Vom 22. bis 24. Oktober hat die erste nationale PASCH-Schuldirektorenkonferenz in Beijing stattgefunden. (Quelle: Goethe-Institut Beijing)
Vom 22. bis 24. Oktober hat die erste nationale PASCH-Schuldirektorenkonferenz in Beijing stattgefunden. Alle Direktorinnen und Direktoren der 35 vom Goethe-Institut betreuten PASCH-Schulen in China und wichtige deutsche Partner der Initiative (Auswärtiges Amt, Deutsche Botschaft Peking, ZfA, DAAD, AFS, YfU u.a.) haben sich auf der Konferenz über die aktuellen Bedingungen und Erfahrungen des Deutschunterrichts an Schulen ausgetauscht und erörtert, welche Perspektiven Deutsch als Unterrichtsfach an chinesischen Mittelschulen hat und wie eine nachhaltige Implementierung von Deutsch an den Schulen umgesetzt werden kann.
PASCH, dass steht für „Schulen – Partner der Zukunft", ist eine vom Auswärtigen Amt entwickelte und vom Goethe-Institut maßgeblich unterstützte Initiative zur Förderung der deutschen Sprache im Ausland. Seit 2008 läuft das Projekt, an dem bis Ende dieses Jahres weltweit 1 500 Partnerschulen teilnehmen sollen. Landesweit in China gibt es bereits 35 davon. Die 35 Schulen aus Xinjiang, Shaanxi, Liaoning, Beijing, Tianjin, Shandong, Hubei, Anhui, Zhejiang, Jiangsu, Shanghai, Chongqing und Guangdong haben ein Netzwerk der PASCH Schulen in China gebildet. Außerdem haben PASCH die Unterstützung der Regierungen beider Länder erhalten: Am 27. Mai 2010 haben das Bildungsministerium der Volksrepublik China und das Auswärtige Amt der Bundesrepublik Deutschland eine Absichtserklärung unterzeichnet, in dem beide Seiten bekräftigen, die Entwicklung des Deutschunterrichts an chinesischen Schulen im Rahmen der PASCH-Initiative weiter zu fördern. Beide Seiten möchten zudem den Austausch sowie die Kommunikation zwischen Schulen und Schülern in China und Deutschland weiter ausbauen.
In seinem Vortrag hat Michael Kahn-Ackermann, Regionalleiter des Goethe-Instituts China, dargelegt, dass der deutsch-chinesische Austausch in der Vergangenheit hauptsächlich zwischen Hochschulen stattgefunden hat. Es sei jedoch viel besser, sich bereits in seiner Schulzeit durch Erlernen einer Fremdsprache mit fremden Wirklichkeiten vertraut zu machen: „Deshalb freut es mich sehr, dass seit 2008 die Schülerinnen und Schüler aus 35 chinesischen Schulen bereits als Jugendliche Kontakt mit Deutsch und deutscher Kultur schließen können. Das Projekt hat eine Tür zum Wissen der Welt geöffnet."
Als Veranstalter des Projektes bietet das Goethe-Institut den PASCH-Schulen u.a. Lehrerfortbildung, Bereitstellung von Lehrmaterialien und kurzzeitige Deutschlandaufenthalte für Schüler an.
Sebastian Vötter, PASCH-Experte für Unterricht am Goethe-Institut, beschreibt das Motiv für die Teilnahme am Projekt: „Als eine offizielle Einrichtung zur Vermittlung des Deutschunterrichts hat sich das Goethe-Institut seit den 80er Jahren verstärkt für Deutsch als Fremdsprache eingesetzt. Mit seiner rasanten Wirtschaftsentwicklung spielt China eine immer wichtigere Rolle im Prozess der Globalisierung. Deswegen wird dem Erlernen von Fremdsprachen eine wachsende Bedeutung beigemessen. Viele chinesische Eltern wollen, dass ihre Kinder Kontakt zu anderen Kulturen aufnehmen. Sie lassen sie mehrere Fremdsprachen lernen, damit sie bessere Berufsaussichten haben. Vor diesem Hintergrund läuft das PASCH-Projekt seit 2008 landesweit in China."
