem Hintergrund der Arbeitsteilung und der Integration in die Weltwirtschaft besteht in den Industriestaaten der Trend, durch Abwertung der eigenen Währung das Wirtschaftswachstum zu fördern.

 

Wie lässt sich der Konflikt beilegen?

Zhang Ming, Professor des Instituts für internationale Wirtschaft und Politik an der Akademie der Sozialwissenschaften, sieht grundsätzlich drei Lösungswege. Alle Parteien schließen ein neues „Plaza-Abkommen", wobei die chinesische Regierung verspricht, in den kommenden Jahren den Renminbi in großem Umfang aufzuwerten. Die zweite Möglichkeit ist, dass es die chinesische Regierung ablehnt, den Yuan deutlich aufzuwerten, was schließlich zu einem Handelskrieg zwischen China und den USA führen würde. Die dritte Möglichkeit ist, dass die chinesische Regierung verspricht, in Zukunft die Flexibilität des RMB-Wechselkursregimes zu steigern, sich aber die Kontrolle über das Tempo der Aufwertung des Yuan vorbehält, während sich alle wichtigen Wirtschaftsnationen um ihren Binnenmarkt bemühen, um die Balance der Weltwirtschaft wiederherzustellen.

Tatsächlich setzt kein Land der Welt auf einen Währungskrieg. Nach dem Treffen von Finanzministern und Zentralbankpräsidenten der G20 vom 22. bis 23. Oktober in Südkorea veröffentlichten die G20 Staaten eine gemeinsame Erklärung, aus der eindeutig die Bereitschaft hervorgeht, auf Abwertungswettläufe zu verzichten.

In der Erklärung wird zudem darauf hingewiesen, dass die G20 gegen jede Form von Protektionismus ist. Zugleich will sie alle politischen Mittel anwenden, um Leistungsbilanzdefizite auf ein erträgliches Niveau zu reduzieren, wodurch die weltweiten Handelsungleichgewichte gemildert werden könnten.

Die gegenwärtige Runde im Wechselkursstreit führt allen Ländern der Welt erneut vor Augen, dass das globale Währungssystem in der Krise steckt. Der US-Dollar ist einerseits die Landeswährung der USA, spielt aber zugleich die Rolle der wichtigsten internationalen Leitwährung. Und diese beiden Funktionen sind oft widersprüchlich und geraten in scharfen Kontrast zueinander. Um die US-Wirtschaft zu stimulieren, druckt die Zentralbank immer mehr Dollar, was zu gesteigerter Liquidität und Abwertung des US-Dollars führt und so immer wieder die Stabilität der internationalen Finanzmärkte gefährdet. Die Schaffung eines neuen Weltwährungssystems wird immer dringlicher.

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