26-01-2010
Der Wiederaufbau im Überblick
Wiederaufbau einer kleinen Gemeinde
von Jing Xiaolei, Qiao Tianbi

Die Gemeinde Mianchi im Landkreis Wenchuan, der vom Erdbeben im Mai 2008 am schwersten betroffen war, wird von der Stadt Zhuhai in der Provinz Guangdong beim Aufbau unterstützt. Der ist schon zum großen Teil vollendet – jetzt arbeitet man daran, Dörfer der Qiang-Minderheit als attraktive Reiseziele für Kulturtouristen auszubauen. Laut Chen Renfu, dem Leiter der Unterstützungsgruppe aus Zhuhai, habe seine Stadt insgesamt 340 Millionen Yuan in den Wiederaufbau gesteckt. Projekte im Wert von 270 Millionen Yuan sind bereits fertig gestellt. Darunter öffentliche Einrichtungen wie Schulen und Krankenhäuser, aber auch Infrastrukturprojekte und eine Trinkwasseranlage. Mitte Januar wurden die Einrichtungen ihrer Bestimmung übergeben.

 Mianchi  im Wiederaufbau

Mianchi liegt rund 18 Kilometer von der Kreisstadt Wenchuan entfernt, mehr als 30 000 Menschen leben hier. Beim Beben stürzten 80 Prozent der Häuser ein, viele Bewohner wurden verletzt oder starben. Die Hilfsgruppe stand unter großem Druck – nachdem der Schadensumfang abgeschätzt war, mussten die Helfer erst einmal etwas über Geschichte und Kultur der Region und die Bräuche der ethnischen Minderheit lernen. Erst dann konnten Pläne und Programme zum Wiederaufbau konzipiert werden, sagt Chen Renfu.

"Beim Aufbau steht der Mensch im Mittelpunkt der Bemühungen, die ökologische Umwelt wird respektiert und der Aufbau im Sinne der Bausicherheit und unter Berücksichtigung neuester wissenschaftlicher Erkenntnisse betrieben. Zusätzlich geht es hier im Minderheitengebiet aber auch noch um die Erhaltung der überlieferten Kultur und eine vernünftige Zukunftsplanung", sagt Chen. Im Mittelpunkt stehen dabei Projekte zur Wiederherstellung des öffentlichen Lebens. Nach einem Jahr waren zum Beispiel die Bewässerung der Felder, die Abwasserentsorgung sowie mehrere öffentliche Gebäude wieder hergestellt.

Chen betont, dass Zhuhai keineswegs eine „Luxussanierung" im Auge hatte – Ziel sei vielmehr gewesen, eine gerechte Verteilung vorhandener Mittel sicherzustellen und öffentliche Dienstleistungen verfügbar zu machen. "340 Millionen für den Wiederaufbau sind nicht sehr viel. Aber wir wollen ja auch keine Luxusherbergen schaffen, sondern primär den Bewohnern wieder ein normales Leben ermöglichen und dabei die Lebensqualität ein bisschen verbessern – damit die Gemeinde am Minjiang-Fluss bald wieder aufleben kann." Mehrere Projekte der Hilfsgruppe aus Zhuhai, wie die Mianchi-Grundschule oder ein Kulturzentrum, wurden aufgrund ihrer herausragenden Planungs- und Bauqualität in Sichuan ausgezeichnet.

Tourismus stärken

"Nachhaltige Entwicklung" ist für den Wiederaufbau ein wichtiges Stichwort. Die Gruppe aus Zhuhai habe die Geschichte, Kultur, Natur und Geographie von Mianchi ausführlich studiert und anhand dieser Faktoren Entwicklungsmodelle für die Zukunft erstellt.

60 Prozent der Bevölkerung Mianchis gehören der Qiang-Minderheit an; 20 Prozent sind Tibeter, der Rest Han-Chinesen und Angehörige der Hui-Nationalität. Jetzt liegt der Schwerpunkt der Hilfsgruppe auf dem Aufbau einer Tourismus-Infrastruktur, die einer nachhaltigen wirtschaftlichen Entwicklung zuträglich sein soll.

"Die Dörfer der Qiang-Minderheit, also das Sanguanmiao-Dorf, die Mianchi-Gemeinde und die Qiangfeng-Gemeinde, werden für Touristen ausgebaut, wichtige Sehenswürdigkeiten wie die Heimat von Dayu und die Wohnung des Stammeshäuptlings wollen wir besonders hervorheben", erklärt Chen Renfu.

Die Verkehrsstruktur der Gemeinde ist günstig; viele Autobahnen führen durch das Gebiet. Unterhaltung, Erholung und Sightseeing sind hier problemlos miteinander in Einklang zu bringen. Der Ausbau des Tourismus wurde von der Regierung bereits genehmigt, die Kosten belaufen sich auf mehrere hundert Millionen Yuan. Zhuhai wird davon mehr als 100 Millionen übernehmen, für die restliche Summe werden noch Investoren gesucht.

Der tüchtige Unterstützer Chen weiß auch gleich Rat, wie sich die Dörfler den neuen Verhältnissen anpassen können: „Sie müssen halt ihr Weltbild ändern und ihre Lebenspraxis zurechtrücken, um mit der Entwicklung des Tourismus Schritt zu halten. Aber das wird schon klappen!"