Die an der Konferenz teilnehmenden Schuldirektorinnen und –direktoren haben über die Reaktion der Eltern auf die Einführung des Deutschunterrichts berichtet, ihre Erfahrungen bei Fortbildungsmaßnahmen für Lehrer ausgetauscht und Vorschläge für die zukünftige Entwicklung des PASCH-Projekts eingebracht.
Gao Qing, Leiterin der Internationalen Abteilung der Shenzhen Mittelschule, meint, dass seit der Durchführung des PASCH-Projekts großes Interesse von Schülern und Eltern am Deutschunterricht besteht. Viele Schüler begeistern sich dafür, Deutsch zu lernen. Das Projekt ist nicht nur geeignet, die Schüler einen Blick auf die Außenwelt werfen zu lassen, sondern bietet auch die konkrete Chance, später einmal in Deutschland studieren zu können.
Wu Mingen, Direktor der Wuhan Changqing Schule Nummer 1, sagt im Gespräch mit der Beijing Rundschau, dass dank der Veranstaltung „Deutschland und China- Gemeinsam in Bewegung" seine Schule im Jahr 2009 eine Partnerschule des PASCH geworden ist. Obwohl die Schule erst seit kurzem Deutschunterricht anbietet, ist der Kurs bei Schülerinnen und Schülern bereits sehr beliebt. Deshalb hat die Schule eigens zwei Deutschlehrer eingestellt. „Auf dieser Konferenz möchte ich in erster Linie aus den Erfahrungen meiner Kollegen hinsichtlich der Lehrerfortbildung lernen", meint Wu Mingen.
Eine Besonderheit des diesmaligen PASCH-Treffens ist die Teilnahme einiger Direktoren von Berufsschulen, u.a. der Brauereifachschule Hubei, der Guangzhou Vocational School of Tourism and Business und der Shenyang Equipment Manufacturing Engineering School (SEMES). Dazu meint Sebastian Vötter: „Der Schwerpunkt des PASCH-Programms liegt nicht auf Berufsschulen. Trotzdem haben wir nun besonders viele Berufsschulen in den Programmen, weil wir festgestellt haben, dass die deutsche Wirtschaft fordert, dass ihre lokalen Mitarbeiter Deutsch können. Und damit sind nicht nur die Manager gemeint, sondern auch die Ebene der Werkmeister und ganz normalen Arbeiter. Für den Sprachlernenden eröffnet sich die Möglichkeit, ein Praktikum in einer deutschen Firma zu machen und später dort auch zu arbeiten. Deshalb möchten wir die Verbindung schaffen zwischen deutschen Unternehmen, der Ausbildung in den Berufsschulen und dem Goethe-Institut als Anbieter von Deutschkursen."
Li Canjia, Direktor der Guangzhou Vocational School of Tourism and Business, hat über die Situation des Deutschunterrichts an seiner Schule berichtet. Seine Fachschule bietet Deutschkurse zur besseren Qualifizierung von künftigen Mitarbeitern für deutsche Unternehmen in Guangzhou und Umgebung an: „Es hat sich erwiesen, dass Absolventen unserer Schule mit ihrer Kompetenz und guten Deutschkenntnissen die Zufriedenheit ihrer Arbeitsgeber gewinnen."
Allerdings hat Direktor Li in der Gruppendiskussion auch auf die Schwierigkeiten hingewiesen, vor denen sich viele Einrichtungen der beruflichen Bildung in China bei der Einführung von Deutschunterricht gestellt sehen. Da Deutsch in den Lehrplänen der Berufsschulen noch nicht als Fach etabliert ist, kaufen die Bildungskomitees der Provinzen, die für die Gestaltung des Lehrplans und die Ausstattung der Schulen verantwortlich sind, kein Lehrbuch für die deutsche Sprache an. Lehrbücher werden den Schülern kostenlos zur Verfügung gestellt, müssen aber ein Genehmigungsverfahren durchlaufen. Die Schulen haben kein Recht, ein Lehrbuch selbständig auszuwählen und für den Unterricht anzuschaffen. Li Canjia hat seiner Hoffnung Ausdruck verliehen, dass das Bildungsministerium Deutsch auch als Fach für die berufliche Bildung in den Lehrplan aufnehmen möge, um das Problem zu lösen. |